
Käppchen, welches nicht mit abgenommnen wird. Der Grund davon mag
darin liegen, dass die Orientalen, Drusen, Muhammedaner, Juden und Christen
sich das ganze Haupthaar abrasiren, und daher eine Entblössung des Hauptes
wegen möglicher Erkältung vermeiden. Manche, namentlich ältere Moslems,
lassen die Haare nach Art der Chinesen auch auf dem Scheitel stehen und zu
einem Zopf heran wachsen, der unter dem Turban versteckt wird.*) Bei
den christlichen Knaben findet man mitunter eine ganz widerwärtige Haartracht;
oben auf dem Kopfe bleibt das Haar stehen , unten wird es abrasirt,
und mitten über der Stirn lässt man einen Büschel von der Grösse einer
hohlen Hand übrig.
Der Hochaltar der Kirche war festlich geschmückt durch mehrere silberne
Vasen mit künstlichen Blumen, sowie durch eine Menge silberner
Leuchter pyramidalisch aufgestellt mit ganz dünnen Wachskerzen, die
jedoch erst während der Celebration der Messe angezündet wurden. Silberne
Crucifixe — nicht blosse Kreuze, standen auf dem Hochaltar und
den Nebenaltären; grosse Oelgemälde, Scenen aus der Heiligengeschichte
darstellend, zierten die Wände des Chors, und wunderlich stachen dagegen
zwei farbige Lithographien in französischer Manier unter Glas und
Rahmen ab. Ampeln und kleine Kronleuchter erhellten das Ganze. Als
wir in die Kirche traten, deren Fussboden mit einer Strohmatte, und
darüber mit Teppichen belegt war, standen die zwei Geistlichen**) der hiesigen
maronitischen Kirche auf hohe Krücken gestützt, mit einem Laien,
zu dem sich später noch zwei andere gesellten, vor einem Tisch dicht vor
dem Chor an der rechten Seite des Schiffs, und lasen und sangen abwechselnd
Gebete, die diese Nacht verherrlichten. Die Geistlichen nahmen
dabei ihren schwarzen Turban nicht ab, wohl ab er. die Laien ihren Tar-
busch, der mit einem buntfarbigen 'Tuche umwickelt war, wenn sie allein
beteten. In ihrem arabischen Gesänge einer Art Canon, wobei nach
sehr kurzen Pausen Einer der Geistlichen immer wieder anstimmte, und
die ändern nachfolgten, so dass bald E in e r , bald 2 , bald 3 , bald
*) Man nennt diess X , U ö .v. (?), und es findet sich diese Mode znweiien auch bei
Christen. Die persischen und arabischen Schiiten in Iran rasiren das Haar von vorn
bis hinten auf der Mitte des Kopfes eine Hand breit w e g , und lassen das übrige Haar
zu beiden Seiten stehen.
Ich habe oben gesagt, dass die Maroniten nur e in e n Priester in Damascns
haben; vielleicht war der Eine von beiden nur Diakonns, vielleicht auch nnr in der
letzten Zeit noch ein zweiter Priester dazu gekommen.
alle 4 sangen tHfh hörte ich auch auffallender Weise das griechische y.vptf
eXijiaor. Als dieser Gesang volle_ 1 Stunden gedauert hatte, trat der
Eine der beiden Geistlichen, nachdem er sein Haupt entblösst und dabei
eine Tonsur mit einem Kranz von Haaren auf der Mitte des Kopfes gezeigt
hatte, vor den Hochaltar, und betete singend, wobei die Ändern ihn aus
der Ferne begleiteten. Dann ging er zurück , trat wieder vor den Altar,
und betete abermals knieend. Während man nun sämmtliche Kerzen anzündete,
wurde er bekleidet. Zuerst erhielt er ein Hemd mit Aermeln.
dessen oberer Theil bis zur Mitte weiss, der untere roseuroth war. Nachdem
er diess über seinen schwarzen Rock gezogen, umgürtete er sich mit
einer rothseidenen Schnur, und legte über diese noch einen etwa drei
Finger breiten Gurt. Goldgestickte Aermel, an der Seite mit einer Schnur
zusammengebunden, wurden hierauf über die beiden Vorderarme gezogen,
und ein feines weisses Tuch mit goldgestickter Kante über den Kopf gelegt,
und hinten mit einer Schnur befestigt. Dann wurde die Stöla über
beide Schultern gelegt, über Alles diess kam der weisse, blumige und goldgestickte
Mantel, dessen Kragen die zurückgeschlagene Kante des weissen
'Tuchs bildete ; und endlich wurde ihm die weisse Bischofsmütze aufgesetzt-,
welche vorn ein goldenes K reu z , hinten aber zu beiden Seiten weisse Atlasbänder
mit goldenen Franzen herabhängen hatte. Zur Linken des Priesters
trat ein Knabe mit dem bischöflichen Krummstab, den er ihm von Zeit
zu Zeit reichte; zur Rechten stand ein Kirchendiener mit dem Rauchfass,
welches ihm von dem Geistlichen wiederholt abgenommen wurde, um gegen
den Altar und das Publicum hin zu räuchern. — Bei der Consecration und
bei dem Genuss des Abendmahls wurden ihm die Bischofsmütze und der
Mantel abgenommen , statt des letzteren aber ein kleinerer übergeworfen.
Das Brod schien eine runde Oblate zu sein. Die ganze Liturgie war
a r a b is c h , nur die Einsetznngsworte Iesu wurden von dem Priester s y r
i s c h abgesungen, jedoch auf andere Weise in tonirt, als diess noch bei
uns an manchen O rten , namentlich in Sachsen , geschieht. Ich erwähne
diess besonders, weil in der armenischen Kirche, deren Liturgie sich seit
dem fünften Iahrhundert fast unverändert erhalten hat, ganz unsere Weise
der Intonation sich findet. Bei der Consecration und nachher wurde zeitweise
mit einer Glocke, an die Einer schlug, und zwei metallenen Becken
Zeichen und Tact zum Gesänge gegeben. Der Kirchendiener, welcher
das Rauchfass gehalten h a tte , lie ss, nachdem der Priester das Abendmahl
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