
und Freitags fijr Männer jeden Glaubens und Standes, Fremde und Einheimische,
so wie für die Familien der Franken und der christlichen Unter-
thanen. Der Eintrittspreis war 10 Piaster für Erwachsene, 5 für Kinder.
Hierauf begaben wir uns nach dem nicht weit davon entfernten sogenannten
neuen Serai.18) Mit der grössten Erwartung betraten wir dessen
Gebiet, welches die ganze ursprüngliche Stadt Byzanz umfasst, die südliche
Spitze des goldenen Horns. Der freie Platz „ Gülchäne, an dessen einor
Seite a n Kiosk des Sultans ist, erinnerte uns an den dort promulgirten
Ila tti scherif, das eine Thor an die vielen dort stattgefundenen Hinrichtungen,
da an demselben die Köpfe der Enthaupteten ausgestellt wurden, -y 'ab e r
im Innern des Serai’s fanden wir nur elende Baracken und Gärten, wie sie
bei uns nur bei unordentlichen Landleuten auf den Dörfern gesehen werden.
Mit Hülfe des Kanzlers der königl. Preussischen Gesandtschaft, Herrn Testa,
schmuggelten, wir uns in den zweiten Hof hinein, und drangen bis zu dem
„Thor der Glückseligkeit“ V L?) Babi seadet, ein, was sonst nicht
gelingt, indem man eigentlich schon an dem ersten Thore abgewiesen wird.
Ich trennte mich nun von meinen Gefährten, und fuhr allein auf einem
Dampfschiff bis nahe an die Villa von Schewket Bey. Ich traf ihn zwar
nicht zp Hause; doch erkannte mich unterwegs sein Wekll d. i. Aufseher
über die Dienerschaft, welcher seinen Herrn nach Berlin begleitet hatte, .und
nothigte mich, nach der an einem Bergabhange gelegenen Villa hinauf zu
gehen. Sie ist gleich allen derartigen Gärten mit einer hohen steinernen
Mauer umgeben. Durch einen kleinen mit Orangenbäumen und Blumen
beeten versehenen Garten kamen wir in ein Glashaus, dessen Fussbpden mit
Marmorplatten belegt, und welches rings umher mit Divans ausgestättet war,
rechts und links waren Treibhäuser mit Orangen- und anderen Bäumen voll
der schönsten Früchte. Hinter dem Glashaus breitete sich ein weit grösserer
Garten aus mit zierlichen Lauben und Gängen und einem Marm .rbassin mit
Goldfischen, m dessen Mitte wieder ein kleineres Wässerbassin war. Im Vordergründe
war auf dem Vorsprung einer etwas niedriger gelegenen Anhöhe das
zweistöckige hölzerne Wohnhaus.- Der Garten bot eine entzückende Aussicht
über den Bosporus. Während ich in Erwartung von Schewket. Bey’s Rückkehr
meinen Tschubuk schmauchte, verkündeten 2 Kanonenschüsse denn
es war noch immer der Fastenmonat Ramadhan (die Türken sprechen „Ra
nunjan ) die ersehnte Zeit, zu der es den Muhammedanern wieder erlaubt
war zu essen und zu trinken; -und alsbald,wurden uns —- der Sekretär von
Schewket Bey war mittlerweile hinzugekommen — kleine Tischchen gebracht,
und. darauf Weissbrod, Käse und verschiedene eingemachte Früchte servirt.
Als diess verzehrt, und abermals eine Pfeife geraucht war, gingen die Türken
zum Gebet, und führten mich nach ihrer Rückkehr in das Glashaus, wo wir
uns auf den Divans pflegten, während in der Mitte der Tisch gedeckt wurde.
Jetzt kam die eigentliche Mahlzeit bei silbernen Messern, Gabeln und Löffeln;
zuerst Suppe, und dann eine Menge Gerichte, welche, wenn auch mir, zum
grössten Theile. noch unbekannt, doch recht gut schmeckten. Daneben
standen Schüsseln mit saurer Milch, so wie süsse Milch mit Gurken darin,
wovon man bei und nach jedem Gericht zulangte, um den Appetit wieder
anzuregen, und der bei Feiner Mahlzeit fehlende Pilau. Dazu wurde Scherbet
gereicht, worin Eis schwamm. Nachdem der Schluss mit einem Tschubuk
gemacht war, gingen die Türken abermals zum Gebet, und ein Dienei führte
mich in.das Wohnhaus. Wir stiegen eine mit Parkanlagen versehene Torrasse
hinab, und durch eine Schaar von Domestiken zwei Treppen hinauf in einen
Salon, wo ich mich'auf einem Divan am Fenster niederliess und rauchte.
Bald-kamen auch der ■ ^ ö l ^ ^ S i r r - Kjatebi,“ Geheimschreiber,, und der
Wekil, und setzten sich zu einer Schachpartie nieder. Sie nannten das
Spiel „Santratsch“ (eine Verstümmelung von oder „Schatrandsch,“
welches wieder aus dem sanskr, tschatur anga „das viergliedrige“,
corrumpirt ist), spielten sehr rasch und auf ähnliche Weise, wie wir. Das
Schachbret hatte nicht schwarze und weisse, sondern gleichfarbig rothe
Felder, die Figuren waren von den unsrigen sehr verschieden; die Bauern,
welche sie „pajäde“ d. i. Fussvoik, nannten, hatten die Form unserer
Kegel, der König und die Königin — letztere „Ferz“ genannt, woraus
die Franzosen des Mittelalters „vierge“ machten, und dann erst die Königin
gebildet wurde ^ ¿ unterschieden sich von Jenen nur durch ihre Grösse.
Endlich, gegen 12 Uhr, erschien Schewket Bey, welcher von einem Souper
bei Kjamil Pascha g— nicht dem, welcher früher als Gesandter in Berlin gewesen
—ja zurückkam. Er begrüsste mich mit seiner gewohnten Freundlichkeit,
liess,sogleich Kaffee und Pfeife bringen, und abermals den Tiscb decken.
Es war nämlich mittlerweile die Zeit herangerückt, wo die Bewohner von
Konstantinopel im Ramadan von dem Nachtwächter geweckt werden, um
das wiederholte Essen., welches bis zum nächsten Abend vorhal-ten soll, zu
sicli zu nehmen. Nolens volens musste ich daher eine zahllose Reibe von