
noch 10 Schritte weiter wird ein rundes, mit Marmor umgebenes Loch
gezeigt als die Stelle, da der Stern der Magier heruntergefallen ist. Auch die
Anbetung der 3 Könige ist auf den Altarbildern dargestellt. — Wir stiegen
wieder hinauf und in eine nordöstlich davon gelegene 23 Stufen tiefe Felsengrotte,
wo die Gräber des Eusebius und Hieronymus * und die Schule
des Letztem, welcher hier auch seine lateinische Bibelübersetzung verfasst
haben soll, gezeigt werden. Diese Grotte hat mehrere Gänge; spärliche
Lampen brannten hier, welche Franciscaner mit Oel versahen.
Da der Armenier uns gesagt hatte, dass wir bei ihnen nichts zu essen
bekommen könnten, so wendeten wir uns zu den Lateinern, um bei ihnen
zu frühstücken. Diese aber verweigerten uns, etwas zu geben, weil wir
kein Empfehlungsschreiben von dem Kloster in Jerusalem aufzuweisen
hatten, hauptsächlich aber wohl auch desshalb, weil sie gesehen, dass wir uns
von einem Armenier hatten herumführen lassen. Zweimal ging der Mönch, an
den wir uns wendeten, zu dem Superior; und, da er das letzte Mal, nachdem
wir ihm versichert hatten, dass wir das Essen bezahlen wollten, uns zu
lange warten liess: so wurden wir unwillig, und gingen fort. Später liess
er uns naehrufen; wir hatten aber keine L u st, wieder umzukehren, und
fanden endlich mit einiger Schwierigkeit durch meinen Diener einen Mann,
der sich bereit e rklärte, für Tauben und Eier zu sorgen. Wir machten
dann einen Spaziergang durch die Stadt, kauften Einiges ein, und besuchten
noch die Kapelle ausserhalb der Stadt, wo Maria sich mit Jesu verboreo-en
gehalten haben soll. Weiterhin zeigte man uns unten im Thale eine Höhle
mit einer verschlossenen Kapelle, wndie Hirten gewesen, welche die Verkündigung
von der Geburt Jesu erhielten. Zurückgekehrt assen wir, und
traten darauf langsam unsern Rückweg nach Jerusalem an, wo wir-gegen
5 Uhr Nachmittags wieder anlangten.
Acht Tage später, Mittwoch, den I lte n Mai, machte ich auf Dr.
Rosen’s Veranlassung mit ihm einen Ritt nach dem 12 Stunden entfernten
Jaffa, wobei uns Pischon bis Ramie (8 Stunden Weges) begleitete. Der
Verabredung gemäss wollten wir um 5 Uhr früh vor dem Jaffa-Thore Z u sammentreffen;
mein Mucker nahm sich aber, wie gewöhnlich, Zeit, und
liess mich eine Stunde auf die Pferde warten, so dass wir erst um 6 Uhr
fortkamen. Wir schlugen nicht den geraden Weg ein, sondern ritten zuerst
die Nabluser Strasse entlang über Schafifath und el Dschib. Dann wendeten
wir uns mehr westlich, und kamen zuerst über Beth Ur el föka, das alte
Beth horon, wo wir unter einem schön belaubten, stattlichen Johannisbrod-
baum frühstückte]#. Diese wachsen hiemxntermischt mit Zwergeichen überall
wild. Von da ging es über Beth Ur el tachta (das untere Beth Ur im Gegensatz
gegen das vorhin genannte „obere“), dann bei Tamona (dem alten
Timnath) und bei einer auf dem Berge liegenden Quelle vorbei, und stiegen
nun in die liebliche Saron-Ebene hinab, welche noch heute der fruchtbarste
Theil des gelobten Landes ist, wie sie Salomo so herrlich schildert.
Wir kamen zuerst bei Bir filija vorbei, einen schönen, steinlosen Weg entlang
zwischen fruchtbaren Feldern, und dann nach L u d d , dem Lydda der
Apostelgeschichte Kap. 9., wo Petrus den gichtbrüchigen Aeneas heilte. Es
liegt auf einer kleinen Anhöhe mit Oelbäumen und der Cactus Opuntia umgeben;
auch mehrere Palmen sieht man hier. Ein vornehmer Muhammedaner
dieses Ortes, Ramis Efendi, der Sohn dessen, der den berüchtigten Beduinenhäuptling
Abu Gosch getödtet haben soll, hatte uns unterweges getroffen,
• und war mit uns geritten. E r lud uns zu sich ein, und zeigte uns zuerst
die Ruinen einer schönen Kirche, in deren hinterm Theile, dem Chor, noch
je tz t zuweilen Gottesdienst gehalten werden soll. Sie erinnerte uns in ihrer
Structur an die Johanniskirche in Sebaste. Diese aber ist dem heiligen
Georg gewidmet, dessen Geburtsort hierher verlegt wird. F ü r den gewöhnlichen
Gottesdienst haben die griechischen Christen dieses Ortes, deren Zahl
auf 260Männer und Jünglinge angegeben wurde, eine kleine, finstere Kapelle.
Nach eingenommenem Kaffee setzten wir uns wieder zu Pferde, und ritten
bei dem Bir Seb’a „Löwenbrunnen“ vorbei, nach dem 1/2 Stunde davon
entfernten Ramie (wahrscheinlich das Arimathia des N. T. Matth. 27, 57.),
wö wir in dem lateinischen Kloster abstiegen. Nahe vor der Stadt, welche
. auf einem ausgedehnten Hügel erbaut ist, und zwar auf der südwestlichen
Spitze des Hügels, war eine jetzt ganz verfallene Moschee, deren hohes
Minaret aber noch vollständig erhalten ist. Wir stiegen die 117 Stufen,
welche auf die Spitze führten, hinauf, und hätten eine herrliche Aussicht
über die reizende Saron-Ebene und in das Land der Philister. In dem Hofraume,
welcher ganz unterminirt. zu sein schien, und wahrscheinlich ursprünglich
einem Kloster angehört hatte, lagen Trümmer des alten Gebäudes, über
welche mehrere Dombäume gewachsen waren, mit dem Grabe eines muham-
medanischen Wely (Heiligen). Das Ganze ist mit einer Mauer umgeben,
an den Seiten sind zerstörte Säulenhallen, darunter halb verschüttete Säulengänge.
Auf einer umgefallenen Säule fanden wir eine arabische Inschrift,