Auf der zehnten Werst folgt wieder eine kleine Kluft, und
gleich darauf erhebt sich ein ungleich aufgeworfener, doppelter
Hügel, S c h i s k in B u g o r genannt, der dem .Flüsse ein von
sechs bis auf zehn Faden erhöhtes, brandes Ufer machte das eben
jene, weifsen Steinlagen, aber sonderlich unten, dünner und etwas
gewellt oder zerstürzt, hin und wieder mit' Müscheiabdrücken
zeigt. Air dem südlichen Ausgehenden des Hügels sind die Sandlagen
weich und voller Löcher der Uferschwalben; am Fufse des
Ufers aber liegen,, gleich über der niedrigen Wasserlinie, häufige*
grofse, harte, oval abgerundete Knauer, . oft ein Paar Arschinen
grofs, welche, voll Abdrücke zweyschaliger Muscheln sind. Diefs
sind durch einen Kalkschufs versteinerte Nester,; die im Sandlager
gesteckt haben, und die der Frost, nachdem sie blofs gespült
worden, theils lagenweise, theils ins Kreuz zerklüftet. — Der
also weitausgebreitete südliche Fufs des Hügels dauert, in dieser
Beschaffenheit, bis an den 15 Werste von K amy s c h in sich öffnenden
S c h i r o k o i (breiten) Bu j e r a k , unterhalb welches; wieder
ein niedrigeres, oft eingekerbtes Ufer, gleich darauf aber der
Ko s i e B u g o r (Ziegenhügel) folgt, an dessen abgestürztem
Fufse wieder eine Menge zerklüfteter Knauer liegen. Dieses endiget
wieder bey dem Kos ie Buje.rak (Ziegenschlucht), und
von da bis zum untern Ko s i e Buj e r a k ist nur niedriges Ufer,
ohne sichtbare Flötze, weil sich die Höhen vom Flusse zu entfernen
scheinen.
Dann aber folgt die sogenannte A n t ip o f s k o i Ur o t s ch i -
s cht s che , wo hohe Sandflötze, mit versteinerten Knauern, bis
an den Bach und die Kluft An t ip o fk a liegen. Unter diesen
Knauern finden sich liier, sonderlich nahe bey A n t ip o fk a ,
grofse Massen oder Conglomerate voll häufiger, mit Sandmäterie
ausgefüllter Muscheln, deren Schalen calcinirt und fast verzehrt
sind. Man findet darunter grofse gemeine Kammmuscheln, einige
Bucarditen, viele Telliniten, viele, gröfsere Turbiniten, und sonderlich
ganze Lagen dicht voll kleiner gestreifter Turbiniten,
einerley Art und Grofse,- auch einzelne -Volutiten, Entaliten
und Stücke von Knochen. Kurz, alles Seeschalen, die nicht
in der Caspischen See zu Hause, sondern wahrscheinlich
der Niederschlag einer altern Fluth sind. Man findet hier
auch Knauer , die von aufsen deutlich aus zusammen gebackenem
groben Quarzsande bestehen,, im Innern aber in
eine feste Quarzmasse. wie zusammen , geflossen sind. — An
diesem Antipofschen Ufer und weiter hin bis Boly l t l e a,
werden durch gefangene Verbrecher' Bausteine gehauen , die
man zu1 Krohgebäuden nach Astrachan und anderwärts verführet.
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Wir übernachteten in A n t ip o f k a , wo, so wie auf den
übrigen vormaligen' Wohnsitzen der Dübofskischen oder Wolgi-
schen Kasalten, welche seit, fünfzehn Jahren nach der neuen Kaukasischen
Linie versetzt worden sind, statt ihrer, nunmehr Bauern
aus ' der Pensischen, Tambofsehen, Woronesischen, Räsanischen,
Moskowischen, Simbirskischen und andern Statthalterschaften
, gröfsten Theils freywillig, als Neusiedler angesetzt
worden, die auch noch jetzt vermehrt werden und deren an
der ganzen Wolga herunter mehrere Dorfscliaften entstanden
sind.
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