
J ' J g D s c h e d e d e . K a t a n a .
znr Seite, welcher die Widerspenstigen dadurch zwingt, dass er in ihre Häuser
eeht sich von ihnen ernähren lässt, und Alles, was er findet, wegnimmt.
Im schlimmsten Falle bringt -er sie nach Damascus, wo sie bis zur Abtragung
der Stenern in Haft bleiben. Der Gesundheitszustand ist ziemlich
gut, doch erreichen die Aeltesten nur ein Alter von 70— 80 Ja h re n ; sie
essen viel Fleisch, und haben viele Heerden von Schafen mit Fettschwanzen
und Ziegen.
Gegen 2 Uhr Nachmittags kam endlich die Karavane, der wir vorangeeilt
waren; wir ritten ihr nach, da sie in Dereje nicht anhielt, erreichten
sie nach ungefähr einer halben Stunde, und machten nach etwa dreistündigem
Marsche Halt in dem Dorfe Dschedede SOoiXs- ( t „Neudorf. Der
Weg ging in der Ebene fort in südlicher Richtung zwischen dem Antilibanon
und der Hügelkette Aschrafije. In Dschedede blieb die Karavane in dem
Chan, für uns aber suchte der Mucker ein Logis bei dem Scheich des Dorfes
aus. In einem finstern Gemach, welches keine andere Oefinung als die
Thüre hatte, und worin die Familie versammelt war, die Kinder schon
schliefen, wurden wir einquartiert, und unsere Matratzen ausgehreitet. Wir
Hessen uns Kaffee bereiten, und assen von unsem Vorräthen, worauf Dr.
Faure sich niederlegte, um zu schlafen. Ich aber zündete mir noch eine
Pfeife an , und setzte mich zu dem Wirth, um mit ihm bei dem Sehern des
Feu e rs, welches zur Bereitung des Kaffee’s für uns in dem Zimmer angemacht
w a r, zu plaudern. Bald kamen Andere dazu, unter denen auch der
griechische Priester des Dorfes, welche neugierig waren, uns zu sehen, und
von unsem Ländern zu hören. Natürlich verfehlte ich nicht, diese ihnen
in dem vortheilhaftesten Lichte darzustellen, sie durch Erzählung und
Beschreibung der Merkwürdigkeiten in Erstaunen zu setzen, und ihnen den
Wahn zu benehmen, als seien unsere Monarchen Vasallen des Sultan oder
des russischen Kaisers. Von ihnen erfuhr ich, dass das D orf etwa 200 Männer
und Jünglinge zählt, von denen die Hälfte Griechen, 50 Muhammedaner
und 50 Drusen sind. —
Es regnete die ganze Nacht, und auch noch am Morgen, da wir gegen
8 Uhr aufbrachen. Der Weg ging in der Ebene in südwestlicher Richtung
fort, 3 \ Stunde lang noch unter Regen, dann aber erheiterte sich der Himmel;
jedoch nach abermals ^s tän d ig em Marsche hielt die Karavane an, und
der Führer erklärte uns, dass w i r h ie r— wir waren in einem nur V [ t Stunde
von Dschedede entfernten Dorfe, Namens Katana— übernachten müssten.
Alle unsere Gegenvorstellungen halfen nichts; auch wir mussten Halt
machen, da die nächste Station zu entfernt war, und nach der Versicherung
der Leute eine Alleinreise gefährlich sein sollte.
Die Karavane kehrte im Chan ein, welcher ein verschliessbares Thor
hatte. Durch dieses trat man in einen Hofraum, hinter diesem war eine Säulenhalle
, unter welcher sich die Glieder der Karavane gruppenweise lagerten,
und hinter dieser wieder ein geräumiger Stall zur Aufnahme sämmtlicher
Thiere. Wir aber wurden in der Nähe bei einer christlichen Familie untergebracht.
Das Haus hatte 2 Thüren für 2 Gemächer, die dicht neben einander
lagen, und durch eine 2/ 3 der Höhe einnehmende Lehmwand von einander
geschieden waren. Wir nahmen die vordere Hälfte des Zimmers zur
rechten Seite ein, die hintere war mit Cocon’s von Seidenwürmem, Getreide
und allerhand Geräthschaften bedeckt. Nachdem wir uns hier niedergelassen,
und Kaffee getrunken hatten, machten wir dem Scheich des Dorfes,
einem alten, ehrwürdigen Muhammedaner, einen Besuch, und wurden von
ihm freundlich empfangen. Bei ihm trafen wir etwa' 50 Cavalleristen, Basch-
bozuk’s, welche ausgesendet waren, den Drusen-Scheich, Muhammed Dawud
von Jenta, von welchem ich früher gesprochen, anfzusuchen und, womöglich,
aufzuheben, oder zu vernichten. Von ihm erfuhren wir, dass die Aussaat des
Getreides im October, die Ernte gegen Ende April stattfinde. Wenn ein
Feld das eine J ah r besäet wird, so bleibt es im nächsten Jah re brach liegen.
Zu der Ernte brauchen sie zuweilen fremde Arbeiter, denen sie ausser der
Kost täglich 3 Piaster (etwa 6 Sgr.) zahlen müssen. E r meinte, das Dorf habe
zwischen 3 — 400 männliche Bewohner. Nach einer ändern Schätzung wurde
uns dort gesagt, dass es nur 265 männliche Bewohner zähle, von denen
250 Muhammedaner und 15 Christen, nämlich 10 Griechen und 5 Maroniten
seien. Diese Christen haben keine eignen Priester, sondern sind nach
Q a la t Dschendel J A i y . 1 v eingepfarrt, dessen Priester von Zeit zu
Zeit nach Katana kommen, um die gottesdienstlichen Handlungen daselbst
zu verrichten. Qal at Dschendel ist, wie der Name zeigt, eine Festung
mit dazu gehöriger Ortschaft, 2 Stunden südlich von Katana gelegen, und
zwar in dem Gebirge, deren männliche Bewohner aus 40 Maroniten, 40 griechischen
Christen und 60— 70 Drusen bestehen. Die Festung soll von den
Franken (Kreuzfahrern) erbaut sein, und alte nicht arabische Inschriften
haben. Nicht weit davon liegt Birkusch, wo ein altes Kloster mit Inschriften
sein soll.