
noch jetzt an der Seite des Morija Ueberreste sichtbar sind. Ungeheuere,
zugehauene Steinmassen von 10 Ellen Länge und darüber, bilden den Grund
davon, und ihre Aushöhlungen deuten den gewaltig grossen Bogen an; aber
au f der Seite des Zion,, welche mit mannsdicken Stämmen der Cactus
Opuntia bedeckt ist, kann man keine Spur mehr von der Brücke entdecken.
Das Thal zwischen Zion und Morija ist vielfältig mit Schutt angefüllt, und
au f dieser Seite ganz häuserleer. Der Morija ist rings, von einer Mauer
umschlossen, an deren innerer Seite viele Hallen sind. In der Mitte steht die
Omarije, So^ i ^ , Moschee des Chalifen Omar, wahrscheinlich an derselben
Stelle, an welcher früher der salomonische, und später der Tempel des Herodes
stand, mit einer mächtigen Kuppel von vielen Säulen getragen , äusserlicli
mit Mosaik verziert, welches aber durch den Zahn der Zeit sehr gelitten
hat und nie ausgebessert wird. So deutet auch dieses Gebäude, eines der
drei grössten Heiligthümer der Muhammedaner (mit denen zu Mekka und
Medina) auf den Verfall des Islam. Es war bis auf die neueste Zeit jedem Nicht-
muhammedaner auf das Strengste, und sdbst bei Todesstrafe verboten, sich
diesem Heiligthume, [»tp* Haram esch-scherif genannt, nur zu
nahen. Nur der Sultan konnte einen Firman zu dem Eintritt in diese
Moschee geben, und es wurde mir erzählt : ein Engländer sei einst mit einem
solchen nach Jerusalem gekommen, man habe ihm Alles bereitwillig gezeigt;
als er aber wieder herausgewollt, habe man ihm gesagt, seine Erlaubniss
laute nur auf den Eintritt, nicht aber darauf, dass man ihn frei wieder herauslassen
solle; man habe ihm also die Alternative gestellt, entweder augenblicklich
zu dem Islam iiberzutreten, oder den Kopf zu verlieren. E r soll
das Letztere gewählt haben, und dieses auch an ihm vollzogen worden sein.
Nur ein Arzt, Dr. Richardson, welcher den Pascha von einer schweren
Krankheit geheilt hatte, erhielt von diesem zur Belohnung die erbetene
Erlaubniss zu einem 4maligen Besuch der Moschee, die er dann auch genau
beschrieben hat. Als ich einst mit Dr. Faure, meinem Reisegefährten, in
der Meinung auf ein Stadtthor zu kommen, welches uns nach dem Oelberg
führe, zufällig in, die Nähe dieses Heiligthums gerieth, rief uns ein Soldat
auf türkisch zu, dass er uns in Stücke zerhauen würde, wenn wir weiter
gingen. Ich that, als verstände ich seine Worte nicht, und liess mich nicht
stören. Wüthend kam er dann auf uns zu, und wiederholte dasselbe auf
arabisch, was ich ebenfalls nicht verstehen wollte, bis er gelassener wurde,
und uns auf anständige Weise sagte, dass diess die Omar-Moschee sei,
welche wir nicht betreten dürften. . Nun erst entgegnete ich ihm, dass- wir uns
verirrt hätten, und wir nahmen gemächlich,.doch ohne die mindeste I urcht
zu zeigen , was man durchaus einem Orientalen gegenüber vermeiden muss,
einen ändern Weg. Erst in der neuesten Zeit, bei Gelegenheit der Anwesenheit
des Prinzen, von Oranien, war es diesem, und mit ihm vielen ändern
christlichen Europäern verstattet worden, in das Heiligthum zu gehen; es
wurde mir sogar versichert, dass an diesem Tage diese Moschee den Muhammedanern
verschlossen gewesen sei, und seitdem soll sie jedem Europäer
für ein Eintrittsgeld von 1 Pf. Sterling geöffnet sein. — An der südwestlichen
Ecke innerhalb der Tempelmauer stand früher die Kirche der Darstellung
Christi in dem Tempel; jetzt steht an deren Stelle die Moschee'el
Aksa, welche der Chlif Abd ul Melik erbaute, als sein Nebenbuhler Abdullah’
sich in Mekka verschanzt hatte. E r hatte gleich Muhammed, als
dieser von den Bewohnern von Mekka vertrieben worden war, die Absicht,
Jerusalem und insbesondere diese Moschee zu dem eigentlichen Heiligthum
des Islam und zu der Kibleh der Muhammedaner zu machen; doch scheiterte
seine Absicht an dem heftigen Widerstand der Juden. Sie ist eins der interessantesten
Gebäude aus jener Zeit, und noch ziemlich gut erhalten, eigentlich
eine christliche Basilika mit 7 Schiffen u»d von beträchtlicher Ausdehnung
mit einer Breite von 189 und einer Länge von 272 Fuss, umfasst also
ungefähr. 5000 d F u s s . Sie, hat eine Vorhalle,' welche jedoch erst spater
angebaut zu sein scheint, aber entbehrt des sonst gewöhnlichen viereckigen
Hofes an der vordem Seite, Das Innere wird (siehe Fundgruben des Orients
II. S. 83.) von 45 Säulen getragen, von denen 33 von Marmor, und 12 aus
gewöhnlichem Sandstein sind. AUe diese sind offenbar von ältern Gebäuden
genommen. Arculphus, ein christlicher Mönch, welcher diese Moschee ungefähr
100 Jah re nach ihrer Erbauung sah, beschreibt sie als ein viereckiges
Gebäude, welches gegen 3000 Personen fassen könne, und hemerkt die
Eigenthümlichkeit, dass ihre Säulen durch Balken verbunden seien. Die
Pfeilerbogen sind durchgängig spitz, aber über ihnen ist eine Reihe von
Fensteröffnungen, deren obere Seite kreisrund ist. An der Nordseite des
Morija, und ausserhalb der Tempelmauer liegen die Trümmer der Burg
Antonia und der Teich Bethesda, halb verschüttet und ausgetrocknet, an
welchem nur noch 2 Hallen übrig sind. An der Westseite aber nahe der
Tempelmauer stehen einige jüdische Häuser oder vielmehr Hütten; und dort
versammeln sich alle Freitage Nachmittags die Ju den, um zu beten, und