und. das B e r d a flüfsclien hinaus und vom Asovvsclien Meere
nordwärts bis an den S ewe rn o i Do n e z . Jetzt da das sonst
für die angrenzenden Gegenden so verderbliche Wespennest der
Tatarischen Herrschaft theils zerstreuet, theils zu arbeitsamen
Bienen umgeschaffen ist, verdient der ganze, sonst wüste Landstrich
durch ileifsige Ackerleute bevölkert zu werden, die nodt
in vielen unfruchtbaren Gegenden zu dicht auf einander wohnen
und hier das vortrefflichste Ackerland vor . sich finden würden,
welches desto mehr der Cultur werth ist, da die Gelegenheit
zur Ausfuhre so bequem und günstig ist. Das Land um Tagan-
rog ist so fruchtbar, dafs man auf ungedüngten Neubruch vier
bis fünf Jahre nach einander Weitzen säen kann und oft zwanzig
bis dreyfsigfältig, ja in guten Jahren bis achtunddreyfsigfäl-
tig erntet. Die diesjährige Ernte, welche im Durschnitte nur
zehnfältig ausgegeben hatte, wurde hier für einen Mifswachs gerechnet.
Von Hirsen hat man Beyspiele gehabt, dafs von sechs
ausgesäeten, 120 Malter eingeerntet worden. — Gute Wirthe
haben hier auch zum Gartenbaue und zur Vermehrung aller
nützlichen Holzarten die herrlichste Gelegenheit: denn der genugsam
befeuchtete Boden bringt, bey der geringsten Cultur,
alles gleichsam von selbst und wuchernd hervor. Alle Obstbäume
wachsen zur Bewunderung schnell und bringen, auch unge-
pfropft, vorzügliche Früchte, besonders Aprikosen, Kirschen und
Äpfel. Erstere und die Pfirsichen halten im Freyen aus; Kastanienbäume
aber sind hier vom Froste getödtet worden. Hingegen
gedeihen die Maulbeerbäume aller Arten hier vorzüglich gut,
wachsen schnell, wie ich an einer Anlage von viel Hunderten
aus dem Samen erzogener zwey- und vierjähriger Bäume bemerkte,
die schon jetzt zur Seidenzucht grofs genug waren. Der Maulbeerbaum
schlägt hier um den 10ten May aus, wonach man sich
mit dem Auskriechen der Würmer zu richten hat. Bis zum 10ten
Junius ist man mit der Fütterung fertig, und die Würmer werden
sehr grofs, und spinnen starke Cocons. Um, nach der Bucharischen
und Persischen Art, mit Zweigen zu füttern, bleibt
dem Maulbeerbaume hier nur genau die Zeit übrig, um noch
bis Zum Herbste die neuen Triebe reif zu machen. Doch kann
der Maulbeerbaum in viel nördlichem Breiten von Rufsland fortgebracht
werden. Hier aber sind die kalten Seewinde so wohl
dieser, als der Wein cultur ungünstig und die Trauben reifen
selten gut. Zu wünschen wäre es, dafs man die im Bezirke von
Taganrog und Rostofsk angesiedelten Griechen und Armenianer,
durch Vorschub und Vortheile zur Maulbeer- und Seidenzucht
aufmuntern könnte, da diese Nationen dazu mehr Anlage haben.
Zur Anpflanzung von Eichen- und Ulmenwäldern, ist der
Boden hier überall geschickt, und alle Satzbäume würden, zur
Ersetzung des hiesigen Holzmangels leicht fortkommen. Was für
ein Vortheil wäre es nicht, wenn in dieser Gegend, der See so
nahe, Eichenwälder vorhanden wären, da das Zimmerholz zu
einem Kriegsschiffe von 50 Kanonen bis zur Rostowsclien Festung
zu transportiren der Krone bis auf 65,000 Rubel gekostet hat.
Zur Anlage der Dörfer kann jetzt, da es noch an Bauholz
fehlt, die Taurische Bauart, aus wilden Kalksteinen und Thon,
oder wo diese Steine nicht bey der Hand sind, aus ungebrannten
Ziegeln, oder aus beworfenem Flechtwerke, gewählt werden.