
Truppen, welche kurz vorher nach Erzerum abmarscliirt waren, Alles aufgekauft
hatten. Mit diesen war auch der Dr. Mendelssohn von Berlin als
Militärarzt gegangen, welcher erst in Jerusalem gewesen war, dann nach
Rom, von da wieder nach-Jerusalem, hierauf nach Beirut, und zuletzt nach
Taräbolus sich begeben hatte. Die Seide war in diesem Jah r theurer als
früher, weil der grösste Theil der Würmer von der Hitze zu Grunde gegangen
war. Auch wir hatten an diesem Tage von der Hitze sehr zu leiden,
welche selbst in der Nacht nur wenig nachliess. Es ging jedoch den Ein-
gebornen nicht besser als mir, und der Consul, welcher mir gegen Abend
einen Gegenbesuch abstattete, fand die Hitze ebenfalls fast unerträglich.
Mein Zelt war nicht weit von dem Hafenthore auf einem muhammedanischen
Begräbnissplatz aufgeschlagen. Von einem Verwandten des Consuls kaufte
ich einige werthvolle silberne Seleuciden-Münzen.
Den folgenden Morgen, Mittwoch, den 7ten September, brach ich von
Taräbolus wieder auf, wo ich nur unbedeutende Ueberreste aus ältern Zeiten,
besonders aus denen der Kreuzzüge, gefunden hatte, und ritt zwischen
Gärten von Limonen, Granaten u. s. w., wegen welcher Taräbolus auch das
kleine Damascus genannt wird, nach dem 'lj.2 Stunde davon entfernten Hafen,
der 1—-200 Häuser umfassen mag. Muhammed, der Kawass, und Derwisch,
der Mucker, begleiteten mich; Erancis, mein Diener, zog mit den beiden
Lastthieren und dem Diener des Muckers die directe Strasse. In dem Hafen
fand ich nichts Merkwürdiges ausser einem Stück alter Mauer. Wir ritten daher
nur durch, und am Meeresufer entlang im tiefen Sand, wo ich nur vereinzelt
stehend eine schöne,,weisse und wohlriechende Lilie fand, der ich später
am Nähr el Kelb (Hundsfluss) wieder begegnete. Bemerken muss ich noch,
dass aus Furcht vor dem Fanatismus der Muhammedaner die meisten
Christen aus Taräbolus geflüchtet waren. Unsere Thiere mussten darauf
über grosse Felsmassen klettern, dann kam wieder eine lange Ebene, in
welcher nur die strauchartige Myrthe sich zeigte, die sich nie zu einem Baume
erhebt, und Johannisbrod-Sträucher, nicht -Bäume wuchsen. In dem ganz
muhammedanischen Dorfe Almün trafen wir mit den Ändern wieder zusammen,
und frühstückten in einer Kaffeebude. Dann ging es weiter nach
Batrün, wo wir schon Nachmittag fl. Uhr anlangten, und ich mein Zelt dicht
am Meere aufschlagen liess, weil man mir sagte, dass es hier mehrere
Klöster gebe. Zu spät wurde ich den Irrthum gewahr, da ich nicht wusste,
dass man in dieser Gegend Kirche und Kloster mit demselben Namen, jO
belege. Ueberhaupt ist die Sprache des Libanon eine so verschiedene, dass
man, wenn man noch so gut arabisch versteht, ohne Dolmetscher hier nicht
durchkommen kann. Glücklicherweise war mein Diener aus dem Gebirge,
und daher, im Stande, mir die eigenthümlichen Ausdrücke und Formen zu
verdeutschen oder Ai verarabischen, da er keine andere als die arabische
Sprache verstand. Rund um Batrün sind viele maronitische Klöster, von
denen eines seiner Lage wegen besonders auffallend war. Es liegt an dem
Vorgebirge von Batrün in der Mitte eines fast senkrecht abfallenden Felsen,
sehr hoch, und ist; wie mir der Mucker versicherte, nur von oben,
von der Spitze des Felsen aus, vermittelst einer Leiter zu erreichen. Batrün
enthält.circa 2000 Seelen, von denen 2/3 Maroniten, und 1/3 nichtunirte
griechische Christen sind. Man findet hier besonders viele Schwämme nahe
dem Meeresufer, mit denen ein einträglicher Handel getrieben wird. Von
Muhammedanern giebt es an diesem Orte nur 4 Familien. Die Hitze war
auch hier sehr gross, und die Luft wurde durch ein in der Nähe liegendes
todtes Pferd ganz verpestet.
Schon 1 Stunde vor Sonnenaufgang brachen wir Donnerstag, den 8ten
Septbr., von Batrün auf nach Dschebel, dem alten Biblus, wohin ich abermals
mit Muhammed und Derwisch allein ritt, während die beiden Ändern
mit den Lastthieren ihren Weg direct nach Ghasir nahmen. Dschebel hat
jetz t nur etwa 400 Häuser, meist von Maroniten bewohnt; ausser ihnen
finden sich dort nur noch 94 Muhammedaner und 150 nichtunirte Griechen.
Bei einem muhamipedanischen Cafetier dicht vor dem Thore stiegen wir
ab. Kaum hatte ich mich nach Antiken erkundigt, so brachte man mir
von allen Seiten Münzen, jedoch nur kupferne, und meist von römischen
und byzantinischen Kaisern. Ich kaufte, was mir selten erschien, und ging
zuerst nach'der uralten, in der neuesten Zeit aber von dem bekannten Emir
Besehir, der sie zu seiner Sommerresidenz machte, restaurirten Festung. Der
obere Theil ist ganz von ihm aus kleinen Quadersteinen erbaut, der untere
dagegen alt, mit geränderten Quadern, wie die Mauern von Jerusalem, von
denen einige 8 — 9 Ellen lang waren. Eine einzige alte unleserliche Inschrift
fand ich auf einem Quadersteine, und zwar verkehrt, ein Beweis, dass sie
nicht an ihrer ursprünglichen Stelle war. Ein Derwisch hatte, wie man
mir berichtete, den Stein angebohrt, und dadurch die Inschrift verwischt,
indem er meinte, dass in demselben einer allgemeinen Ansicht der Muhammedaner
zufolge ein Schatz verborgen liege. Das-Ganze ist sehr im Verfall,