S a l z s e e n
im Kra-
sno i j ar i -
s chen.
Ich. übernachtete heute etwas unterhalb unsers Landungsplatzes,
an dem so genannten K a r r d u a n s k o i Urnen, einem
Wasserbusen oder See, der einen Ein- und AusfluTs vom K i-
ga t s ch erhält, und an welchem, wegen eines nahe gelegenen
Salzsees .der Steppe, Ka r r - duan genannt, Wacht gehalten wird.
Die Benennung Ka r r - duan ist Tatarisch (von Ka r r , Schnee,
und duan, thauen) Und rühret daher, weil auf der sandigen,
hohen Steppe hier herum kein Schnee haftet.
Der Sa l z s e e hier enthält eigentlich kein reines Kochsalz,
sondern einen Satz, der theils aus Kochsalz, theils aus Bittersalz
besteht, und für die Astrachanis che Apotheke auf Contract gebrochen
wird, um daraus das so genannte Sol-AslracKanen.se und
Magnesia für alle Apotheken zu bereiten. Der See ist etwas
mehr wie eine halbe Werst von dem Ufer des Wolgabusens,
OSO. über eine flache Steppenhöhe weg, und rund umher von
der höhern Steppe sanft einsinkend, wie in einem Kessel gelegen.
Es ist ein’ ganz flacher und seichter See, in dem nirgend
einer Arschine tief Sole steht, und über dessen Spiegel die Steppe
zunächst etwan einen Faden senkrecht erhöhet seyn mag. Er ist
länglich, erstreckt sich mit einiger Krümme von SO. gegen NW.
auf vierhundert Faden, und ist kaum sechzig Faden breit.
Am südöstlichsten Ende geht von selbigem ein etwas höher gelegenes,
schmales Thal fort, etwan 25 Faden westwärts, welches
sich am Ende in einen kleinern Salzgrund erweitert, der
(von O. nach W .) an 70 Faden lang ist, und in den, bey gewissen
Winden, die Sole aus dem Salzsee übertreten soll. Der
Boden dieser Gründe und des Sees ist der bey allen Salzseen
gewöhnliche,' schwarze, hepatisch stinkende Schlamm. Darüber
liegt, bey trockenem Sommerwetter, eine mehr oder weniger
starke Rinde des mit Sand vermischten Salzes, die gewöhnlich
oben nur Küchensalz, unten aber Bittersalz ist, beydes unkenntlich
krystallisirt. Yermuthlieh ist diese Erscheinung dem frühem
Niederschlage, des leichter krystallisirenden Bittersalzes zu-
zusclireiben. — Jetzt war, nach dem gehabten ziemlich starken
Regen, das schon im Krystallisiren gewesene Salz gröfsten Theils
wieder geschmolzen. Nur im Tiefen des Sees lag eine Schicht
loser, unregelmäfsig eckiger Kochsalzkörner; wie denn das Kochsalz
über die Hälfte des Gehaltes der Sole auszumachen scheint.
Die Salzpflanzen am Rande dieses Sees waren: Nitraria, in
ausgespreiteten Sträuchen, Salicornia strobilacea und foliata aufrecht
, und Prankenia hirsuta. Auf der höhern Steppe standen :
Astragalus tragoides und alopecuroides, Ephedra monostachya, Axy-
ris ceratoides in grofsen Sträuchen, Hypecoum peridulwn, Cheiran-
tus nitrarius *), und Ranunculus fälcatus.
Den Qten May früh ritte ich nach dem, weiter unten, aus
dem Ki g a t s c h in die Steppe auslaufenden blinden Arm, L e -
d ä n e z k o i Jer ik (Eisgraben), wo auch, bey der so genannten
L e d ä n e z k o i Pr i s tan, dem Orte, wo die Salzfahrzeuge'laden,
ein Cordonposten und eine Salzwache ist. Etwan hundert Klaftern
davon, steppeinwärts, liegt in einem flachen Grunde ein ovalrunder,
ungefähr 200 Faden im Durchmesser grofser Kochsalzsee,
* ) Cheiranthus an littoreus. P a l l a s R e i s e iw c y t e t T h e i l , A n h a n g ,
7 4 1 .,n. 115. P l a t t e K. F i g . 2.
Pallas R. i r B. o