gar nicht mehr verglichen werden kann, und in Statur, Anselm
und Munterkeit, bey seiner jetzigen Verfassung sehr gewonnen
hat. Es sind eben diejenigen, welche von den Kalmücken, ehe
selbige die Wolgische Steppe einnahmen, unterwürfig gemacht
und als Steuerpflichtige mit über den Jaik genommen worden,
wo sie bey der Horde der Torgotischen Chane, als Unterthanen,
doch mit Beybehaltung ihrer Mahometanischen Religion und
Gebräuche, bis zum Abzüge dieser Horde *) verblieben, damals
aber sich mit gewaffneter Hand dem fliehenden Haufen zu folgen,
weigerten und seitdem, als Russische Unterthanen, in die
Kislarische Steppe versetzt worden sind, auf welcher sie, zwischen
dem Kuma und T e r e k , frey mit ihren Herden herum
ziehen. Sie sind reich an Kameelen, Hornvieh, Schafen und
Pferden, von welchen letztem sie eine viel schönere Art, als
die hagere, schmalbrüstige Kalmückische ist, hochwüchsig, fast
nach der Englischen Bildung artend, dabey stark’ und dauerhaft,
hai thufig und schnell, bey sich erziehen. Sie wohnen unter
Filzgezeiten, die den Kalmückischen völlig ähnlich sind, und
haben keine andere Feuerung, als trockenen Kuhmist und Schilf.
Ihre Nahrung ist von gesäuerter Milch und Fleisch, aufser weniger
Grütze und Mehl, die sie von den Russen kaufen. Sie
ess,en Pferdefleisch vorzüglich gern. — Aufser Schufspferden
und Kriegsdiensten sind sie zu keinen Abgaben verpflichtet,
scheinen sehr glücklich zu leben, und stehen unter einem
y S. Sammlung historischer Nachrichten über die Mongolischen Völkerschaften,,
e r s t e r Tfiuei.1 S. 5 p.
besondem Vorgesetzten (Pr i s taf ) , der hier einen guten Posten
hat, und mit mehrern Dollmetschem unter ihnen wohnt, ihre
Händel, wozu sie sehr geneigt seyn sollen, schlichtet, und über
ihr Betragen wacht. Man hat oft geargwohnet, dafs sie wieder
über die Wolga und den Jaik zurück zu gehen und sich wieder
zu ihren Brüdern zu schlagen im Sinne hätten; es ist aber bey
ihrem jetzigen Wohlstände, und da die Alten nach und nach
aussterben, ein solcher Abfall kaum mehr glaublich. Der einzige
Mangel, den sie leiden und worüber sie klagen, ist der
Mangel an süfsem Wasser in ihrer Steppe, besonders im Sommer
und Herbste. Verschiedene unter ihren Ältesten sind mit
Militärrang begnadigt worden, und alle Reiche quält der Ehrgeiz
zu eben diesem Vorzüge zu gelangen. Ihre Anzahl mag
sich wohl über tausend Gezelter belaufen. Sie sind ein rasches, platte
wohlberittenes, dabey höfliches, dienstfertiges und redseliges,
äufserSt müfsiges Volk. Gemeiniglich reiten sie mit zierlichen
Bogen und Köchern bewaffnet und sind im Bogenschiefsen sehr
geübt. Sie haben reiche Gürtel und Säbel und kleiden sich gern
in carmesinrothem Tuche und mit Tressen, welches kein anderes
Steppenvolk so allgemein thut. Die meisten tragen auf dem blo-
fsem Kopfe runde, mit schwarzen Lämmerfellen besetzte Mützen
wie die Polnischen. Den Kopf scheren sie ganz kahl und viele
auch den Stutzbart. Die Alten aber lassen den Bart unter dem
Kinne am Halse wachsen. Ihre Weiber und Mädchen gehen
völlig den Nogaischen ähnlich gekleidet; die Weiber tragen auch,
wie die Astraclianisclien Tatarinnen, einen Ring in dem einen
Nasenläppchen.