
in Folge eines mehrfach wiederholten Factums, den Aberglauben, dass,
wenn 10 Familien von ihnen in Jerusalem wohnen, eine derselben aussterben
muss, daher sie fest an obiger Zahl halten.*!)' Die meisten Karäer
wohnen in der Krim, wo, wie mir der Eine versicherte, an 15000 ihrer
Glaubensg-e nossen leben sollen. Ausserdem finden sie O , sich noch in Wilna
und einigen Städten Galiziens, desgleichen.in Anah und Hit am Euphrat,
letztere sollen jedoch ganz unwissend sein. Sie zeigten mir nicht die Thora,
sondern eine ganze Bibel, geschrieben mit Vocalen und Accenten,, und
wahrscheinlich auch der Masora an den Seiten, die ich, da sie ganz klein
geschrieben war, nicht lesen konnte. Sie stellte Arabesken am Kande vor.
Die Bibel w a r.531 Jah re a lt, sehr schön auf Pergament geschrieben, und
iu Buchform. Ausserdem hatten sie noch mehrere gedruckte Bücher, sämmt-
lich erschienen zu Eupatoria in der Krim, welche Commentare zu dem
Pentateuch, Gebetbücher und Ritualien enthielten. Sie sollen sämmtlieh
reich sein. Ihre Erklärung der Gesetze ist zum Theil verschieden von der
der Rabbaniten (Talmudisten, da sie bekanntlich den Talmud nicht anerkennen).
So lassen sie nicht wie diese Vor den Ohren einen Zopf stehen,
sondern erklären die Stellen 3. B. Mos. 19, 27. 22, flKB) von dem
Backenbarte —' Nach der Versicherung des Hohepriesters der Samaritaner
stammen die Karäer von einem Chacham Namens Anän ab, welcher zu derZeit
der Abfassung des Talmud gelebt, dessen Annahme aber verweigert habe.
Von den Muhammedanern Jerusalems weiss ich nichts zu sagen; der
grösste Theil derselben besteht aus Hanefiten; es finden sich jedoch auch
Schafeiten hier, und der Scheich der letzteren steht in besonderer Verbindung
mit dem Preussischen Consulat.
Ich füge nun noch eine statistische Angabe von der Einwohnerzahl des
Paschaliks von Jerusalembei, wie sie mir von dem Dragoman des Preussischen
Consulats, S. Dawud el Kurdi, mitgetheilt worden ist. Sie beruht , so viel
ich glaube, auf einer officiellen Mittheilung, und giebt daher nur die Zahl
der Männer und Jünglinge an, so weit sie steuerpflichtig sind, wesshalb die
deutschen, polnischen und russischen Juden in Jerusalem und Hebron, und
die europäischen Christen in ersterer Stadt nicht mitgezählt sind. In Nablus
*) Ein spanischer, Jude erzählte mir , dass die erwähnte Verfolgung der Karäer vor
90 Jahren stattgefunden habe, und sie gezwungen worden seien, auf die fernere Bildung
einer Gemeinde in Jerusalem zu verzichten. Da zu einer solchen aber mindestens
10 Familien gehören, so dürfen sie nie über 9 Familien stark sein.
sind Juden und Samaritaner zusammengerechnet. Es sind also hier nur
die Muhammedaner und die Raja’s (die wirklichen Unterthanen der hohen
Pforte, welche nicht Muhammedaner sind) aufgeführt.
Muhammedaner. Christen. Juden.
In der Stadt Jerusalem wohnen 3074 1872 895
In dem dazu gehörigen District - 21103 6938 —
In der Stadt Gaza -■ 7505 276 . —
In dem dazu gehörigen District 22714 H H H , -—
ln der Stadt Hebron PSw* 4017 54
In dem dazu gehörigen District r j f eÄ . 3252 1 - - i- n . —
In der Stadt Ramie - 3143. 497 ■ 5
In dem dazu gehörigen District 6328 — —
In der Stadt el Lydi (Lydda) - 2006 314 ■—
In dem dazu gehörigen District f j 3015 —-
In der Stadt Jaffa 2143 896 35
In dem dazu gehörigen District 4284 ' — —
In der Stadt Nablus - 4203 220 90
In dem dazu gehörigen District 43274 •1320 . —
ln der Stadt (?) Dschenin 707 . 93 ' —
In dem dazu gehörigen District )Ki?s.SC! 7173 42 —
Summa 127,941 12,468 1,079
Wenige Tage, nachdem ich der Feier des grossen Sabbaths in der
deutschen Synagoge zu Jerusalem beigewohnt hatte, machte ich mit mehrern
Ändern einen Ausflug nach Nablüs. Der englische Consul, Mr. Finn, unter „
dessen besondern Schutz sich die Samaritaner dieses Ortes begeben haben,
und dem sie so mancherlei Erleichterung in ihrer drückenden Lage verdanken,
hatte von dem Hohepriester derselben, Amrän, eigentlich nur
Stellvertreter seines greisen Vaters Salamah, der durch seinen Briefwechsel
mit Silvestre de Sacy bekannt geworden ist, eine Einladung zu der Feier
ihres Pesachfestes erhalten; und eine gleiche Einladung desselben war auch
an Mr. Daniels gelangt. Da Mr. Finn durch anderweitige Geschäfte noch
zurückgehalten wurde, so schlossen w ir, Dr. Rosen, Prediger Valentiner
und ich uns an Mr. Daniels an. Die Feier sollte den 22ten April Morgens
beginnen. Wir verabredeten uns daher, Mittwoch, den-20ten, von Je ru salem
abzureisen, wurden aber durch unsere Mucker bestimmt, schon Tags
vorher uns auf den Weg zu machen. Nablüs liegt 12 Stunden nördlich von
Jerusalem. Wir ritten also Dienstag, den 19ten, Nachmittag 2 Uhr ab,
und schlugen unsere Zelte in Ain Jebrud „der Quelle von J eb ru d ,1' auf,
welches so ziemlich auf der Mitte des Weges liegt. Bei Mondschein langten
wir hier a n , den folgenden Morgen machten wir uns gleich früh wieder auf
den Weg, und kamen bei guter Zeit nach Nablüs, wobei wir aber merkwürdi