nach und nach die Hände dem Ackerbaue entziehen wird. —
Viel dienlicher wäre eg, wenn sie Maulbeerbäume pflanzen und
Seide ziehen, möchten, welche Zucht neben dem Ackerhaue ganz
wohl bestehen kann und dem Landmanne viel Vortheil bringen
würde. Die Art, den Maulbeerbaum aus Samen zu ziehen, ist
auch überaus leicht, da man nur eine rauhe Schnur von Hanf
mit gequetschten reifen Maulbeeren bekleben und in Erdfurchen
auf feuchtem Boden begraben darf, woraus die Bäumchen so
willig und dicht aufschlagen, dafs man sie im zweyten Jahre an
ihre Stellen in Gruben etwas tief aus einander pflanzen kann,
da sie denn in allerley Böden fortkommen.
Den l^ten September Nachmittags wurde die Reise von
Uswä t fortgesetzt. So wohl ober- als unterhalb des Dorfes
liegen , am Rande der hohen Steppe, mehrere sehr grofse und
mittelmäfsige alte Grabhügel zerstreut. Anderthalb Werste oberhalb
des Dorfes liegen deren mehrere an dem Orte beysammen,
wo das oben erwähnte Tatarische Bethaus oder Ma l y e Ma d s h a r y
gestanden hat.
Die Steppe erhöht sich merklich zur Suchaja (trockenen)
Bibala oder B u iw a l l a , wie es die Russen aussprechen. Dies'
ist ein salzhafter, jetzt wasserloser Graben, der auf zehn Werste
aus der Steppe herzieht und das Schneewasser im Frühlinge ableitet.
In der obern Gegend derselben befinden sich Kalmückische
Wassergraben, auch haben daselbst zw e y Tatarische
Ca p e l l en gestanden, die von den Neubauern, um der Ziegel
w illen , völlig zerstört worden sind. Dieser Wassergraben
kommt acht Werste von Uswä t und sieben von P o k o in o e
Se lo, wo wir heute unser Nachtlager nahmen, zur I lum a ,
und machte Anfangs die Grenze zwischen diesen beyden Dörfern
' aus. — Das hohe Land jenseit der Kuma ist immer
noch viel erhabener, als die diesseitige Steppe, und ehe man
die B ywa l l a erreicht, zeigt es '.sich längs einem Nebenarme, den
der Strom auf der rechten Seite schon oberhalb P o k o in o i ab-
giebt, ziemlich abgestürzt und von Regengerinnen durchschnitten
; dagegen die diesseitige Steppe liier unmerklich gegen die
Wiesengründe abschiefst.
Das grofse Kirchdorf P o k o in o i ist aus zusammengebrachten
Russischen Neubauern verschiedener Gegenden entstanden,
deren Anzahl bey der Stiftung über 1100 männliche Köpfe betrug,
jetzt aber bis auf 561 zusammen geschmolzen ist. Wegen
der Dürre der nahen Steppe und der überhand nehmenden
Menge von Z i e s e ln , die im trockenen Boden lieber graben und
der Saat höchst schädlich sind, haben die hiesigen Bauern ihre
Äcker mehrentheils aufser ihrem Grenzbezirke, jenseit der M o -
kraj a B yw a l l a , auf der fruchtbaren, niedrigen Fläche des
gr o f s en Ma d s h a r y angelegt, weil dieses, sonst einer Deutschen
Colonie angewiesene Land jetzt unbesetzt ist. — Auf
der Kuma ist bey dem Dorfe eine elende, auf hohlen Balken
schwimmende SchifFmühle, welche fünf Bauern in Gemeinschaft
gehört, und eine eben so elende Brücke. In der jenseitigen bu-
schicht schilfigen Niedrigung giebt es viel wilde Reben, die jetzt
P a l l a s R. u jG- Qq