Was die Ökonomie der Tsclierkessen betrifft, so liaben sie
so wohl Ackerbau, als auch starke Viehzucht. Am meisten säen
sie Hirse, woraus sie Brey kochen und allerley Gebackenes und
Fladen machen, auch ein gewöhnliches Getränk bereiten, welches
von ihnen H a n tk u p s , von den Terekschen Kasaken aber Jan-
z o c h genannt wird. Ferner säen sie Mays, der auf Reisen und
Feldzügen zur Nothspeise dient. Sie bauen auch einiges Gartengewächs,
als gelbe Möhren, Rüben, Kohlrüben, Zwiebeln,
Kürbisse, Wassermelonen, und dergleichen. Aus dem wilden
Hanfe bereiten ihre Weiber sehr starken Zwirn, verstehen aber
keine Leinwand zu weben.
Ihr Vieh besteht hauptsächlich aus Ziegen, Schafen, Rindern
und Pferden. Ihre Schafe, die eine langschwänzige Race
und gemeiniglich weifs sind, tragen eine feine Wblle, die sie
zu Markte bringen, so wie auch sehr gutes, aber schmales und
ungefärbtes Laken von ihren Weibern häufig gewebt und, so
wie ganze, fertig genähte Oberkleider daraus, verkauft werden.
Aus der gröbern und schwarzen machen sie ihre Filzmäntel.
Ihr Hornvieh ist klein und wird zum Ziehen zweyrädriger
Wagen oder Alben gebraucht. Es geht leicht auf den Gebirgen
und hat, wie die Krymischen Gebirgochsen, die Eigenschaft,
dafs es nicht so schwer und langsam ist, wie das grofse Ukrainische
Vieh, sondern in einem starken Trotte läuft.
Das Wichtigste ihrer Ökonomie is t, wie man von schwärmenden
Rittern wohl erwarten kann, ihre Pferdezucht. Diese treiben
sie so eifrig und so sorgfältig, wie die Araber. Sie suchen da-
bey nicht allein Schönheit, sondern auch Stärke, Dauerhaftigkeit
gegen Hunger und Strapazen, und Schnelligkeit im Laufe, weil
das Glück ihrer Ritterzüge von der Güte ihrer Pferde abhängt.
Fast jede fürstliche und Ritterfamilie rühmt sich einer beson-
dern Race von Pferden, und brennt ihr angenommenes Zeichen
den Füllen von reiner Race auf die Hüfte, wobey so gewissenhaft
verfahren w ird , dafs derjenige, der ein solches Zeichen
edler Herkunft einem gemeinen Füllen auf brennen vvollte, sonst
am Leben gestraft wurde. Die berühmteste Race von Tscher-
kessischen Pferden, welche im Besitze der Tausultanischen Familie
ist, hat den Namen S ch a l o ch . Diese nicht so sehr durch
vorzügliche Schönheit, als durch Stärke, Schnelligkeit und
Dauer im Aushalten geschätzte Race ist noch ganz besonders
durch einen ganz vollen Huf, ohne Pfeil, charakterisirt. Ich
hahe auf dem hier beygefügten Blatte, welches alle verschiedene platte 21.
Zeichen der berühmtesten Tscherkessischen und Abassinischen
Pferderacen enthält, so wohl die Zeichnung dieses besondern
Hufes, als das Merkzeichen des S ch a l o ch s voran gesetzt. —
Die Pferde von T r am k t und L o f unter den Äbassen, und von
M is a o s t in der grofsen Kaharda werden auch, so wie die Persische
Race T s c h e p a la u , vorzüglich geschätzt; mehrere andere
zu geschweigen, deren Namen und Zeichen auf dem erwähnten
Blatte zu sehen sind.
Sie halten auch Federvieh aller Arten, Kalkunen von besonderer
Schönheit und Gröfse, Hühner, Gänse und Enten. Ihre
Bienenzucht ist beträchtlich und wegen des berauschenden Meths,
der ihr Lieblingsgetränk ist, ihnen besonders werth. Sie halten die
Bienen in Körben mit einem Untersatze auf der Erde und führen
Pa l l a s K . V B. D d d