
dem nennen sie sich aber „Israeliten,“ und behaupten von sich, dass sie die
wahren Israeliten seien, nicht die Ju d en , welche sie ebenfalls nur „Juden“
genannt wissen wollen. Sie behaupten, dass ihre religiöse Trennung von
diesen, den Juden, schon mit dem Hohepriester Eli beginne, welcher zuerst
den von Josua auf dem Berge G-arizim erbauten Altar (oder Tempel) verlassen,
nach Schilo sich gewendet, die Priesterwürde, da er von Ithamar,
nicht von Eleäsar und Pinehas abstammte, sich widerrechtlich ansor ema,s st,'
und einen neuen Tempel erbaut habe. Aber erst seit Rehabeam datirt die
politische, und lange nach dem Untergang beider Staaten, seit Esra die
religöse Trennung. Salmanassar hatte das israelitische Volk in die Gefangenschaft
geführt, und das Land mit Colonisten aus Babel, Cutha (daher die
Samaritaner von den spätem Juden D'TlfD, Cuthäer genannt werden) u. s. w
(vgl. 2 .B. der Kön. 17,23. 24.) bevölkert, welche ihre verschiedenen Götzen
mit in das Land brachten, und ihnen auf neu erbauten Altären opferten;
Als Strafe dafür sandte der Herr Löwen unter sie (2. B. d. Kön. 17, 25.), die sie
erwürgten. Diess wurde dem König von Assyrien berichtet, w.eleher ihnen
Einen der weggeführten Priester zurück schickte, den Jehovacultus in Bethel
wieder herzustellen. Hierdurch wurden ohne Zweifel Viele von den Heiden zu
dem H errn bekehrt; und, als Esra mit den zurückgekehrten Juden im zweiten
Jah re der Regierung des Cyrus auf dessen Befehl den Tempel des Jehova in
Jerusalem wieder aufzubauen begann, wollten diese, welche behaupteten, seit
ihrer Ankunft in Palästina den Götzen nicht mehr geopfert zu haben (vgl. Esra
4,2.) Theil an dem Tempelbau nehmen, *) was ihnen jedoch von Serubbabel und
den übrigen Vorstehern der Juden verwehrt wurde. Hierdurch erbittert verin
einer Stelle, 2. B. d. Kön. 17, 29., wo von den Bewohnern Samaria’s die Rede ist,
vorkommt.
*) Nach dem samaritanischen Geschichtschreiber Abu’l Fath, mit welehem auch im
Ganzen das samaritanische Buch Josua übereinstimmt, blieben keine Israeliten im Lande,
die fremden Ansiedler kamen nach dem Letztem aus Persien, nach dem Erstem
aus Canaan, und es kehrten mit Sanballat, den Abu’l Fath einen Leviten nennt, 300,000
Israeliten (d. h. Samaritaner) zurück. Von den fremden Ansiedlern war niemand übrig
geblieben; sie waren sämmtlich umgekommen, oder zogen bei der Ankunft der Israeliten
wieder fort. Später aber, sagt Abu’l Fath, wanderten wieder Viele von den Samaritanern
nach verschiedenen Gegenden, und namentlich nach dem Wadi el Cutha
aus, welche den reinen Jehovacultus bewahrten, und nach ihrer Rückkehr den Juden die
Veranlassung gaben, sie und sämmtliche Samaritaner „Cuthäer“ zu nennen. — Dass
die Samaritaner gewünscht und verlangt hätten, Theil an dem Bau des Tempels von
Jerusalem zu nehmen, davon wissen natürlich die Samaritaner und ihre Geschichtschreiber
nichts.
leumdeten sie die Juden bei dem König von Persien, und verhinderten
20 Jahre lang den Weiterbau des Tempels, bis derselbe im zweiten Jahre
der Regierung des Königs Darius Hystaspis 516 v. Chr. endlich doch zu
Stande kam. Dass aber jene Verwehrung der Juden nur die heidnischen
Colonisten, nicht auch die zurückgebliebenen oder zurückgekehrten Israeliten
betraf, geht daraus hervor, dass Esra 6, 17. gesagt wird, bei der Einweihung
des Tempels opferten sie „zum Sündopfer für das ganze Israel
12 Ziegenböcke nach der Zahl der 12 Stämme Isra e ls.“ Freilich ist damit
nicht gesagt, dass auch von den 10 Stämmen Einige im Lande waren.
Später wurde diese Erbitterung dadurch vergrössert, dass alle Juden, welche
fremde Frauen genommen hatten, diese mit deren Kindern wieder verstossen
sollten, ein Gebot, welches zuerst von .Esra ausging, und von Nehemia mit
grösserer Strenge durchgeführt wurde. Viele gehorchten, Andere aber nicht;
und diese wendeten sich nach Samaria. Unter diesen war auch der von
Nehemia vertriebene Enkel des Hohepriesters Eljaschib, Namens Manasse,
welcher eine Tochter des persischen Satrapen Sanballat zur Frau hatte.
Dieser versprach ihm nach Josephus, welcher aber die Zeiten sehr verwirrt,
einen Tempel in Sichern erbauen zu lassen. Es geschah auf dem Berge
Garizim , und dieser Tempel, seit Alexander d. Gr. vielleicht vergrössert,
stand bis um das J a h r 130 v. Chr., da Johannes Hyrcanus, der Maccabäer,
ihn zerstörte. Manasse wurde der erste Hohepriester, und richtete nun dort
einen eigenen Gottesdienst ein. Damit war die religiöse Spaltung vollendet.
Fortan hatten die Bewohner der Landschaft Samaria keine weitere Verbindung
mit den Juden, und der gegenseitige Hass steigerte sich immer mehr,
zumal, seit die Makkabäer sie, die es mit ihren Feinden hielten, hart bedrückten,
und ihren Tempel zerstörten. Die Samaritaner hatten unter den Ptolemäern,
Seleuciden und Römern fast stets gleiches Loos mit den Juden, nur
zuweilen wurden ihnen einige Vorzüge und Privilegien vor diesen eingeräumt,
da sie weniger zu Empörungen geneigt waren; und ihr Druck dauerte
auch unter den christlichen Kaisern und den diesen folgenden Muhammedanern
fort. Im Ganzen breiteten sie sich wenig aus, und wurden nicht so
sehr zerstreut wie die Juden. Alexander d. Gr. verpflanzte samaritanische
Truppen, die ihm unter einem zweiten Sanballat bei der Eroberung von Tyrus
und Gaza geholfen, nach Egypten, nicht um sie zu verbannen, sondern
um ihnen, auf die er grosses Vertrauen setzte, die Vertheidigung der Thebais
unter seinem Namen zu überlassen. So kamen die ersten Samaritaner nach