
mascenus, so wie hinter einem Gitter die Schädel der 14,000 Märtyrer, ferner
dieKirche mit meist schlechten, theilweise aber auch guten Gemälden, und vor
derselben eine Halle mit steinerner Bank als die Stätte, an welcher Mar Saba,
der im 6ten Jahrhundert lebte, Kaffee (!) getrunken haben soll. Früher scheint
man (nach Arvieux’s Merkwürdigen Nachrichten u. s. w. deutsche Uebers.
Kopenh. und Leipzig 1753. Th. 2. S. 202.) dahin die Zelle und Lagerstätte
dieses Heiligen verlegt zu haben. Die Hauptsache für u n s, die Bibliothek,
bekamen wir leider, trotz eines Empfehlungsschreibens, welches Dr. Rosen
von dem griechischen Kloster in Jerusalem mitbrachte, nicht zu sehen, weil
man vorgab, der Superior des Klosters, welcher gerade in Jerusalem sei
habe den Schlüssel dazu mitgenommen. Wir gingen dann nach unsern
Zelten, assen, tranken, und legten uns bald, ermattet von den Strapazen
dieses Tages zur Ruhe nieder. Ein kühler Zugwind, der durch das nicht
dicht verschlossene Zelt wehte, liess mich eine Erkältung befürchten; doch
schützten mich die Steppdecke und der Schlafrock so ziemlich, und sichtlich
gestärkt stand ich am nächsten Morgen wieder auf. Wir traten in bester-
Stimmung gegen 8 Uhr den minder beschwerlichen und im Ganzen anmu-
thigen Rückweg durch das Kidronthal nach Jerusalem an, wo wir Mittwoch,
den 27ten April, gegen 11 Uhr Vormittags glücklich wieder eintrafen.
Donnerstag, den 28ten April, fand die feierliche Eusswaschung vor der
Grabeskirche statt. Auf einer an dem freien Platz vor derselben errichteten
Estrade sass die hohe griechische Geistlichkeit, 12 an der Zahl, deren Jedem
unter einem gewaltigen Zudrang von Menschen eine Hand und' ein Fuss
gewaschen wurde. Nach beendigter Ceremonie trug ein Priester das silberne
und vergoldete Waschbecken fort, und Alle drängten sich hinzu, um
ihre Tücher in dieses Wasser zu tauchen. Als er das Becken über den
Kopf haltend von dem Wasser verschüttete, nahmen es die Gläubigen mit
ihren Tüchern von dem Boden auf. An der Seite war ein junger Oelbaum
angenagelt, von welchem ebenfalls ein Jed er ein Blatt oder einen Zweig zu
erhalten sich bemühte.
Am Charfreitag hatten die Griechen Nachtgottesdienst in der Grabeskirche.
Mein Diener bat mich um die Erlaubniss, dieser Feier mit beizuwohnen
, die ich ihm um so lieber ertheilte, da ich zu erfahren wünschte,
worin derselbe bestehe. Als er den folgenden Morgen zurückkam — denn
die Kirche ward und wird immer während der Nacht, so wie auch öfter am
Tage von den türkischen Behörden, die den Schlüssel dazu haben, geschlossen
— erzählte er mir zu meiner Verwunderung, dass die Griechen um
Mitternacht ein Hochamt gehalten, und vor und nach demselben in der
Kirche tanzend, springend und in die Hände klatschend gesungen hätten.
33) Die Abyssinier und Kopten, durch dieses unwürdige Benehmen an
heiliger Stätte wahrscheinlich indignirt, und in der Feier ihres Cultus
gestört, hatten ihnen den Weg vor sich vorbei versperrt; es war zu einer
heftigen Schlägerei gekommeu, und das geringe, aber weit kräftigere Häuf- *
lein der Afrikaner hatte die viel zahlreichem Griechen zurückgetrieben, bis
herbeigerufenes türkisches Militär dem Kampfe, ein Ziel-setzte.
Den Schluss der griechischen Feier der Charwoche bildet die Erscheinung
des Feuers an einer Oeffnung der Grabeskapelle. Die griechische Geistlichkeit
stellt diess als ein Wunder dar, und behauptet, es komme unmittelbar
aus dem Grabe des Heilandes, und werde durch das Gebet des hohen
Geistlichen, ich glaube, des Logotheten, vorn Himmel erfleht und herabgerufen.
Ueber die Art und Weise, wie es hervorgebracht werde, sind die
Meinungen der Nichtgriechen verschieden. Die Einen sagen, dass die Geistlichen
ganz einfach eine Lampe oder ein Licht in der Kapelle verborgen
halten, und diess zur bestimmten Zeit zum Vorschein bringen; die Ändern
glauben, dass sie dasLicht mit einemgewöhnlichenFeuerzeuge anzünden; noch
Andere endlich, und diess ist wohl die richtigste Ansicht, da sie am Meisten
den Anschein eines Wunders giebt, eine Ansicht, die uns ein griechischer,
zu der evangelischen Kirche übergetretener Geistlicher mittheilte — behaup-
ten, jener Bischof, oder, was er sonst sein mag, bestreiche sich die Hände
mit einer phosphorartigen Substanz, und erzeuge das Feuer durch Reiben
derselben. Genug, das vermeintliche Wunder geschieht genau alljährlich
am Sonnabend vor Ostern, Nachmittags gegen 3 Uhr. Man erzählte uns,
Ibrahim Pascha habe, als er der Feier einmal beiwohnte, den Befehl gegeben,
das Feuer sogleich erscheinen zu lassen, widrigenfalls er die Kirche zu
schliessen drohte-— und alsbald war es erschienen.
Schon am frühen Morgen strömten die Massen dahin, um sich einen
guten Platz zu sichern. Ich ging mit Dr. Rosen und dem Cand. Pischon,
dem jetzigen Gesandtschaftsprediger in Konstantinopel, erst gegen 1 Uhr
Mittags nach der Kirche. Unter dem Vortritt der beiden Kawasse, deren
Einer eine tüchtige Knute hatte, drängten wir uns durch die dichten Massen
bis auf eine in der die Grabeskapelle umgebenden Rotunde befindliche Gal-
lerie, welche gerade dem Schauplatz gegenüber war. Türkisches Militär