
hat man aber noch eine besondere Art von Tabak, welcher von den Sonntagsrauchern
am meisten geschätzt wird, und Abu Kiha „Vater des Geruchs1“
heisst. Dieser hat ein besonderes Parfüm, welches er, wie man mir berichtete,
dadurch erhält, dass man ihn aufhängt, und darunter wohlriechende
Kräuter anzündet, deren Eauch sich an die Blätter ansetzt. Ich liess mir eine
Probe davon kaufen, um sie mit mir zu nehmen, setzte mich in ein-Kaffeehaus
, da ich niemand fand, der mir die Merkwürdigkeiten der Stadt zeigen
konnte und wollte, und ging dann wieder zu Schiffe. Wir segelten im
Anblick der fernen, felsigen und gebirgigen Küste bei dem Dschebel Aqra
„dem kahlen Berge“ und dem Käs el Chanzir „dem Schweinsvorgebirge“
vorbei, und erreichten nach Sonnenuntergang den Hafen von Iskenderün
(Alexandrette)§ welches wegen der dort herrschenden, bösartigen Fieber so
sehr verschrieen, ist. Hier blieben .wir über 24 Stunden liegen, da das
Schiff sich von Neuem mit Kohlen versehen musste. Die Langeweile trieb
uns auch hier an das Land, wo wir ausser einem schlechten Bazär, einigen
Kaffeehäusern und Gebäuden für die Consuln und Quarantäne-Anstalt nur
noch nahe dabei einige elende Hütten für Fellah’s fanden , welche unsern
Taubenhäusern nicht unähnlich sind. Auf 4 langen Stangen ist hoch oben
eino Art von Hütte gebaut, in die man vermittelst einer angelegten Leiter
gelangt. Ich glaubte, in Iskenderün lauter gespensterhaften Gestalten zu
begegnen; doch war diess nicht der Fall. Weder dort noch in den ändern
des Wechselfiebers wegen verrufenen Orten fand ich ein krankhaftes,
bleiches Aussehen der Bewohner. Das Fieber hatte übrigens an allen diesen
Orten in diesem Jah re nur wenig geherrscht. Es kommt von dem sumpfigen
Terrain, welchem leicht durch Kanäle abgeholfen werden könnte; auch
hatte wenige J a h r e vorher Ferhad Pascha (General Stein) einen Anfang
damit in Iskenderün gemacht, aber seine Arbeit, die man später nicht weiter
darüber Folgendes: Man säet den Tabak in dem Monat Schebät. (Februar) dicht auf ein
kleines Stück Land , und bedeckt dieses mit Dornen. Alle Abende begiesst man ihn
etwas, und lässt ihn aufgehen , bis seine Blätter etwa fingerlang sind. Dann macht man
ein anderes Stück Land zureeht, in welches man ihn verpflanzt; man legt die Pflänzchen,
in die Furchen, und begiesst sie alle Abende. Wenn er geblüht hat, und der Same sich
zeigt, nimmt man allmälig, nicht mit Einem Male, die Blätter ab, bevor sie gelb werden-
Diese werden zusammen an einen Faden gereiht, und in das Haus getragen, um sie zu
trocknen. Wenn sie trocken sind, legt-man sie alle Abende auf das. Dach, damit der
Thau darauf fä llt, nimmt sie aber immer wieder am Morgen vor Sonnenaufgang weg.
Diess geschieht etwa 2 Wochen lang. Dann wickelt man den ganzen Tabak fest zusammen,
und drückt ihn in einen Korb ein.
beachtete, nicht vollendet. Etwa 1 Stunde nördlich von Iskenderün sieht man
hart am Meere 2 weisse Pfeiler „die Jonas-Pfeiler“ genannt, und 1/2 Stunde
weiter, ebenfalls am Meere, einige Kuinen.
. Kurz vor Mitternacht wurden die Anker gelichtet, und 1 Stunde nach
Sonnenaufgang betrat ich Dienstag, den 4ten October, in dem Hafen Mersin,
dem Hafen von Tarsus, die Küste von Cilicien. Wir mussten aber aus
einer bedeutenden Entfernung uns mit unsem Effecten nach dem Lande
bringen, lassen. In Beirut hatte mir der erste Dragoman des Pr. Consulats,
Sursuk, ein reicher griechischer Kaufmann, einen Empfehlungsbrief an das
bedeutendste Handelshaus in Tarsus .und Mersin, Barbur & Comp, mitge-
gegeben. Sogleich ging ich auf deren Comptoir, und fand hei den beiden
Chefs eine freundliche Aufnahme. Der Sohn des Einen ging mit mir, meine
Sachen den Klauen der Zollbeamten zu entreissen, und besorgte mir einen
Mucker, da ich alsbald nach dem 6 Stunden entfernten Tarsus reiten wollte.
Allein der Mucker hatte anders über mich beschlossen. Nach stundenlangem
Warten auf dem Comptoir erfuhr ich, dass derselbe erst Nachmittag
abgehen wollte, dä die Hitze in den Morgenstunden hier am stärksten ist,
später aber sich ein kühles Lüftchen zu erheben pflegt. Ich musste mich
also seinem Willen fügen, und die Einladung des Hrn. Barbur zum Mittag
— eigentlich Frühstück — annehmen, wozu ich mich um so lieber entschloss,
da an eine Eestauration oder Wirthshaus in Mersin nicht zu denken ist.
Dieser Hafenort hat ungefähr so -viel Häuser, als Iskenderün. Mr. Barbur
hat sich nahe dabei ein hübsches Landhaus erbaut, wo er 3 Monate des
Jahrös mit seiner Familie zuzubringen pflegt. Nach Tische empfahl ich
mich, und suchte meine Diener auf, welche meiner Meinung nach Alles
zur Abreise-bereitet hatten. Allein sie sägten mir, dass der Mucker sich
noch gar nicht hätte blicken lassen, wussten dessen Namen nicht, und
konnten sich mit den Leuten, welche hier fast lediglich türkisch sprechen,
nicht verständigen.*) Ich citirte sogleich den Mucker, schalt ihn tüchtig aus,
dass er mich so lange hingehalten hatte, und befahl ihm, augenblicklich die
Pferde zu bringen und aufzupacken. Mit Seelenruhe hörte er diess Alles
an, sagte mir aber, dass er keine Lastthiere habe, auftreiben können. E r
rieth mir selbst, meine Effecten zu Wagen transportiren zu lassen. Ich war
*) Bekanntlich ist das Türkische, wie das Persische, obgleich beide Sprachen die
arabischen Lettern angenommen haben, von dem Arabischen gänzlich verschieden, und
gehören zu ändern Sprachstämmen.