liegen an dem Flötzgebirge, worüber der Weg nach Georgien
führt.
Die T s e h e r k e s s e n überhaupt und besonders die K a b
a r d in e r wohnen in Dörfern, die sie von Zeit zu Zeit, entweder
wegen zunehmender Unreinlichkeit, oder wegen Unsicherheit
und andern Unbequemlichkeiten verlassen, nur das
beste Sparren- und Schirrholz, nebst ihrem Hausgeräthe mitnehmen
und den übrigen Rest verbrennen. Sie suchen sich dann eine
andere bequeme neue Dorfstelle aus. Wo sie etwas abgelegen
vom Wasser sich anbauen, da suchen sie durch kleine Verdämmungen
einen Nebencanal aus dem nächsten Bache zu sich zu
leiten, worin sie so geschickt, wie die Krymischen Tataren sind.
Sie bauen ihre Wohnungen in einem oder mehrern Kreisen oder
Vierecken dicht an einander, so dafs der innere Raum einen
gemeinschaftlichen, geraumen Viehhof vorstellt, der nur eine
einzige Pforte hat, von den Häusern ganz eingeschlossen und
davon gewisser Mafsen vertheidiget ist. Aufser den Kreisen steht
gemeiniglich das aus mehrern Gemächern bestehende Haus des
U sd en oder des Fürsten einzeln, und Irin und wieder stehen,
ebenfalls einzeln, viereckige, etwan zwey Faden weite Gaststuben,
mit einem Kamine, kleinen Divan und aller Bequemlichkeit,
zur Aufnahme für Ankömmlinge. Auch sind hin und wieder
im Freyen geflochtene runde Hütten mit einem; in die Erde gegrabenen
Abtritte einzeln hingebaut. Rund um das Dorf stehen
eingehägte Heu- und Kornhaufen, auch wohl auf der Erde befestigte
grofse Körbe mit Dächern, in welchen man das gedroschene
Getreide aufschüttet.
Die Häuser selbst sind längliche Vierecke, 4 bis 5 Faden Platte iß.
lang, nicht viel über anderthalb Faden breit, aus dicht gefloch-
tenem Korbwerke, welches von aufsen und innen mit Thon
dicht verschmiert wird. Auf den Stützen des Flechtwerks ruht
ein flaches Dach von leichtem Sparrwerke, welches mit langem
Grase gedeckt ist. Das ganze Haus besteht aus einem gro-
fsen Zimmer der Frau und einem kleinen Nebenzimmer der
Sclavinnen und Mädchen. Das grofse Zimmer hat eine Thür
von der Strafse her und eine nach dem innern Hofplatze hinaus
, in der andern Ecke, zur Linken vom Eingänge. An der
vordem Wand ist inwendig ein geflochtener und beworfener
Kamin mit einem geraumen Rauchfange und kurzem Schornsteine.
Neben demselben ist an demjenigen Ende des Zimmers,
wo der Ausgang nach dem Hofe ist, eine breite Ruhebank oder
Divan, mit geschnitzten Lehnen und guten Teppichen und Polstern
angebracht, und daneben ein Fenster nach der Strafse,
durch welches man in die Stube hinein steigen kann. Uber der
Ruhebank und an der ganzen Wand herum hängen, an Pflöcken
und Stangen, allerley Weibergeräth, Nähwerk, Kleider, Pelzwerk,
und an Querstangen unter dem Dache der eingesammelte
Vorrath von Türkischem Weitzen oder Mays in ganzen Ähren,
welche sie in der Asche rösten und die ausspringenden Körner
theils zur Leclterey vorsetzen, theils auf ihren Kriegszügen, nebst
ihren Hirsenkäsen, als einen gewöhnlichen leichten und hungerstil-
lenden Proviant mitnehmen. — Der Mann wohnt gemeiniglich in
einer besondern Wohnung und läfst sich, wenn Fremde gegenwärtig
sind, nicht gern bey seiner Frau sehen.
B b b 2