
zuletzt in das Hotel zum „Tiger“, nahe dem unsrigen, um zu speisen, und die
Musik der Zigeuner zu hören, welche, in elegantester Kleidung, mit grösser
Pracision und zu allgemeinem Jubel ungarische National-Melodien und
Tänze spielten. Den folgenden Morgen fuhren wir auf dem kleinen Dampfboot
nach Ofen hinüber zu dem Kaisersbad, welches von Soliman dem Grossen
angelegt, und erst 1686 den Türken wieder entrissen worden ist. Wir
kosteten die schwefelhaltige Quelle, und nahmen ein Wannenbad. Nachher
Hessen wir uns herumführen, sahen die steinernen Bäder, mit einer Wärme
von 42 Grad Keaumur, wo zwei bis drei Personen zusammen baden können,
und zehn Stufen in ein mit fortwährend ab- und zufliessendem Wasser gefülltes
Bassin führen, dann noch' ein ähnlich eingerichtetes Türkenbad und
das grosse gemeinscliaftHche B ad , wo Personen beiderlei Geschlechts in
einem grossen, in der Mitte durch eine Scheidewand getheilten Bassin bei
einer Hitze von ebenfalls 42 Grad Keaumur zusammen baden. Auf sehr
schlechtem Pflaster, wie fast in ganz Ofen, gingen wir sodann die Wasserstadt
hinauf nach der Festungsstadt. Dort geniesst man von den Festungswerken
aus eine schöne Aussicht über Pesth, die Donau und. die weite
Umg’egend. Von dem königlichen Schlosse, welches von Pesth aus gesehen
einen imposanten Anblick gewährt, bemerkt man in Ofen selbst wenig. Die
Festungsstadt ist besser gepflastert, als die übrigen Stadttheile von Ofen,
welche zusammen eine Bevölkerung von 3 0 ^ - 50000 Seelen haben sollen.
Es herrscht wenig Leben in Ofen, mehr in P e s th , dessen Seelenzahl auf
70 -j— 80000 geschätzt wird. Der neue Stadttheil in Pesth ist regelmässiger
und besser gebaut als der ältere und Ofen, mit breiten, .gut gepflasterten
Strassen. Da das Wetter einen abermaligen Ausflug begünstigte, so fuhren
wir auf einem Kahn über die Donau, und gingen auf den an der Kaizen-
Stadt gelegenen Blockhausberg ,• wo ein Zwing-Uri erbaut wurde. Der
Weg war schmal, und führte an dem steilen Bergrand entlang, wobei mir
öfter schwindHg wurde, aber die Aussicht von der Spitze, wo eine Sternwarte,
ist dafür auch die belohnendste. Man übersieht ganz Ofen und Pesth,
eine grosse Strecke von den Niederungen der Donau, und hinter Pesth den
OrtSteinbruch, wo der bekannte gute Wein gebaut wird, wie denn überhaupt
alle Hügel und Berge der Umgegend theils mit Wein, theils mit Wald
bedeckt sind. Die Wälder bestehen meist aus Nadelholz, doch findet sich
auch Laubholz, worunter ich besonders quercus aegilops, eine Eiche mit
stachligen Fruchtschalen, und eine andere mit riesengrossen Blättern bemerkte.
Am Abend gingen wir in das magyarische T h e a te r, wo wir eine
neue beliebte Oper: „Ilka und der Husarenwerber“, hörten, und in den verschiedenen
ungarischen Costümen Nationaltänze, namentlich den Csardar
und den Werbertanz, aufführen sahen.
Donnerstag, den 17. Ju n i besuchten wir noch einige Kirchen, welche je doch
weder hinsichtlich ihres Alters und ihrer Bauart, noch hinsichtlich
der Altargemälde besonders Merkwürdiges darboten. Bei Weitem sehenswer-
ther erschien u n s das National-Museum, in einem neuen, grossen Gebäude, entstanden
aus den Sammlungen reicher Magnaten, die dahin geschenkt wurden.
Es enthält nicht allein ungarische, sondern auch Gegenstände aus ändern Län-
Ldern und Kunstproducte, wie Maschinen und Modelle. Das für mich Interessanteste,,
die reiche Münzsammlung, lag leider seit 1848 in Kisten verpackt. Sonst
enthält das Museum noch viele Versteinerungen, fossile Knochen und Petre-
facten verschiedener A rt, daneben aber auch eine bedeutende Anzahl Komischer
Antiquitäten, Sarkophage und Stein-Inschriften. Gegen 11 Uhr Abends
begaben wir uns an Bord des Dampfschiffes „Diana“, Capitain Jurenak, wel-
Lehes um 2 Uhr Morgens abfuhr. Die Gesellschaft auf dem Dampfboote bestand
¿aus.einem Pesther Juwelier, der nachMehadia reiste, um in dem dortigen Ba-
i deorte Geschäfte zu machen, mehreren Serben, und einem jungen Wiener
| Commis yon Arnstein & Eskeles. Dieser wurde nach der Walachei ge-
■ schickt, wo das genannte Haus 60000 Stück Schweine aufgekauft hatte, um
sie schlachten, sengen, ausnehmen und einpökeln zu lassen, und dann nach
London zu verschicken. E r hatte 2 Zimmerleute von Wien mitgenommen,
welche ein Schlachthaus erbauen sollten. >.„> Uie N a c h t, wie der Morgen,
Lwaren schön; wir fuhren durch eine weite Ebene zwischen dem Pesther und
I Stuhlweissenburger, und dann zwischen dem Tolner und Pesther Kreis hin-
■ durch, da die Donau die Gränzscheide derselben bildet, bei den ansehnüchen
Städten T o ln a , Baja und Bacs vorbei, und begegneten vielen Getreidekähnen,
die von 5-—26 Pferden gezogen wurden. Sie sollen an 8000 Pressburger
Metzen, die Metze zu 90 Pfd. gerechnet, laden, und aus dem Banat
kommen. An den Ufern sahen wir einige Büffelheerdenr. Die Donau ist
dort ziemlich breit, und bildet viele, zum Theil sehr grosse Inseln. Bei
Baja, wohin wir 11 Vs Uhr kamen, fuhren wir durch einen Kanal. Wir
überholten dort ein serbisches Schiff mit Thonwaaren, die von Wien und
Pesth nach Belgrad und der Türkei transportirt werden. In der Nähe von
Ortschaften fanden wir die Donau an den Seiten fast überall mit Schiffmüli