Den 14ten reiste ich nach Ge o r g i e f s k zurück. Es war
jetzt ini Werke, die Tscherltessischen Fürsten zu einer freywil-
ligen Wahl von ordentlichen Richtern unter sich zu vermögen,
um ihren endlosen Fehden ein Ende zu machen. Es .sollten
nämlich zwey Stammgerichte für die Fürsten, und zwey Adelsgerichte
für die Usdens oder Edlen, eingerichtet werden, deren
Mitgliedern vom Kaiserlichen Hofe Pensionen ausgesetzt waren.
Durch die Gegenwart und Verwendung des für die Kasa-
nischen Tataren etnannten Mufti,* und vermittelst einer bewaffneten
Mediation, die aus einem starken, am Baksanflusse stehenden,
und von dem Generalmajor S aw e l i e f commandirten
Lager bestand, hatte man auch die Fürsten dahin vermocht,
dafs eine Wahl von Richtern zu Stande gekommen w ar, die am
l5ten von den Geschlechtern der grofsen und am 16ten von der
kleinen Kabarda, dem Herrn Statthalter, General Iwan Wa s s i -
l i ew i t s c h Gu d owi t s c h in G e o r g i e f s k vorgestellt wurden.
Als Vorsitzer des fürstlichen Gerichts mit 200 Rubel Gehalt, war
für die Geschlechter von Mi s a u o s t und At a s h u k a der Fürst
Ds h a n g o t , Sedäks Sohn, und für die Geschleckter Bekmur sa
und K a i tu k a der kleinen Kabardey, Al i , Salatkireefs Sohn; — zu
Beysitzern, mit dem Gehalte von 150 Rubel, die Fürsten Murssa,
Karamursas Sohn, und A d i l ’g i r e i , Sohn von Temruk Hadshi, für
das eine und für das andere, Ata shu k a , Sohn Chamursas, und
At a shu k a , Kasis Sohn, gewählt worden. Die Adels-oder Landgerichte
bestanden für jede Kabarda aus einem vornehmen Usden
als Vorsitzer mit 130 Rubel Gehalt, und sieben adeligen und
geistlichen Beysitzen, die 100 Rubel zu geniefsen haben sollten.
Die Installirung dieser Gerichte, welche am Baksan ihre
Sitzungen halten sollten, wo jetzt das Lager stand, und-von
welchen man sich doch, bey einem so unruhigen Volke vorjetzt
noch wenig gute Wirkung und Dauer versprechen konnte,
veranlafste mich eine kleine Reise an das Gebirge, bis
zu gedachtem Lager zu thun, die ich den 1 gten September
antrat, und zwar in Gesellschaft des artigen und belebten
Muf t i .
Wir fuhren Morgens über den schnellströmenden und kie-
seligen P o d k uma , der zwar zur Linken, wo Ge o r g i e f s k liegt,
hohe Ufer, auf der andern Seite aber eine weite sanft ansteigende
Niedrigung, mit vieler Holzung und Gesträuche hat,
unter welchen die rothe Blasenkirsche häufig wächst. In dieser
buschigen Niedrigung fliefst auch der wegen einer alten steinernen
Bildsäule *) merkwürdige Bach Jetoka. — Wo man
aus derselben auf die freye Steppe kommt, sieht man zur
Linken einige Höhen, und ein Paar Werste weiter läfst man
sich auf eine weite, etwas absinkende Fläche nieder und
sieht in der Ferne den Absatz einer hohem Steppe, einem
steilen, mit Buchten sich weit erstreckenden Ufer ähnlich,
vor sich liegen. Diefs ist die Niedrigung, in welcher der
Bach Sa luk a oder S o l k a , 10 Werste von Ge o r g i e f s k ,
über Granitkiesel rinnet, neben welchem sich, recht unter
gedachtem U fe r , noch ein sumpfiger und schilfiger
*) Siehe G ü lc L e n s tä d t ’ s R e i s e .
P a l l a s R. i ' B. Y y