
mit denselben auf die bald v o rn , bald auf den Rücken gehaltenen Schilde
schlugen. Dann stürzten sie mit gezückten Schwerdtem auf einander los,
bei einander vorbei, und wieder gegen einander, schlugen mit grossem
Geschick mit der blanken Klinge auf den Schild des Gegners, und parirten,
der Eine wie der Andere, die Hiebe des Gegners schnell und sicher mit
ihren Schilden.
Von besonderem Interesse für mich war ein türkisches Bad, welches
ich mit Dr. Wetzstein und seinem Dragoman nahm. Wir traten zuerst in
ein ziemlich umfangreiches Gemach, in dessen Mitte ein Bassin, an dessen
Seiten Estraden mit Divans waren. Wir setzten uns auf diesen nieder,
rauchten einen Tschübuk oder respective eine Nargile, und Hessen uns auskleiden.
Hierauf bekamen wir ein Tuch für die untere Hälfte des Körpers,
welches bis zu den Füssen reichte, ein zweites für den Oberkörper, und ein
drittes ward rund um den Kopf als Turban gewickelt. Nach einer Weile
wurden w ir, mit einer Art Holzsehuhe bekleidet, über den feuchten und
mit, glatten Quadern, einer Art schlechten Marmors, gepflasterten Fussboden
durch eine niedrige Thüre in eine runde Halle geführt, wo uns warme
Dämpfe entgegen kamen. Hier setzten wir uns nieder, erhielten Pfeifen
und Kaffee, und wurden am ganzen Körper geknetet. Dann wusch man
uns die Füsse, nnd rieb den ganzen Körper von oben bis unten mit einem
wollenen Lappen, und zwar mit solcher Vehemenz, dass allerdings dadurch
die H aut gesäubert w;erden musste, wenn man nicht zu fürchten ha tte, sie
selbst dabei einzubüssen. Von da wurden wurden wir in eine dritte Halle
geführt, deren Fussboden auch erhitzt war. Die Temperatur war hier weit
hö h er, und der Schweiss strömte vom ganzen Körper. Nachdem wir hier
eine kurze Zeit gesessen, gingen wir einzeln in ein viertes kleines Gemach,
ebenfalls eine runde Halle, in deren Mitte ein Bassin mit heissem Wasser
war. In dieses stiegen wir, und wurden auch angewiesen, den Kopf unterzutauchen.
In die dritte Halle zurückgekehrt, wurden wir, Haare und
Gesicht mit eingeschlossen, tüchtig eingeseift, und unzähHge Male mit heissem
Wasser übergossen. Nun endHch war die Peinigung vorüber, und, gehörig
eingehüllt, und in das erste Gemach zurückgekehrt, Hessen wir uns dort
nieder, tranken warmes Zuckerwasser, rauchten, und wurden dabei von
Knaben leise geknetet, nicht zu vergessen, dass ein Barbier uns überdiess
die Nägel an Händen und Füssen in Ordnung brachte. Nach kurzer Rast
kleideten wir uns an, und gingen nach Hause, ich meinerseits herzHch froh,
die verschiedenen Schweissstadien, auf welche es hier besonders abgesehen
is t, hinter mir zu haben; doch hatte mich das Bad zu sehr aufgeregt, und
weder hatte ich Appetit bei Tische, noch konnte ich in der Nacht vor unausstehHchem
Hautjucken schlafen.
Gegen die Mitte des October war die Dscherde (5^ ) , die Karavane,
welche den von Mekka zurückkehrenden Pilgern Proviant durch die Wüste
bis nach Dschidda entgegenbringt, von Damascus abgegangen, und die
Abreise des Hadsch ( X ^ ) der Pilgerkarawane von Mekka28), welche durch
einen Courier verkündigt worden, wurde zu Anfang des November den
Damascenern durch Kanonenschüsse signalisirt. Aber erst gegen Ende
des Monats, den 28sten November, langte er in Damascus an. Da der
anhaltende Regen die Gassen grundlos gemacht h a tte , so konnte ich nur
mit Hülfe eines Miethgauls bis zu der Boutique eines Tabakshändlers
gelangen, wo mir der Kawass dazu ein Unterkommen verschafft hatte.
Zuerst kamen einige Hundert Kameele, theils einzeln, theils zu 2 — 20 an
einander gekettet, dann die'Basch bozuk’s mit Lanzen bewaffnet oder FHnten,
die sie von Zeit zu Zeit abschossen, ihre kleinen Pauken voran, darauf ein
Musikcorps etwa 30 Mann sta rk , mit Hörnern, Trompeten, Pfeifen, Trommeln
und Pauken nebst Janitscharen-Musik, sodann eine kleine von zwei
Kameelen gezogene Kanone, die wenige Schritt von uns abgefeuert wurde.
Dieser folgten die obersten Civil- und Militärbehörden, und nach einem
zweiten Musikcorps die Fahne des Propheten mit den vornehmsten Nachkommen
desselben, vor welcher sich alle Zuschauer von ihren Sitzen erhoben.
Dann kam wieder Musik, einige Hundert Mann Cavallerie, 17 Kanonen,
abermals Musik, und zuletzt Infanterie.
In Beziehung auf die Standarte des Propheten wurde mir von einem
sonst wohl unterrichteten Muhammedaner Folgendes berichtet: Sie wurde
nebst Kleidern und Waffen Muhammed’s ursprünglich in Mekka aufbewahrt,
und stand unter der Obhut des Scherif von Mekka. Als der Sultan Selim H.
dahin kam, um die in dem Gesetz gebotene Wallfahrt zu machen, zeigte
ihm der Scherif alle diese Herrlichkeiten. Der Sultan bat ih n , gegen einen
Empfangschein ihm AHes bis zu dem nächsten Tage in sein Zelt zu schicken,
damit er es genauer betrachten könne. Diess geschah. Als aber der Scherif
den folgenden Tag die Gegenstände wieder verlangte, verweigerte der Sultan
die Rückgabe derselben, und nahm AHes mit nach Konstantinopel, wo sie