
ich erwartet hatte, wesshalb ich ihn hier verabschiedete, und mir einen
Ändern von Beirut nahm. Erst am Nachmittag um 3 Uhr kam ich fort,
da ich noch so Manches zu besorgen hatte. Ich hatte aber, auch nur eine
kleine Tour von 4 Stunden vor m ir, und ritt einen muthigen 10jährigen
Hengst, welcher anfangs immer mit mir durchgehen wollte, aber bald durch
das Klettern in dem Gebirge mürbe gemacht wurde. Er wurde mir für
700 P. == 45 Thlr. zum Kauf angeboten. Theils, weil die directe Strasse
unsicher sein sollte, theils aber auch, weil ich nicht gern denselben Weg
zweimal machen wollte, schlug ich diessmal einen ändern Weg ein, ritt erst
nördlich am Meeresufer entlang, und wendete mich dann nach 1 — 2 Stunden
ostwärts in das Gebirge. Bei Vollmondschein gelangte ich in das ansehnliche
Dorf Bekfaya, die Residenz des maronitischen Emirs Hai dar, hoch
auf dem Libanon mit der Aussicht nach dem Meere. Der Emir hat hier
ein stattliches Schloss.
Den 14ten brachen wir ziemlich früh wieder auf, überschritten den
Rücken des Libanon, und waren bei guter Zeit in dem 6 Stunden entfernten
Städtchen Sahle, welches nahe der Beqäa und dem östlichen Fusse des
Libanon liegt, und wegen der Tapferkeit seiner Bewohner in der ganzen
Umgegend von Drusen und Muhammedanern gefürchtet ist. Es liegt an
dem Nahr Berdün in einer Niederung zwischen zwei Bergen, und enthält bis
auf wenige Muhammedaner nur christliche Bevölkerung von 1800 waffenfähigen
Männern, welche alle Angriffe der Drusen und Moslems mit Muth und
Glück zurückgeschlagen haben. Ein einziger Mann von Sahle geht daher
sicher durch die gefährlichsten Stellen, weil alle Wegelagerer sehr wohl
wissen, dass die Ermordung oder auch nur Plünderung desselben ihnen eine
furchtbare Rache zuziehen würde. Die meisten Bewohner sind katholische'
Christen, und zwar theils Maroniten, theils griechische Katholiken, und aus-
serdem nur etwa 100 orthodox-griechische Familien. Ich besuchte das
Jesuiten-Kloster, welches erst seit 2 Jahren existirte, einen düstern Superior
und zwei freundliche Mönche hatte, und eine Schule unterhält, die 6— 700
Knaben zählte. Nächstdem ging ich auch in das griechisch-katholische
Kloster, dessen Mönche mich zuerst begrüsst und zu sich eingeladen hatten,
da mein Zelt in dessen Nähe auf einem freien Platze aufgeschlagen war.
Es ist geräumiger und reicher, wie es scheint, als jenes; der Superior liess
mir Wein und Raqi zum Geschenk anbieten, was ich aber ausschlug; doch
nahm ich ein grosses Tuch voller Weintrauben von ihm als Geschenk an.
Den folgenden Tag nahm ich mir vor, quer durch das 3 Stunden breite
Thal der Beqäa und über den Aptilibanon nach Sebdany zu reiten. Mein
Mucker kannte den Weg nicht, wesshalb ich einen Bewohner von Sahle
zum Führer nahm, der zugleich im Nothfall mir Schutz gewähren konnte,
Wir ritten durch ein Birkenwäldcheu, welches sich von Sahle über das
anstossende Dörfchen Moallaka bis in die Beqäa hinzieht, durch das Flüsschen
Nahr Berdün, den Litäny, welcher dort, wie er damals, freilich im
Hochsommer, sich zeigte, kaum den Namen eines Baches verdient, aber bald
viele Bäche und Flüsse aufnimmt, kamen bei dem Dorfe Telchmije und bei
mehreren Beduinenlagern vorbei, und zuletzt durch einen Sumpf, wo ich
voranritt, und beinahe mit meinem Pferde versunken wäre. Kurz darauf
gelangten wir an den Fuss des Antilibanon, auf dessen Gipfel ein äusserst
steiler Pfad führt ," welcher 1 -— 1 Stunde lang ist. Der Rücken des
Antilibanon war ziemlich eben so breit, und auf der entgegengesetzten östlichen
Seite führte ein fast eben so -steiler Weg wieder bergab nach dem
anmuthig im Thale gelegenen Dorfe Sebdany, wo wir ziemlich früh anlangten.
Meinen Führer hatte ich schon auf dem Gipfel des Antilibanon entlassen. _
Ich wollte noch Mr. Wood, dem englischen Consul von Damascus, welcher
nahe dabei in dem Dorfe Bludän seinen Sommeraufenthalt h a tte , einen
Besuch machen, war aber theils zu sehr erschöpft, theils war die Sonnenhitze
zu gross, so dass ich es unterliess. —
Hier sah ich zum ersten Male die einfache A rt des Brodbackens. Neben
dem Hause stand eine grosse tiefe Wanne oder Kessel von Thon oder Lehm,
worin längere Zeit, bis dieselbe ganz durchhitzt war, ein Feuer mit Reisholz
unterhalten wurde. Dann kam die Hausfrau mit einer Wanne voll Mehl
und Wasser. Während das Feuer noch brannte, goss sie das Wasser in
das Mehl, knetete es zu Teig, nahm ein Stück davon, welches sie so lange
in den Händen herumwarf, bis es zu einem dünnen, runden Kuchen wurde,
und klebte diesen an die Wand des Kessels. Sogleich nahm sie ein anderes
Stück, bereitete diess eben so zu, und klebte es daneben, wobei sie zugleich
das erstere wieder abnahm, und so fort.
Den 20ten August brachen wir früh wieder auf, ritten über Süq Bärada,
wo malerische Felsengruppen, in Stein gehauene Höhlen, und menschliche
Figuren, wie es schien, in Lebensgrosse ausgemeiselt, das Auge auf sich
zogen — in der einen nur durch eine hohe Leiter erreichbaren Höhle soll
eine eiserne Säule sein —- und erreichten am Nachmittag bei guter Zeit das
P e t e r m a n n , Reise im Orient. 2 0