
selbst von seiner Geburt an, darf ein Scheermesser sein Haupthaar berührt
haben. Wenn er diese Bedingungen erfüllt hat, und der Priester geneigt
ist, ihm diese Würde zu geben, so bringt er ihn an einem Sabbath oder
Festtag in die Synagoge, stellt ihn nach Beendigung der Gebete der
Gemeinde vor, legt die Hände auf sein Haupt, und segnet ihn, wobei er
ihm einen neuen weissen Mantel Saeh schenkt und anlegt. Dann
küssen ihm die Anwesenden die Hand, und die Feierlichkeit; ist beendet.
Nachher kommen sie in sein Haus, ihn zu beglückwünschen, und feiern
diesen Tag als ein Freudenfest. Zur Zeit des Tempels wurden Opfer dargebracht.
Ein solcher Priester, oder auch ein Anderer seines Stammes,
kann, da sie Alle Leviten sind, eine Gesetzrolle tragen; er darf aber nur
in Abwesenheit des alten Priesters denselben vertreten, da in jeder Synagoge
nur Ein Priester fungiren soll.
Diess sind im Allgemeinen die Hauptmomente, welche ich von den
Samaritanern erwähnen zu müssen glaubte. Nähere Erörterungen im Einzelnen,
und namentlich eine genauere Darstellung der Aussprache des
Hebräischen bei den Samaritanern, welche auch für den Anhang zu weit
führen würde, verspare ich für eine andere Gelegenheit, und kehre, um
den Leser nicht zu sehr zu ermüden, zu dem weitern Bericht meiner Reise
zurück.
Achtes Kapitel.
Reise von Nablus nach Damascus.
Montag, den 8ten August, reiste ich von Nablüs wieder ab. Da ich
mit dem Mucker, den ich von Jerusalem nach Nablüs genommen hatte,
sehr zufrieden gewesen war, so hatte ich ihm versprochen, bei meiner Weiterreise
von da ihn wieder zu nehmen. Ich liess ihn kommen, fand jedoch
bald Ursache, mit ihm unzufrieden zu sein. Er- brachte den Armenier,
Kaspar, wieder mit, wollte ihn aber zurückschicken. Es entspann sich ein
langer Streit zwischen beiden, den ich endlich dadurch schlichtete, dass ich
dem Letztem 50 P. Bakschisch zu geben versprach. Diess verzögerte meine
Abreise bis gegen 9 Uhr Vormittags. Der Sicherheit wegen, da der Weg,
welchen ich machen wollte — ich hafte mir vorgenommen, über den Karmel,
Sur und Saida nach Beirut zurüokzügehen — wegen der umherstreifenden
Beduinen sehr unsicher sein sollte,*) liess ich mir von dem Bey 2 Baseh-
bozuk’s, Kurden aus Salahije bei Damascus als Escorte mitgeben. Der
Hohepriester der Samaritaner, Amrän, und mehrere Glieder der kleinen
evangelischen Gemeinde kamen nochmals, sich von mir zu verabschieden;
und mein freundlicher Wirth begleitete mich bis vor das westliche Thor, zu
welchem ich hinausritt. Bekleidet mit einem Fess und einer weissen Abäje
(Mantel), welche mir das Ansehen eines türkischen Officier’s oder Efendi’s
gaben, und geschützt durch die beiden Baschbozuk’s, deren Einer mit Lanze
und Schwerdt, der Andere mit Pistolen und Flinte bewaffnet war, wagte die
Jugend von Nablüs nicht, mich auf irgend eine Weise zu beleidigen. Leider
waren mein Mucker, so wie die beiden Kurden, des Weges, wie der Ortschaften,
die wir sahen oder berührten, ganz unkundig, so dass ich die
Namen der Letztem nicht erfahren konnte. Wir ritten zwischen den Berg-
*j Während niemes Aufenthalts in Nablüs hatten die Beduinen eines Morgens
30 Kameele dicht vor den Thoren der Stadt weggenommen.