
2. B. Mos. 25. statt. Da aber jetzt die Frauen sich schämen, diess zu thun,
so erfolgt weiter nichts. Die Wittwe kann einen Ändern zum Gatten nehmen,
jedoch wo möglich aus einer verwandten Familie, und, wofern diess
nicht geht, doch Einen, welcher ihrem Stande angemessen ist. Denn auch
in dieser kleinen Gemeinde wird ein Standesunterschied streng festgehalten.
Die priesterliche Familie gilt für die vornehmste, und nächst ihr stehen dann
die, aus denen berühmte Männer, namentlich Gelehrte, hervorgegangen
sind, und die Wohlhabendsten. Eine Frau muss wenigstens 3 Monate nach
dem Tode ihres Mannes warten, bevor sie eine neue Ehe eingehen kann;
ein Mann aber kann gleich nach dem Tode seiner Frau wieder heirathen,
wenn er keine Kinder h at, oder seine noch lebende Frau schon alt ist, und
er noch mehr Kinder zu haben wünscht.
Ehescheidungen kommen bei den Samaritanern fast gar nicht v o r, obgleich
denselben keine Hindernisse im Wege stehen. Wenn eine Frau
Unfrieden im Hause stiftet u. s. w., kann sie der Mann entfernen; der Priester
Amran wusste sich jedoch keines solchen Beispiels zu erinnern. Bei
der Scheidung versammeln sich die Zeugen mit dem Priester in dem Hause
der Eheleute. Der Priester schreibt in Gegenwart dieser den Scheidebrief,
liest ihn dann vor, giebt ihn, mit der Unterschrift.der Zeugen versehen, der
Frau, und diese geht, nachdem sie die restirende grössere Hälfte ihrer
Mitgift erhalten hat, aus dem Hause.
Ihre Todten können sie selbst begraben, nur der Priester darf keine
Deiche berühren; die Ändern dürfen es, werden aber dadurch 7 Tage unrein,
wesshalb sie gern, wenn es geht, Muhammedaner, namentlich aber Christen
dazu nehmen. Wenn Einer aus ihrer Gemeinde stirbt, so wird er gewaschen,
was, wenn er am Nachmittag gestorben, sogleich geschieht, damit
er noch vor Sonnenuntergang begraben werden kann. An den Sabbathen
findet aber keine Beerdigung statt , auch wird in der Synagoge am Sabbath
der Verstorbenen nicht gedacht, weil diess ein Freudentag sein soll. Nach
dem Waschen des ganzen Körpers waschen sie noch besonders die Hände
dreimal, den Mund, die Nase, das ganze Gesicht, die Ohren, ganz wie dieMuham-
medaner, und zuletzt die -Füsse. Darauf giessen sie noch einmal Wasser
über den ganzen Körper, und dabei sagen sie abwechselnd mit dem Priester
einige Gebete, nach denen sie den ganzen Pentateuch in 2 Keihen aufgestellt,
bald die vordere, bald die hintere Keihe abwechselnd bis zu der letzten
Parasche lesen. Mittlerweile wird der Deichnam angezogen, d. in weisses
baumwollenes Zeug gehüllt, und auf den Kopf bei Frauen wie bei Männern
ein weisses Käppchen gesetzt. Wenn der Sonnenuntergang nahe ist, und
sie daher schnell mit dem Lesen des Pentateuchs fertig werden wollen,
so vertheilen sie die einzelnen Stücke unter sich. Sind sie nun an die
letzte Parasche gekommen,'1 so wird der Leichnam aufgehoben, und nach
dem Begräbnissplatze getragen, wobei sie bis zu Ende lesen. Dann legen
sie den Leichnam in das Grab, recitiren langsam eine Stelle aus der
Schrift, worauf der Priester den Gesang der Engel spricht, den diese, als
Aaron gestorben war, und die Israeliten es nicht glauben wollten, mit
dessen Leichnam über ihnen schwebend gesungen haben sollen. Die
Gemeinde antwortet: „Gelobt sei unser Gott in Ewigkeit, und gepriesen
sei sein Name auf ewig.“ Dann wird das Grab unter Segenssprüchen mit
Erde bedeckt. Bis zu dem nächsten Sabbath lesen sie dann jeden Morgen
und Abend die Stellen des Pentateuchs, in denen vom Tode die Kede ist,
am Grabe, und beten. Die verwandten Frauen und Mädchen sitzen den
ganzen Tag in dem an dem Begräbnissplatze, welcher nahe dem westlichen
Thore am Bergabhange ist, stehenden Hause, den Todten zu beweinen.*)
An dem nächsten Sabbath geht die Gemeinde nach dem Morgengebet zu
dem Grabe; sie essen dort zusammen, indem jeder etwas mitbringt, und lesen
die Parasche; die Verwandten aber lesen den ganzen Pentateuch zu Hause,
.und gehen daher nicht in die Synagoge. Dann singt Einer aus der Gemeinde
den Engelgesang und noch einige andere Gesänge, von denen die Versammelten
eine Strophe wiederholen, und sie schliessen mit dem oben erwähnten
Segensspruche. Nach Mittag lesen die Verwandten abermals den ganzen
Pentateuch, und beenden ihn mit den Ändern, welche aus der Synagoge zu
ihnen kommen.
Die Samaritaner glauben, dass unter dem Worte Scheol einfach die
Gräber zu verstehen seien, in denen die Körper bis zum Tage des Gerichts
bleiben, die Seelen aber schwingen sich empor in die Luft, wo sie bis zu
diesem Tage, die guten in einem glücklichen, die bösen aber in einem
*) Auf dem Garizim selbst darf, da er der heilige Berg ist, niemand begraben werden.
Das Grab Josua’s soll in Balka, einem Dorfe südlich von Nablüs sein; Eleasar’s
Grab mit einem riesigen Buttumbaume., den er selbst gepflanzt haben soll, von 7 Ellen
Dicke, wird l '/ j Stunde südöstlich von Nablüs auf der Spitze eines Berges gezeigt, und
auf dem nördlich gegenüber liegenden Berge, in und bei dem Dorfe Awerde', die Gräber
von Ithamar, Pinehas (FinÜs) , Abischua (Abischa) und den 70 Aeltesten.