
sie eine vollständige Umwälzung auf der Erde, durch welche Könige
gestürzt werden, und Andere an ihre Stelle kommen sollen. Aber in 10 J a h ren,
sagen sie, werden die Könige der Erde aus allen Völkern die Weisesten
an Einem Orte versammeln, um durch gegenseitige Berathung den
wahren Glauben zu ermitteln. Auch von den Samaritanern werde Einer
dahin kommen, und diess ist der Taeb, den sie aber nicht kennen; auch er
selbst weiss es noch nicht, dass er es ist. Dieser wird den Sieg davon tragen;
er wird sie auf den Garizim führen, wo sie unter den 12 von Josua aufgerichteten
Steinen, wie unter dem Steine von Bethel das Gesetz Mosis, unter
dem letzten aber auch noch die Tempelgeräthschaften und das Manna finden
werden. Dann werden Alle an die Torah glauben, und den Taeb als ihren
König anerkennen. Dieser wird die wahre Gotteserkenntniss auf der ganzen
Erde verbreiten, und 110 Jahre auf der Erde leben; dann wird er sterben,
und neben dem Garizim begraben werden, da auf dem r e in e n heiligen
Berge keine Grabstätte sein darf. Dieser Taeb ist aber nicht grösser als
Moses, den sie Muschi nennen, sondern nur sein Nachfolger, welcher sein
Gesetz in aller Welt verbreiten wird. Darum heisst es auch in ihrem Pentateuch
5. B. Mos. 34, 10 nicht: „Und es stand hinfort kein Prophet in
Israel auf, wie Mose“, sondern: „Und es wird hinfort kein Prophet wie Mose
aufstehen.“ Hierauf wird die Erde noch einige Jahrhunderte bestehen, bis
das 7te Jahrtausend vollendet sein wird, nach dessen Verlauf das jüngste
Gericht eintritt. Dann werden alle Todten auferstehen, die bis dahin Staub
und nichts waren; sie werden auferstehen mit ihren Leibern, mit allen ihren
Gliedern, mit denen sie gesündigt oder Gutes gethan haben, damit Gott
sie sehe, wie sie auf Erden waren. Die Guten gehen dann ein in das Pa ra dies,
die Bösen in die Hölle. Jen e , wie diese, werden an dem Orte ihrer
Belohnung oder Strafe ewig bleiben; diejenigen, welche Gutes und Böses
gethan haben, kommen zuerst, je nach der Grösse ihrer Missethat auf längere
oder kürzere Zeit in die Hölle, und dann erst in das Paradies. In
dem Paradies sind die Engel, in der Hölle die Teufel, beide ewig an dem
Orte ihrer Bestimmung; beide aber umgeben auch dit Menschen, schweben
in der Luft als Geister, und dringen in den Verstand und das Herz der
Menschen, die Einen, sie zum Guten zu leiten, die Ändern, sie zum Bösen
zu verführen. Wenn die Menschen am Tage des jüngsten Gerichts wieder
auferweckt werden, werden sie nicht wissen, wie lange sie als-Staub gelegen
haben. Der Priester schien jedoch auch hierin sich nicht ganz klar zu
sein. Denn ein ander Mal sagte er m ir, am Tage des Gerichts würden die
Menschen nicht mehr sein wie h ie r, sondern lebende Geister ohne Leiber,
daher sie auch keine Erinnerung ihres vorhergehenden Lebens haben, sich
nicht verheirathen, sondern die Guten zu Engeln, die Bösen zu Teufeln
werden würden. Auch setzte er das eine Mal die Hölle nach J erusalem aus
Hass gegen die Juden — weil es nahe dem todten Meere liege, und das.
dortige Wasser einen Schwefelgeruch habe, das Paradies aber auf den Garizim;
ein ander Mal aber sagte er mir, beide Orte seien auf der Erde, jedoch wisse
man nicht, wo?- Die erste Meinung scheint aber doch die echt samaritanische
zu sein, und die 2te äusserte er wohl nur, um mich nicht zu erzürnen, da
er wohl wusste, dass Jerusalem auch für uns die heilige Stadt sei. In dem
Segen Jacob’s verstehen sie im lOten Vers, wo es heisst: „E s wird das
Scepter von Ju d a nicht entwendet werden, noch ein Meister von seinen
Püssen, bis dass der H eld komme,“ unter dem Helden „Schilo,“ welches sie
„Schila“ aussprechen, nicht den Messias, ob er es mir gleich anfangs so
erklärte, sondern Salomo, und erklären die Stelle so: „Das angemasste
Scepter Ju d a ’s wird von ihm nicht weichen, bis Salomo kommt, welcher
Zauberei und Götzendienst treiben wird.
Die Samaritaner erkennen bekanntlich nur die 5 Bücher Mosis als
göttlich a n ; das ganze übrige alte Testament verwerfen sie. Sie haben zwar
auch ein Buch Josua, welches aber von dem unsrigen ganz verschieden,
voller Fabeln, nur arabisch vorhanden ist, und die Geschichte bis auf den
Kaiser Hadrian und weiter fortführt, aber auch nicht kanonisches Ansehen
bei ihnen hat. Sie haben den hebräischen Pentateuch mit samäritanischen
Lettern geschrieben, und lesen ihn in ihren Synagogen nur h e b r ä is c h vor,
die samaritanische Uebersetzung ist fast ganz ausser Gebrauch gekommen,
da sie das Hebräische besser verstehen^ Aber sie lesen das Hebräische
ganz anders als wir, und ihr Text hat manche zum Theil willkührliche Veränderungen
erfahren, welche jedoch fast durchgängig ohne Einfluss auf das
Dogma sind. Nur am Schluss der 10 Gebote, und zwar im 2ten Buch
Mosis so wohl als im öten Buch haben sie einen langen Zusatz, genommen
aus 5. B. Mos. 27, 2-— 7. und 11, 30. Dieser lautet so: „Wenn dich der
Herr, dein Gott, in das Land der Kanaaniter bringen wird, wohin du
kommst, es zu besitzen, so sollst du dir grosse Steine aufrichten, und sie
mit Kalk tünchen; und sollst auf die Steine schreiben alle Worte dieses
Gesetzes. Wenn ihr nun über den Jördan gehet, so sollt ihr solche Steine