Caspischen Steppe und im heutigen Meere überall sieht, zu
einem unumstöfslichen Beweise, dafs die See vormals gegen vier
Faden höser an diesem Ufer gestanden hat. Dieses beweisen ferner
die losen aufgeschwemmten Lagen, welche gleich über dem
festen, alten Kalkflötze liegen. Gemeiniglich ist es eine zwey
Spannen, auch wohl darüber, mächtige Lage von breyiger Kalkmaterie,
welche die See vormals, durch das Aneinanderreiben
der Kalksteine und Muscheln hervorgebracht und mit groben,
weifsem Quarzsande vermischt, abgesetzt zu haben scheint. Oft
liegt darüber eine gewellte Lage ganz reiner, weifser, auch wohl
grober, gelber Quarzsand, und über diesen abgebrochenen
Grandlagen wieder eine, oft bis zwez Spannen dicke Lage weifser
Kalkerde, mit weniger oder mehr groben, scharfen, weifsdurchsichtigen
Quarzsande vermischt, worüber endlich das thonige
und lehmige, mit der schwarzen Damm- und Rasenerde bedeckte
Erdlager folgt. — An einem Orte fand ich, unter den obern
Lagen des Flötzes, eine kleine Lage ganz mürben, verwitterten
Muschelkalk, in welchem einige quarzig ausgefüllte und krystal-
lisirte Muschel- und Schraubschneckenkeme, deren Schalen verzehrt
waren, lagen, wie man dergleichen aus der Gegend von B o lo
g n a und aus P iem o n t , in Cabinetten hat.
Die weifse, mit dem scharfen Quarzsande gemischte Kalkerde
haben die hiesigen Griechen, am obern Rande des Flötzes
hin, häufig gegraben und beym Aufmauern ihrer Häuser, als
fertigen Kalkmörtel, sehr nützlich gebraucht. Bey der Stadt
sieht man auch eine Lage davon, unten, gleich über der ISTie-
drigung entblöfst.
Unter dem ganzen Kalkflötze sind, am Rande der Niedri-
gungj bey der Stadt, an vielen Stellen Brunnen, von anderthalb
bis drittehalb Arschinen gegraben und mit wilden Steinen ausgefüttert,
in welchen sehr gutes Wasser quillt. An der westlichen
Landecke, bey der Mündung des K a lm iu s , bricht ein starker,
lebendiger Quell, des vortrefflichsten kalten Wassers, unter den
Kalklagen hervor, den man etwas eingefafst und zum verschiedenen
Gebrauche eingetheilt hat.
Ich sähe hier eine Anzahl grofser Anker am Ufer stehen,
mit welchen man eine Brücke über den K a lm iu s hatte befestigen
wollen, wenn es der Monarchinn im Jahre 1784 gefallen haben
möchte, ihre Rückreise aus Taurien über Taganrog zu nehmen.
Man hatte zu dem Ende auch schon den Weg bis zum
Berdaflürschen überall planirt und ich weifs nicht zu welchem
Zwecke, auf jeder Seite eine Reihe kleiner Erdhaufen, in einigem
Abstande von einander errichtet.
Den 23sten reisten wir erst Mittags von M a r iu p o l ab.
Die hohe Steppe, über welche man sich von der Seeküste wieder
entfernt, ist mit ziemlich sanften Gründen durchschnitten,
deren sich die nächsten zum K a lm iu s , die andern gegen die
See ziehen. Das Griechische Dorf M a n g u s c h (28 Werste),
wohin uns die gerade Landstrafse führte, liegt an einem kleinen
Bache B je lo s a r a ik a , der zur See fliefst, auf einer sanften
Höhe, in ordentlichen, weitläufigen Strafsen, und hat reinliche,
oft mit Hohlziegeln gedeckte Häuser. Die Gegend ist sehr
fruchtbar; die See nur etwan zehn Werste entfernt. Die Kirche ist
von wilden Steinen, mehrentheils Granit und Gneifs verschiedener