
durch die halb verschüttete Thüre an der Nords eite in das Innere hineinkriecht,
gelangt man auf einen etwa 10 Schritt breiten Vorhof, und dann durch ein
breites Thor, dessen Decke halb eingefallen, mit Reliefs verziert ist — in
der Mitte ein Adler, welcher den Mercuriusstab in der Klaue hält, an der
rechten Seite eine geflügelte menschliche Figur mit Fruchtkorb in der einen
Hand. Neben diesem Thore sind nach Innen zu auf beiden Seiten ganz
ummauerte Wendeltreppen, die nach der nicht mehr vorhandenen Decke
führten; zu der einen gelangt man nur kriechend,- bei der ändern ist Mauer
und Treppe theilweise verfallen. Ein grösser, hoher Saal dehnt sich hier
in länglichem Viereek aus, Fragmente von Säulen und Quadern liegen
umher, eine gereifte Säule steht*ñoch am Südostende, und scheint das Ende
einer Säulenreihe gebildet zu haben, die vielleicht ursprünglich rings umher
ging. Die Wände an der Ost- und Westseite haben halb eingemauerte,
gereifte Säulen, an jeder Seite 6. 'A n der Südwestecke ist eine fast ganz
verschüttete Thüre, welche in einen untern Raum führt. Mit Mühe kroch
ich durch dieselbe, und gelangte in ein grosses Gewölbe, worin eine, wie
es schien, zur Aufnahme eines Sarkophags bestimmte lange, schmale Aushöhlung
war. Aus diesem kroch ich wieder nicht durch eine verschüttete,
sondern mittels eines grossen Quadersteines halb vermauerte Oeffnung in ein
zweites, und dieses führte in ein drittes Gemach. In dem zweiten war ebenfalls
am Boden eine Aushöhlung, die aber rund und klein war, und zur Aufnahme
eines mit Perlmutter ausgelegten Kästchens bestimmt gewesen zu sein schien,
da ich an derselben ein Perlmutterblättchen fand. Alle diese 3 Gemächer
waren mit Quadersteinen ausgemauert, und mit einem sehr festen Kalk
übertüneht. Von Inschriften oder sonstigen Merkwürdigkeiten war in diesen
untern Räumen durchaus nichts zu entdecken. Der obere Saal, zu dem
ich nun wieder hinaufstiegj war seiner Decke gänzlich beraubt, so dass auch
keine Spur mehr von derselben zu sehen war; sie war wahrscheinlich aus
vergänglichem Material gebaut, und nach und nach eingestürzt, vielleicht
von dem Regen abgespült. — In gleicher Richtung mit diesem grossen
länglich - viereckigen Gebäude stehen in der Mitte dieses O O innersten Raumes
ganz allein die 6 kolossalen Säulen, welche noch vollständig erhalten sind,
und schon aus weiter Feme die Aufmerksamkeit des Reisenden auf sich ziehen.
Von denselben führt ein durch Bruchsteine an beiden Seiten bezeichneter Weg
zu einer halb verschütteten Kellerthüre. Durch diese gelangt man in ein langes
und weites von Süden nach Norden gerichtetes Gewölbe, welches mit mehreren
Seitengängen und Gemächern versehen, gleich den ändern nicht unter
der Erde fortläuft, sondern eigentlich im Erdgeschoss liegt, aber sein Licht
nur dufch die Ein- und Ausgangsthüren erhält. Es ist 1 0— 12 Schritte
breit, mit Quadersteinen ausgemauert,und hat in der Mitte der Decke einge-
inauerte Büsten. Eine einzige lateinische Inschrift fand ich in der Decke,
die ich aber nicht recht erkennen konnte; ich glaubte-£ose ? zu lesen. Eine
andere lateinische Inschrift ausserhalb des Gebäudes an der Nordseite, beginnend
mit dem Worte d iis war zu hoch, um sie lesen zu können, und ist wahrscheinlich
auch schon bekannt. Ein grosses, aber ebenfalls eigentlich nicht
unterirdisches Gewölbe, gleich dem eben beschriebenen, läuft an der Westseite
des Gebäudes von Norden nach Süden. Die Quadersteine waren
grossentheils gerändert, wie in Jerusalem, einzelne von ungeheurer Ausdehnung',
der eine davon mass 12 Ellen in der Länge, an der Südseite
waren mehrere noch weit grössere. Es waren jedoch auch, namentlich an
den öbern, Theilen des Gebäudes viele Quadersteine von gewöhnlicher
Grösse, die aus späterer Zeit zu sein schienen; wahrscheinlich waren die
arabischen Inschriften mit den Quadersteinen, an denen sie sichtbar waren,
zugleich angebracht. An der Nordseite war auch noch der Ueherrest einer
Wasserleitung zu sehen. Der Kawass sagte mir, das ganze Gebäude rühre von
Luieo»! Sittna Balqis „unserer Dame (Königin) Balqis“ her.*)
Ich blieb, um mich recht an dem Anblick dieses Prachtgebäudes zu
weiden, den ganzen sehr heissen Tag in den Ruinen. Erst am späten Nachmittag
nahm ich einen christlichen Führer aus Baalbek, welcher mir unter
den Steinen, die die Mauer eines Weingartens bildeten, 2 Inschriften
zeigte.37)
Von da gingen wir zu einer kleinen, der heil. Barbara geweihten
Kirche. Rund um dieselbe stehen schlanke, mit schönen Kapitalen verzierte
Säulen, und in der Mauer, selbst sind rund herum Nischen (wie bei
dem Denkmal auf dem Kreuzberg bei Berlin), wie es scheint, zum Auf-
stellen von lebensgrossen Figuren bestimmt; denn in einigen derselben sind
noch die Postamente zu sehen. Wenige Schritte davon ist ein, gleich der Kirche,
oder vielmehr Kapelle — wenn sie eine solche, und nicht etwa zu heidnischem
Gebrauch ursprünglich bestimmt war — verfallenes Minaret, an dessen
Rnngang ich den Namen Melik es Säleh Emad^ed-dunja wed-din deutlich
*) Der Sage nach hat König Salomo diese Bauten von Genien und Dämonen , die
ihm unterthan waren, ausfüliren lassen