
VI Vorwort.
ab e r stellte mir die Aufgabe, die Gegenden, welche ich zu bereisen
geda chte, nach verschiedenen Seiten hin, so weit meine Kräfte es ver-
sta tten w ü rd en , so wie die Sprachen und Sitten d e r Völker zu erforschen,
nächstdem ab er vornehmlich mein Augenmerk a u f die verschiedenen
religiösen Secten zu richten. Anfangs w a r meine Absicht, n u r
die genannten D istricte zu durchwande rn; durch den K rieg d er tü rk ischen
Regierung mit den Drusen und den E in tritt des Winters wurde
ich ab e r 7 Monate in Damascus zurück g eh alten , und sah mich daher
genöthigt, ein erneuertes- Gesuch um Urlaub und k önigliche U n te rstützung
einzureichen. Dieses wurde mir gleich einem d ritten Gesuche
gewährt: und so wa r ich in den Stan d gese tzt, meine Reise noch über
Mesopotamien hinaus bis in den Osten von P e rsien au szu d eh n en ; n u r
Armenien, das Lan d , welches mich nächst P a lä stin a am Meisten anzog,
wa r mir wegen des mittlerweile äusgebrochenen ru s s isc h -tü rk isc h e n
Krieges leider unzugänglich.
Die bis je tz t durch meine eigne Schuld ve rzögerte Veröffentlichung
dieser Reise tr itt zu einem Ze itp u n k t e in , in welchem die
Schreckensscenen noch in frischem Andenken sind, deren Sch au p latz
d e r südliche Theil des L ibanon und des Antilibanon, und zuletzt D a mascus
war. D e r mühsam zurückgehaltene, seit u n d durch den letzten
Friedensschluss n eu entflammte Fan a tism u s der M uhammedaner brach
mit ein er beispiellosen W u th ü b e r die wehrlosen, u n d u n te r dem Vor-
wande des Schutzes wehrlos gemachten Christen hervor, und die stets
kampfbereiten, und gegen ih re verhassten Nebenbuhler, die Maroniten,
e rb itte rten Drusen wurden von den P a sch a ’s von B e irut und Damascus
in den K am p f h ineinge zogen, den sie mit T ap fe rk e it, ab e r auch mit
e iner dem Orientalen eignen Grausamkeit ausfochten. J e tz t ist dort
Ruhe, ab e r diese Ruhe ist, wie zu fürchten steht, n u r eine momentane.
Die tü rk isch e R eg ie ru n g , dem A rab e r schon durch die Bedrückungen
d e r P a s c h a ’s v e rh a s s t, h a t denselben du rch die zahlreichen H in ric h tungen
seiner Glaubens- und Stammgenossen noch mehr gegen sich
au fg eb rach t, und ist zu schwach, ih n im Zaum zu h alten '—*- die fran zösischen
T ru p p en aber, welche ausge sandt sind, die D ru sen zu zügeln
u n d zu zü chtigen, werden genöthigt se in, bis nach d er Regenzeit sich
ru h ig zu v e rh a lten , u n d d a n n , wenn sie nich t noch bedeutende V e rstä
rk u n g en e rh a lten , schwerlich im Stande sein, ih re Mission gegen
diese, der Zahl nach zwar nich t bedeutende, ab e r fest zusammenhaltende
, gut organisirte, bis zu r Tollkühnheit tapfere, und d u rch wenige
labyrin th a rtig e E ingänge von d e r N a tu r befestigte Macht zu erfüllen.
Wenn nicht ein energischer A rm , wie d e r des Ib rah im P a s c h a war,
welcher mit Strenge zugleich und mit Ge rechtigkeit re g ie rt, und
A chtung, ab e r auch F u rc h t dem an sich edeln, wiewohl auch feigen
A rab e r einzuflössen versteht, die Zügel d e r Regierung ergreift, wird -
so fürchte ich — dasselbe trau rig e Schauspiel h ie r, wie in än d ern
:Gegenden des tü rk isch en R eich s, sich wiederholen. E s ist das letzte
i Aufflackern des moslemischen F a n a tism u s , welcher seine sich schon
[überlebt habende Religion noch zu erhalten versucht.
D e r vorliegende B a n d , welchem d e r Schluss in einem zweiten
Bande unverzüglich folgen wird, enthält n ä ch st d e r Reise in Palä stin a,
einem zweimonatlichen Aufenthalte in Je ru sa lem , einer eingehenden
j Schilderung d er Samaritaner, und einem A b ste che r nach Cilicien und
[Cy p e rn , gerade den Be rich t übe r mein Verweilen in den Gegenden,
Lwelche d e r Schauplatz d e r erwähnten G räuelthaten gewesen sind. Die
rä thselhaften Drusen und die Maroniten habe ich dabei n äh e r kennen
ig e le rn t, Beide ausführlich b e sprochen, namentlich ab e r die E rs tem ,
[ü b e r welche ich so glücklich w a r , von E in em ih re r ehemaligen tie f
f eingeweihten Glaubensgenossen die genauesten N a chrichten zu e rh alten.
Diese allein habe ich a u f den Wunsch des H e r rn Verlegers diesem
j Bande am Schlüsse be igefügt, die ü brigen A nme rkungen werden am
Schlüsse des zweiten Bandes nachkommen. Die Bildnisse eines wissen-
l den Drusen und einer drusischen F r a u v o r dem T ite lbla tte sind nach
I einer Zeichnung des E b en g en an n ten gemacht worden.
Le ide r sind durch die E n tfe rn u n g des D ru ckorte s, und weil ich
f allein die C o rrec tu r h a tte , manche D ru ck feh le r stehen g eb lieb en , um
, deretwillen ich den geneigten L e s e r um Nachsicht b i t t e ; die e rh eb lichen
und sinnentstellenden h ab e ich angegeben, u n d b itte , sie v o r
dem Lesen zu corrigiren. Nu r bei d e r Abhandlung ü b e r die D ru sen
hatte H e rr Pro f. F le isch e r die grosse F reu n d lich k e it, die C o rre c tu r
der a rab isch en Ausdrücke zu übernehmen ( u n d Einzelnes zu b e rich tig
en , wofür ich demselben von He rz en danke.
Schliesslich k a n n ich nicht umhin, meinen F re u n d e n u n d Gönnern
in dem O rie n t, den K. P r . Consuln D r. W e tz ste in , W eb e r und Dr.