zuletzt unter dem Namen der Ku b a n i s c h en Ta t a r en bekannten
Volkes, sind erst seit zwey Jahren wieder aus der
Gegend um den K u b a n , auf diese schönen Weideplätze versetzt
worden, wo sie endlich Ruhe und Uberflufs geniefsen,
anstatt dafs sie dort zwischen den Tscherkessen und Kalmücken
in beständiger Fehde lebten. Noch ist die hiesige Steppe für
ihre Herden zu weitläufig, allein mit der Zeit wird sich ihr
Viehstand vermehren und ihre Zahl zunehmen. Der gewesene
Gouverneur von Taurien, Geheimer Rath v o n She gu -
l in hat das Verdienst, dafs er durch Austheilung von Saatkorn
und Aufmunterung des Ackerbaues dieses sonst noma-
disirende Volk zu fleifsigen Ackersleuten gemacht hat, die den
meisten schönen Sommerweitzen (A r n a u t k a ) zur Ausschiffung
nach dem Handelshafen K o s l o f oder Eu p a to r i a zuführen.
Ja sie werden bald dahin gebracht werden, sich ordentlich
in festen Winterdörfern anzusetzen. Sie haben keine
Kameele und ihr R in d v i e h ist klein, wie dasjenige der
Tscherkessen und der Taurischen Bergtataren, läuft aber auch
eben so leicht und schnell im Trotte, wenn es an den zwey-
räderigen Karren (A r a b ä ) , auf welchen sie ihr Hausgerä-
the und Hütten führen, vorgespannt ist. — Ihre P f e rd e
sind grofsen Theils schlecht und klein , mit Schweinshälsen
und vorausgestrecktem Kopfe , aber stark , willig und dauerhaft.
— Schaf e haben sie von der gemeinen Taurischen
_Art, mit langen, halbfetten Schwänzen, die nämlich oben
mit Fett länglich gepolstert, am Ende rund und mager sind.
Sie ziehen, mit ihren Herden im Sommer längs den Bächen
nordwärts, bestellen ihre Weitzen- und Hirsenäcker an entlegenen
Orten und überlassen sie, bis zur Ernte, ganz der
Natur. Gegen den Winter nähern sie sich wieder dem Ufer
des Asowschen Meeres, wo sie das Gras geschont, auch
wohl einen Heuvorrath in den Gründen vorbereitet haben. —
Am Bache Mo lo s ch n a zieht eigentlich der Stamm Jedis-
s a n , dessen von der Regierung eingesetztes Oberhaupt, Ba-
jas id B e y , zugleich über die beyden andern Stämme zu
befehlen hat. Am Bache Ka r s a k hat die Ulus Dsliamb
o i l u k , und am Be rd a die Ulus J e t i s chku l ihre Weideplätze*
Alle drey zusammen werden jetzt, die oben schon
erwähnten, am Kuban zurückgebliebenen No g a i e r ungerechnet,
auf 5000, Mann geschätzt: Jedi s san zählt 5425,
J e t i s chku l 533, und Ds h a in b o i lu k 1103 Köpfe. Sie
werden zum Melit'opolskischen Bezirke des Taurisclien
Gouvernements gerechnet, dessen Kreisstadt noch nicht bestimmt
ist* Sie haben keine fürstliche; Familie unter sich, sondern
nur Mu r s en oder Edle. Unter diesen sind besonders
die beyden Familien S u b a n - k a s i und E d e i - o g l u sehr geschätzt
und eignen sich den Titel B e y (Fürst) zu.
Diese Nogaier , wie ihre Brüder an der Caucasischen
Linie und an der- Achtuba * ), -wohnen in kleinen Filzhütten
( J ü s ) , die höchstens vier bis fünftehalb Arschinen im
Durchmesser haben, und, wie die Kundurofskischen nicht
aus einander zu nehmen sind, sondern ganz, von zwey
*) Siehe ohen S. 4oß u. f.
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