mitten in den Strom der weit ergossenen Wo l o d ime r o f k a
Wo l o s c h k a gekommen, da der Wind so stürmisch und die
Wellen so stark wurden, dafs unsere zelinriemige Schaluppe alle
Augenblicke in der äufsersten Gefahr war und die Wellen uns
nicht wenig näfsten. Noch mehr wurde uns für das Fahrzeug
mit unsern Wagen und Sachen hange, bis wir es auf der andern
Seite dieses Nebenflusses .an eine Insel anlegen und unter
deren Schutz weit hinter uns anrudern sahen. Wir setzten,
nicht ohne augenscheinliche Gefahr, unsere Fahrt im Freyen
fort, und verloren das andere Fahrzeug bald aus dem Gesichte.
Mit genauer Noth erreichten wir endlich, nachdem die Ruderer
alle ihre Kräfte schon erschöpft hatten, das jenseitige Ufer der
gröfsern Wo l g a , konnten aber die Ländecke, welche das Ufer
gleich oberhalb der Festung T s c h e r n o i j a r s k macht, und wo
die Brandung jetzt gar zu gefährlich war, nicht vorbey kommen,
sondern stiegen oberhalb derselben an das Land und gien-
gen zu Fufse nach der Festung, wo w ir, bey fortdauerndem
Sturme, nicht ohne Besorgnifs, auf das andere Fahrzeug den
ganzen Tag und die ganze Nacht warteten und erst am andern
Morgen unsere Wagen ankommen sahen.
Den 25sten machten wir uns vergnügt auf die Rückreise
nach Sarepta, wo wir gegen den Anbruch des folgenden Tages
anlangten.
Der Juniu s bot mir in der für die Botanik und Insecteu-
kenntnifs so vortheilhaft gelegenen Gegend'von Sarepta so
viel Beschäftigung dar, dafs ich auf ferne Reisen nicht dachte.
Im Jul ius hielt mich, theils die überhand nehmende Hitze,
welche durch die auf bey den Seiten der Wolga weit umher
herrschenden Steppenbrände auf einen unerträglichen Grad vermehret
wurde, theils die Krankheit meiner Tochter, die zu einer
Zeit, da die Blattemepidemie, welche in Sarepta vom Anfänge des
Winters an heftig geherrscht hatte, schon aufzuhören anfing, von
dieser Krankheit (ganz zuverlässig zum zweyten Male) befallen
wurde, wider Willen auf.
Indessen wollte ich doch eine Sommerreise in der jenseit R e
der Wolga gelegenen Steppe versuchen, gieng also den ßten Ju- “
liüs nach Z a r i z y n , welches eine Feuersbrunst, zwey Tage vorher,
fast ganz in die Asche gelegt hatte, um mich von dort
übersetzen zu lassen. Den 6ten fuhr ich über die Wolga und
reiste, über die zwischen derselben und der Achtuba gelegene,
mit kleinen Wasserarmen (Jeri lti ) durchschnittene Niedrigung,
18 Werste bis Be s r o dna j a Slo boda oder We r c h n e i Ach -
tu b in s k o i Gorodok. Die sandmergelige Niedrigung hat den
herrlichsten Heuschlag. Das schöne Eichengehölz derselben ist,
wie fast überall an der Wolga, mit Rüstern, Zwergulmen, Tatarischem
Ahorn, Pappeln, Weiden, Wasserholder und anderm
Gesträuche vermischt. Jenseit dem Ba r s k o i Jer ik , besonders
um den O Iowa toi J e r ik ’, finden sich darunter häufige, nicht
hochstämmige Maulbeerbäume, mit weifsen, schwarzen und
blafsvioletten Beeren. Weiln diese Bäume Überbleibsel Tatarischer
Cultur, wie man gemeiniglich dafür halt, und nicht wirklich
wild wären, so würden sie nicht auf unebenem, zuweilen
überschwemmtem Grunde, unter ändere Holzung weit zerstreut,
und wenigstens irgendwo in einer gewissen Ordnung da stehen.
i s e an
A cli -
P a l l a s R. i»* B. Y