
gezeigt. Westlich von der Stadt haben die griechischen Mönche einen
crossen. freien Platz mit einer Mauer umzäunt, und einen © ' schönen Garten
mit vielen Maulbeerbäumen angelegt; und nicht weit davon hat der englische
Consul Mr. Pinn sich eine Villa erbaut, um welche er ebenfalls den steinigen
Boden urbar gemacht hat. Den „obern“ oder „Schlangenteich,“ welcher
ebenfalls an der Westseite ausserhalb der Stadt liegt', habe ich schon früher
bei Gelegenheit des „Hiskias-Teiches“ erwähnt. Hier noch einiges Nähere
darüber. E r ist 88 Schritte breit und 166 Schritte lang, und hat die Richtung
von Nordwest nach Südost. Auf der Mitte der schmalen, südöstlichen
Seite ist am Boden eine Oeffnung, welche durch eine halb zerstörte Wasser-
leitung das Wasser nach dem „Hiskias-Teiche“ führte; ob diess noch jetzt
der Fall ist, habe ich nicht erfahren. Etwa 160 Schritt höher hinauf, nordwestlich
davon, ist ein kleines Bassin, aber nicht, wie jenes, von Quadersteinen
aufgeführt, sondern in den natürlichen Felsen eiDgehauen, ebenfalls
ein Parallelogramm bildend von 18 Schritt Breite und 25 Schritt Länge,
neben welchem 2 tiefe, aber halb verschüttete, rund gemauerte und glatt
überzogene Brunnen, sind, von denen der eine überwölbt ist und noch einen
Theil einer Thüröffnung zeigt. An der südöstlichen, rechten Seite dieses
Bassins ist noch ein kleineres, ebenfalls in den Felsen eingehauen, mit einer
weiten dunkeln Höhle. Das grössere hatte wahrscheinlich seinen Abfluss
nach dem obern Teich, da nach dieser Richtung hin auf dem Boden eine
Oeffnung ist; auch findet sich an derselben Seite des obern Teiches oben in
der Mitte des Randes eine Rinne ausgemauert, durch welche das von oben
herabfliessende Wasser in den Teich geleitet wurde.
Ich habe oben gesagt, dass die Juden ihren Begräbnissplatz am Fusse
des Oelberges, die Lateiner, Griechen und Armenier aber oben auf dem
Berge Zion ausserhalb der Mauer haben. Die Muhammedaner haben verschiedene
Begräbnissplätze, einen dicht vor der östlichen Tempelmauer, einen
zweiten vor dem Damascus-Thore nördlich, und einen dritten an der Westseite
der Stadt vor dem Jaffa-Thore. • Nahe bei diesem letzten war auch
früher der Gottesacker der evangelischen Christen. Da aber einst gleichzeitig
mit einem Solchen ein Muhammedaner dort beerdigt wurde, so
beschwerten sich die Begleiter dieser Leiche darüber bei dem Pascha, meinend,
dass die Gebete, welche sie für ihren Todten gesprochen, auch dem
der evangelischen Christen zu Gute kommen würden. Dieser theilte die
Beschwerde dem Bischof Gobat mit, und forderte ihn auf, für die Seinigen
einen ändern Begräbnissplatz auszusuchen. Der Bischof erklärte sich damit
einverstanden, und wählte den jetzigen Platz aus, den er auch erhielt. So
erlangten die Protestanten offenbar den schönsten Gottesacker; er liegt nahe
dem Jaffa-Thore, an einem Abhange des Zion, nicht weit von dem der
ändern christlichen Secten, ist sehr geräumig, und mit einer Mauer umgeben.
Ein Haus steht darin, und ein Schulgebäude wurde ebenfalls darin angelegt.
Man findet hier noch Spuren der alten Mauer, senkrecht und glatt abgehauene
Felsen, und eine antike, steinerne Treppe, welche nach Nebi Dawud
dem Grab David’s, führt, und ohne Zweifel dieselbe ist, die
Nehem. c. 2. und c. 11. erwähnt wird. Die alte Mauer muss hier im Zickzack
gegangen sein, und eine ziemliche Strecke weiter gelegen haben, als die
jetz ig e , so dass sie die Begräbnissplätze der ändern christlichen Secten mit
einschloss.
Nach diesen allgemeinen topographischen Notizen gehe ich zu der Mittheilung
dessen über, was ich selbst während meiner Anwesenheit in Je ru salem
gesehen, gehört und erlebt habe. Es war die Zeit, welche fast alle
Fremden wählen, wenn sie die heilige Stadt besuchen wollen, die Zeit der
Osterfeste der Lateiner und Griechen, in welcher Christen aus allen Weltgegenden
hier zusammenströmen, und Jerusalem kaum imStande ist, alle die
Pilgrime in seinen Mauern aufzunehmen. — Ich war am Palmsonntag, den
20ten März, unter Sturm und Regen in Jerusalem angekommen, und die
unfreundliche Witterung mit den Aequinoctialstürmen, die ich hier erst
kennen gelernt habe, dauerte mit wenigen Unterbrechungen noch mehrere
Wochen fort, wodurch die Gassen der Stadt, wenn auch der Regen nicht so
heftig mehr war, als im Winter, aufgeweicht und schlüpfrig gemacht wurden.
Ich muss gestehen, dass ich mir von der Witterung in Jerusalem eine gauz
andere Vorstellung gemacht hatte. Ich hatte geglaubt, schon längst den
Frühling mit tropischer Wärme hier eingetreten zu finden; statt dessen war
ich fast täglich genöthigt, mit doppelten Röcken auszugehen; denn, abgesehen
davon, dass selbst nach den wärmsten Tagen die Nächte — schon
von Sonnen unter-gang an gerechnet — sehr kühl waren, so hatten wir doch
auch bei Tage oft sehr kühles, ja für den Breitegrad von Jerusalem sogar
kaltes Wetter, und noch am 31ten März, als ich bei dem seligen Prediger
Nicolaysou zu Abend eingeladen war, setzte sich die ganze Gesellschaft um
den kaminartig eingerichteten eisernen Ofen, in welchem ein lustiges Feuer
loderte. Ich glaube kaum, dass es bei uns gewöhnlich um diese Zeit viel
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