R e i s e
a u fA s t r a -
c h a n.
dieser Seite liegt eine Vorstadt, aufser welcher, auf der Steppe,
der Kirchhof mit einer ansehnlichen steinernen Kirche liegt,
deren zwey Thürme eine vergoldete Kuppel haben. Der Ort ist
ziemlich ansehnlich, nahrhaft, und innerhalb der Festung wohlbebauet;
die Fischerey ist einträglich und beschäftiget den gröfs-
ten Theil der Einwohner.
Die Wo l g a ist hier von grofser Breite, ungeachtet einige
sandige Inseln darin liegen, und an der Ostseite noch ein mächtiger
Strom, unter dem Namen Wo l o d ime r o f k a , davon abgeht.
Bey dem geringsten Sturme schlägt sie hier so fürchterliche
Wellen, als ich kaum irgendwo in einem Strome, aufser
irt der Themse, unterhalb London, gesehen habe. Bey hohem
Wasser soll sie hier nicht viel unter und über 30 Fufs steigen.
In dem hohen aus Sandmergel grofsen Theils bestehenden Ufer
findet man auch hier die zwe y s c l i a l i g e n Mu s c h e ln der Cas-
pischen See, verschiedener Gattungen, häufig eingestreuet. Es
finden sich auch kleine platte Steine von der Gröfse eines Rubels
oder Guldens, die aus einem leichten gelblichen Thone bestehen
und im Wasser eine Zeit lang schwimmen, ehe sie untergehen.
Se l eni t zeigt sich hier und an mehrern Orten des
Wolgaufers in zerstreueten Krystallen.
Den asten setzte ich meine Reise fort. Tatarische Grabhügel
sind rund um T s c h e rn o j a r s l t nicht selten, aber mehren-
theils ohne Gehalt, weswegen sie auch ungestört geblieben sind.
Vielleicht mögen es neuere Nagaisclie. Gräber seyn. — Die
schöne Niedrigung ( S o l ä n i k owo Sa imi s t s che ) , unterhalb
der Festung, wimmelte jetzt von unzähligem Wasserwilde, Gänsen,
Enten aller Arten, Kranichen, Reihern, Gesellschaften ziehender
Weihen, u. dergl.
Gr a t s c he f s k o i Vorposten, wohinwärts man noch einige
Sandhöhen zu übersteigen hat, wird jetzt 32 Werste gerechnet.
— Gegen den Posten We r t l ä n s k o i (33 Werste) wird die
Steppe sandiger und hügelicht. Der heftige, an der Wolga unausbleibliche,
südöstliche Frühlingssturm, der schon gestern angefangen,
und heute noch zugenommen hatte, trieb uns allen
Sand und Staub gerade in das Gesicht.
Nach Ko p a n o f s k o i (21 Werste), dem nächsten Kasaken-
städtchen, folgt wieder Lehmsteppe. Hier fing Tulipa Gesneri,
roth, gelb und geflammt, den so genannten Duc ean Toll
genannten Frühtulpen ganz '■ 'ähnlich, jetzt häufig zu blühen
an; Tulipa biflora hatte schon* verblüht. Die kalten Nächte
aber dauerten fort, und man sähe in der Ferne' die Steppe
brennen.
Den Listen gieng ich auf Jenataef ka. Nicht weit von
Kopanofskoi wird die Steppe hügelicht und ist mehr sandig,
als lehmig; doch ist der Sand, gleich unter der Oberfläche, mit
Lehm gebunden. Alle Pflanzen haben Mer ein zartes und mageres
Ansehen, wie sonst auf Sandfeldern. Ornitkogalum bulbi-
m 'um war, sonderlich in den Gründen, wie gesäet, zuweilen
mit sieben bis acht Staubfäden und acht Blumendecken. Die
weifse Tulpe zeigte sich noch einzeln. In der Niedrigung fingen
die Weiden und Pappeln an zu grünen. — Wo die Steppe
hügelicht ist, sind in den Grüften des Wolgaufers El ephan -
t eng ebe ine gefunden worden, wovon ich einen Kinnbacken,
Pallas R. i r B. M