
liaben sie; die erstere bei der Marienkirche zählte damals 81 Schüler, fast
sämmtlich Kinder von Mejchiten*, unter der Leitung eines einzigen Lehrers;
die zweite in der Vorstadt, auf dem Meidän, hat ebenfalls nur 1 Lehrer und
50 Schüler, sämmtlich Melchiten In Beiden wird Religion, Arithmetik und
das Arabische gelehrt; die Lehrer werden von den Eltern der Kinder bezahlt.
Sonntag, den lOten Oetober besuchte ich die Messe in der Marienkirche.
Während derselben wurde zuerst das Evangelienbuch in folgender Processi
on herumgetragen. Aus der einen P forte, die zu dem Hochaltar, dem
Allerheiligsten, führte , traten zuerst zwei Knaben mit Lichtem heraus,
ihnen folgte eine rothe Fahne mit silbernem Kreuz an der Spitze, dann das
Evangelium, getragen von einem Priester in der blossen Hand (nicht wie
bei den Armeniern), vor welchem die Umstehenden sich bekreuzten. Durch
eine andere Pforte des Hochaltars kehrten sie wieder zurück. Später erschien
auf dieselbe Weise eine zweite Procession. Voran gingen wieder zwei
Knaben mit Lichtern, dann kam die Fahne, nach dieser ein Knabe mit
dem Bauchfass, welcher dasselbe rückwärts gehend fortwährend gegen den
ihm folgenden Priester schwenkte , der eine vergoldete Kapsel in Form
einer Krone mit dem geweihten Brode trag. Darauf kamen wieder zwei
Knaben mit Lichtern, denen ein anderer mit dem Bauchfass folgte, welches
er gleich dem vorigen rückwärts gehend gegen den nach ihm kommenden
Priester mit dem Kelche schwenkte; und neben diesem Priester gingen zwei
Knaben, welche Stäbe (nuriäia) von Silberbleeh mit in Silber getriebenen
Engelsköpfen (nach Art derer, welche unter der sixtinischen Madonna sind)
hin und her schwenkten. Auch hier beugten sich die Umstehenden zur Erde,
und bekreuzten sich. Am Schluss der Messe wurde auf einem Stuhl eine
Blechschüssel mit Weizen gefüllt hingestellt, ein Geschenk von Einem aus
der Gemeinde, wofür die Priester zum Gedächtniss eines Verstorbenen von
seinen Angehörigen eine Messe zu lesen haben;
Die gottesdienstliche Feier der Feste endigt bei den orientalischen
Christen meist schon mit oder selbst vor Sonnenaufgang, so dass der
Anfang derselben, da sie mehrere Stunden dauert, nicht lange nach Mitternacht
zu beginnen pflegt. Der Grund davon liegt vielleicht theilweise
wenigstens d a rin , dass der die Messe celebrirende Priester schon von
Sonnenuntergang des vorigen Tages an sich aller Speisen und alles
in Damascns, Dr. Meseh&ka, der, so viel ich weiss, ursprünglich zu seiner Kirche
gehörte, hauptsächlich gegen ihn gerichtet und veröffentlicht hatte.
Schlafes enthalten muss, bis der Gottesdienst vorüber ist, und an den
Festtagen die höchste Geistlichkeit stets fungirt, welche in der Begel schon
zu betagt i s t , um eine solche Enthaltsamkeit bis zu Mittag des nächsten
Tages zu ertnigen. — Da wir in dem muhammedanisehen Stadtviertel,
und also sehr entfernt von den christlichen Kirchen wohnten, die Zeit leicht
verschlafen werden konnte, und eine Menge Bazar s dazwischen liegen,
welche zu beiden Seiten durch Thore in der Nacht verschlossen werden,
auch die zahllosen Hunde des Nachts viel böser sind als am Tage; so konnte
ich mich nicht leicht entschliessen, einem solchen nächtlichen Gottesdienst
beizuwohnen. Ein Hauptfest der orientalischen Kirchen ist das Fest Epiphanias,
oder der heiligen drei Könige, an welchem sie das Weihwasser für
das ganze J a h r segnen, so wie die Taufe J e su , welche symboliseh dargestellt
wird, feiern, daher die Griechen auch dieses Fest f-ii)(
„das Tauffest“ nennen. Zwar lud mich mein junger Dragoman ein, die
Nacht bis zu dem Beginn des Gottesdienstes bei seiner Mutter zuzubringen,
doch zog ich es v o r , um die S einigen nicht zu belästigen, und ihnen, da sie
arm waren, und mich ohne Zweifel mit einem Nachtmahl bewirthet hätten,
keine Unkosten zu bereiten, zu Hause zu bleiben, und mir den folgenden
Tag darüber von ihm referiren zu lassen. — Der Gottesdienst - — begann um
Uhr und dauerte bis 7 </2 Uhr Morgens. Zuerst besangen die Priester und
Sänger aus dem Volke (Letztere werden y.a t ^oyjjv genannt) die
Taufe Jesu, während der Patriarch auf seinem Stuhle neben dem Hochaltar
sass. Dann bekleidete sich derselbe mit dem Messgewand, setzte die Krone
auf, und celebrirte die Messe (^ nach welcher man zwei grosse und
zwei kleine mit Wasser gefüllte Gefasse brachte, über die der Patriarch
betete Und den Segen sprach. Dann taufte er den Messias
d. h. er tauchte dreimal das Crucifix in das Wasser, nahm darauf einen
grünen Zweig zugleich mit dem Crucifix in die rechte Hand, tauchte beides
in das Wasser, und besprengte damit das Volk. Nachdem er wieder an
den Altar gegangen, nahm der Maträn (Bischof) ein Glas mit geweihtem
Wasser, und gab , das Crucifix in der H an d , den Laien von dem Wasser
zu trinken, welche zugleich das Crucifix küssten, und dann auf einen von
einem Kirchendiener gehaltenen Teller ein Geldstück legten. — Der Gottesdienst
wurde, und wird stets in arabischer Sprache gehalten. N u r am
Oster - Sonntage wird griechisch und arabisch gepredigt.