
Muhammedanern, einem griechischen und einem griechisch-katholischen
Christen, und einem Juden. Das Militärtribunal besteht aus einem P rä sidenten,
zwei Generalmajoren und vier Obersten. Endlich wurde auf
Antrieb der europäischen, besonders des östreichischen und preussischen
Consuls, vor mehrern Jahren noch ein Handelstribunal errichtet, dergleichen
schon früher in Konstantinopel, Smyrna und Salonich existirte. Dieses
besteht aus einem Präsidenten, vier vornehmen Muhammedanern, einem
katholischen, einem griechischen Christen, einem Juden und einer Person
von jedem Consulate, deren es sieben giebt, also im Ganzen aus 15 Mitgliedern.
Ausserdem besteht noch der Gerichtshof des Qädhi unter, seinem
Präsidium, dessen Mitglieder eine Anzahl Efendi’s (vornehmer und
gebildeter Muhammedaner) sind, in deren Familie diese Würde erblich ist.
Alljährlich wird ein neuer Qädhi von Konstantinopel geschickt, welchen
der Scheich ul Islam erwählt und sendet. E r erhält bei Todesfällen ein
bestimmtes Quotum (mir wurde versichert was aber wohl zu viel ist) der
Erbschaft, und 5 °/0 von jedem Process, den er entscheidet. Diess ist die
Summe, die jeder Unterthan der Pforte bei einem Process zu bezahlen hat
(wenn er ihn verliert), die europäischen Unterthanen zahlen nur 2 °/0; dieselben
sind auch zugleich mit ihrer Dienerschaft von allen ändern Abgaben
frei, während die TJnterthanen der Pforte, und zwar alle Mannspersonen vom
18ten oder 20ten Lebensjahre an alljährlich die Ferde, eine Abgabe,
je nach dem Vermögensverhältnisse von 20 — 500 Piastern, die Raja’s aber
(die nicht-muhammedanischen Unterthanen) ausserdem noch den Charadsch
die Kopfsteuer zu 15, 30 oder 60 Piastern zu entrichten haben.
Dieses Letztere geschah wenigstens bis zu dem letzten Friedensschluss,
weil sie bis dahin von dem Militärdienst frei oder ausgeschlossen waren.
Die Hauptbevölkerung von Damascus, beinahe s/6 oder doch 4/5 der
ganzen Einwohnerzahl, besteht aus Muhammedanern, und zwar fast durchgängig
aus Sunniten, welche gleich den Türken zu der Secte der Hanefiten
gehören. Sie unterscheiden sich äusserlich nur wenig von den Christen
und Juden; nur die wirklichen oder vermeintlichen Nachkommen des Mu-
hammed *) tragen einen grünen Turban, d. i. das rothe mit blauseidener
*) Diese sind meist fanatische Muhammedaner, da sie sich auf ihre Abstammung
viel einhiiden, und namentlich mit Verachtung auf Juden und Christen herabblicken.
Quaste versehene Fess mit einem grünen Tuche umwickelt, die übrigen
muhammedanischen Araber aber einen dicken weissen oder weiss mit Gold
durchwirkten Turban. Das blosse F e s s , ode r, wie man es hier nennt, den
Tarbusch, tragen die türkischen Beamten und Soldaten, aber auch Christen
und Juden.
Unter den Moscheen , deren Zahl mir nicht bekannt, aber sehr gross
ist, ragt vor allen die Umaijaden-Moschee hervor, als die berühmteste und
grösste von allen, nicht nur in Damascus, sondern vielleicht in dem ganzen
Orient; nur Schade, dass sie von Häusern und Bazars so dicht umgeben
i s t , dass man ihren Umfang nicht ermessen kann. Nächst den heiligen
Stätten von Mekka und Medina, so wie der Omar-Moschee zu Jerusalem,
gilt sie für dir heiligste des ganzen türkischen Reichs, und kein Ungläubiger
(d. i. Nichtmuhammedaner) darf sie betreten. Nur dem Herzog von
Brabant, und mit ihm auch ändern Christen, wurde der Eintritt in diese,
wie in die Omar-Moschee, im J . 1855 verstattet. Samaritaner, Mandäer
oder Johannisjünger und Christen wollen sich dieselbe als ihr ursprüngliches
Eigenthum vindiciren, und sie Alle behaupten, dass ihre ältesten Religionsschriften
darin noch zu finden seien. Von den Christen meinen es selbst
die Muhammedaner; und dieser in Damascus allgemein verbreitete Glaube
war eine Hauptveranlassung für mich zu dieser Reise. Dr. Wetzstein war
und ist befreundet mit den angesehensten und einflussreichsten Muhammedanern
von Damascus, und hoffte, von diesen sichere Kunde darüber zu
erlangen, und, wenn nicht zum Kauf, doch zur Ansicht, christliche Handschriften,
sofern sie sich da noch vorfinden sollten, zu bekommen. Einige
Zeit nach unserer Ankunft brachte er das Gespräch mit einem derselben,
der ihn öfter besuchte, "auf diesen Gegenstand. Diesem war das Gerücht
bekannt, aber er versicherte, dass er, ob er gleich seit seiner frühesten
Jugend die Moschee besucht habe, und darin fast erzogen worden sei, doch
nie andere als arabische Schriften dort gesehen habe. Die ganze Moschee,
sagte er, sei ihm bekannt, bis auf ein Zimmer in der Kuppel, welches er
noch nie betreten habe; aber, er könne und wolle auch in diesem Gemach
einmal nachsuchen, und, wenn er nichtarabische Schriften darin entdecken
sollte, sie uns zur Ansicht mittheilen. Mit Ungeduld erwarteten wir von
Tage zu Tage seine Wiederkehr — endlich erschien e r , berichtete uns
aber, dass er trotz aller Nachforschung nichts derartiges, wie wir wünschten
darin gefunden habe. E r sagte, es liegen darin vier mächtig grosse kufische