haben sich nach und nach mehrere, theils beweibte, theils unbeweibte
hier angesiedelt, so dafs das Dorf bis auf 160 Höfe
angewachsen ist, in welchen bis 600 steuerbare Köpfe von 15
bis 60 Jahren, aufser etwan 200 unbeweibten, gezählt werden,
welche letztere auf Pässe bey den Fischereyen dienen. Seit vorigem
Jahre hat die Herrschaft (Fürstinn Wä s ems k o i ) auf Verlangen
der Bauern, die jetzt durch ihre glückliche Lage, zu ruhigen
Unterthanen geworden sind, einen Geistlichen, der ein in
Ki s l a r geborner Georgianer ist, für die Gemeine kommen, und
auch eine kleine hölzerne Kirche bauen lassen. Die Bauerhäuser
sind in ordentlichen Strafsen, weitläufig, und so gut, als es
der Holzmangel dieser Gegend erlaubt, zwar klein, aber doch
ordentlich erbauet und mit Thon beworfen.' Ein gutes, mit einem
Garten versehenes herrschaftliches Haus giebt den Durchreisenden
in dieser wüsten Gegend einen bequemen Aufenthalt. — An der
Ostseite des Dorfes, auf einem absinkenden Vorlande, um welches
die Kuma unterhalb der Mühle einen weiten Bogen macht, hat
der hiesige gute Ökonom T oma s c h e f s k y , ein Pole, der diesem
Dorfe seit sechs Jahren vorsteht, durch Ausrodung des
Strauchholzes und der Schilfwurzeln, einen Anfang zu einem
Wein-, Obst- und Maulbeergarten gemacht, der zu künftigem
Nutzen Hoffnung giebt. Man hat sich auf die Reben der
schwarzen Donischen Trauben eingeschränkt, die, weil sie früh
reifen, nebst den weifsen kernlosen Kyschmisch, die nützlichste
Traube für diese Gegenden ist. Der We in s t o c k wächst in dem
lehmigen, nur einen bis zwey Faden über dem Flusse erhöhten
Boden ohne Bewässerung vortrefflich und w ird, da man ihn in
Lauben ziehen will, lang geschnitten. Man hatte schon erträglichen
Most davon gekeltert. Die Ma u lb e e rb ä ume wachsen
hier so schnell, wie- Unkraut, so dafs vierjährige Pflanzungen
mehr als armsdick und anderthalb Faden hoch ausgebreitet da
stehen. Ungepfropfte P f i r s i c h e n halten liier, so wie Zwetschgen
im offenen Lande aus und werden nicht in Spalieren gezogen.
Man wickelt sie zum December etw'as mit Stroh ein und
läfst sie im Februar wieder frey.
Zur S e id e n z u c h t hat der hiesige Ökonom einen kleinen
Anfang gemacht. Man hatte den Vorsatz, eine besondere Abtheilung
des Dorfes für ausgewanderte Georgianer anzulegen,
die diesen Zweig der Landwirthschaft sehr vermehren würden.
Man könnte überhaupt am K uma , am T e r e k und in Tau-
r ien so viel Seide ziehen, dafs Rufsland mehr, als seinem eigenen
Verbrauche genügen könnte. Allein dazu gehören nothwendig
auswärtige, besonders Asiatische, Dalmatische, Griechische
und Italienische Colonisten, weil der Russische Landmann auf
keine Weise an die Seidenzucht zu bringen ist. Was jetzt am
T e r e k und in As t r a chan von Seide gewonnen wird, erzielen
Armenianer, Georgianer und einige Kasaken, die das Vorurtheil
überwunden haben.
Die Hauptbeschäftigung des Russischen Bauers, der A c k e r bau,
ist in dieser Gegend so leicht und ergiebig, als wohl wenig
Beyspiele sind. Man reifst ein w ild es, wohlbegrasetes
Stück Land im Frühlinge ein Mal mit dem grofsen Pfluge auf,
besäet es mit Hirse und egget. Im zweyten Jahre wird dieses
Land mit dem so genannten Ra lo , einer Art von schwerer, mit
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