
Vor Sonnenuntergang nahm ich mein Mittag- und Abendbrod zu mir,
welches aus Eeissuppe mit gekochtem Huhn bestand, meine gewöhnliche
Kost auf der Eeise, und ass zum Nachtisch eine Granate. Weintrauben
habe ich, wie ich schon oben bemerkte, auf der ganzen Tour nicht gesehen;
mein Wirth hatte zwar neben dem Hause eine Weinlaube, aber keinen
Wein. In dem Gemach, in welchem ich mit meinen Dienern schlief, diver-
tirten sich einige Drösche, welche die letztem, die auf der Erde schliefen,
beunruhigten; auf meine Bettstelle konnten sie glücklicherweise nicht
kommen. Am Abend gegen 8 Uhr sah ich zum ersten Male eine F eu erkugel,
welche von Südost nach Nordwest-einer Eakete gleich mit feurigem
Schweif dahinzog, und mitten am Himmel verschwand.
Mittwoch, den 26. Octbr., ritten wir in das nördlich von Famagusta
nur 2 Stunden entfernte Dorf St. Sergis (Sergius) bei 2 Dörfern vorbei,
welche ebenfalls Marasch genannt wurden, und von griechischen Christen
bewohnt sind. Nach 1 Stunde trafen wir auf eine alte Strasse. Dort blieben
wir in dem Hause des Viceconsuls, eines Bruders von dem Pr. Consul in
Larnaka, welcher verreist war. Ich hatte von dem Consul einen Brief an
einen Landmann mit, welcher sich in Folge dessen mir zum Führer anbot;
zugleich ging er in den verschiedenen Häusern umher, und fragte nach alten
Münzen Handschriften waren nicht zu finden. E r brachte mir auch von
Zeit zu Zeit Münzen, von denen ich einige, die mir selten schienen, kaufte.
Dann zeigte er mir auf dem Wege einen Stein mit griechischer Inschrift,
von welcher ich leider nicht viel herausbringen konnte. E in anderer Stein
mit einer Inschrift war an der Mauer eines Hauses.39)
Am Abend ging ick nach den Euinen einer Wasserleitung, von welcher
nur noch 3 einzelne Pfeiler, und nahe dem Dorfe 2 Bogen stehen; an diesen
ist ein schwarzer Sandstein eingemauert mit einem Kreuz, und darüber
eine unleserliche Inschrift; sie soll nach der Angabe meines Führers gleich
der vorigen den Namen des Erzbischofs Plutarch enthalten. Die Wasserleitung
ging ursprünglich von da bis zu der ehemaligen Hafenstadt Salamin.
Dicht neben dem Hause des Viceconsuls, in welchem ich abgestiegen war,
finden sich noch Spuren eines alten Gebäudes; hier soll ein Palast von dem
Bruder des Herrschers von Salamin gestanden haben, und man meint, dass
dort in einem noch nicht aufgefundenen Keller alle Geräthschaften der Kirche
vergraben liegen. St. Sergis, welches 112 steuerpflichtige Griechen und
2 0— 25 Muhammedaner (Türken) zählt, hat 2 Kirchen. Ausserhalb des
Dorfes liegt die Kirche Ai Sozomenos (ayiog Aiw^¿¡levog), innerhalb desselben
aber die der Sage nach schon von Constantin d. Gr. erbaute, und dem heil.
Sergis-'(Sergius) geweihte mit 2 Kuppeln; in späterer Zeit wurde sie an der
Seite und nach vorn zu vergrössert, und eine zweite Ai Waraschevi genannt.40)
— Auch hier sind Gärten mit Citronen- und namentlich mit Granatbäumen,■
deren Früchte ebenfalls äusserst billig sind. Ausserdem bauen die Einwohner
viel Baumwolle, welche in diesem Jahre nicht gerathen, und sehr
theuer war. Man verkaufte die Occa zu 400 Dirhem d. i. etwa 3 Pfund in
der Schale zu 1 Piaster (2 Sgr.), gereinigt zu 5x/2 P. — 11 Sgr., in wohlfeilen
Jahren aber die letztere zu 4 oder auch 3 4/2 P- = 7 -— 8 Sgr. —
Ich erfuhr hier, dass es eine alte griechisch geschriebene Geschichte von
Cypern gebe, welche in Venedig oder Eom im 17ten Jahrhundert im Druck
erschienen sei. ' I
Mein Bette wurde in dem Schlafzimmer des Hausherrn aufgeschlagen.
Nachdem ich gegessen hatte, notirte ich mir Einiges in dem Tagebuehe, und
wollte noch nicht schlafen gehen, da ich Mittagsruhe gehalten hatte. In
einem Wandschrank hörte ich etwas rasseln, achtete aber nicht darauf, weil
ich meinte, es seien Katten oder Mäuse, an die ich mich schon gewöhnt hatte,
da sie überall im Orient sich finden. Bald aber rasselte es in der Stube,
und siehe da, eine Schlange kroch aus dem Schranke heraus, in welchem
ich noch mehrere hörte, eben so in dem ändern Schranke, in dem Bette
des Hausherrn, an den Fenstern, an deren einem mein Bette bereitet war,
und endlich sah ich dicht neben mir am Fussboden ein Schlangenloch. Diese
Art von Hausthieren war mir noch neu, und, wenn ich auch mit grösser
Wahrscheinlichkeit annehmen konnte, dass sie unschädlich seien, so wurde
mir doch bei dem Gedanken, dass sie mir im Schlaf über das Gesicht kriechen
könnten, ganz unheimlich, und ich nahm mir vor, die ganze Nächt zu
wachen. Nach 1 Uhr in der Nacht übermannte mich aber der Schlaf so
sehr, dass ich, ohne mich auszukleiden, mich auf das Bett legen musste,
und bald einschlief. Am folgenden Morgen erzählte ich der Dienerschaft
mein Abenteuer, welche darüber lächelten, und mir versicherten, dass in
allen Häusern der Dörfer Schlangen seien, und weit mehr als in diesem;
übrigens seien sie ganz unschädlich. Ich nahm mir vor, weniger furchtsam
zu sein.
Den 27ten Octbr. ritten wir, da ich wenig geschlafen h a tte , und etwas
später aufgestanden war, erst gegen 71/2 Uhr fort, und zwar zuerst nach