
Eine ergiebige Quelle für die Einkünfte der osmanischen Regierung, und
insbesondere für die Behörden in Damascus war das griechische Patriarchat
von Antiochien, dessen Sitz seit mehr als 300 Jahren nach Damascus verlegt
wurde.24)
Die Zahl der Melchiten oder katholischen Griechen wird ebenfalls zu
gering auf 3000 Seelen angeschlagen, und scheint der der- nichtunirten Griechen
nicht viel nachzustehen, da sie bei der letzten Zählung 2100 Männer
(vom 15ten bis I 8ten Lebensjahre an) ergeben haben soll.
Bis zu dem Jah re 1834 waren sie ohne eine eigne Kirche, und genö-
thigt, in ihren Häusern zu beten, oder ihren Gottesdienst bei den fränkischen
Katholiken zu halten; doch wurde ihnen das Letztere auch oft auf
das Strengste untersagt. Durch das zu Ende des Jahres 1830 von Sultan
Mahmud II. gegebene Berät erlangten sie endlich grössere Freiheiten, und
gleiche Berechtigung mit ihren Hauptfeinden, den nichtunirten Griechen. *)
Zu ihrem Glück starb die Gemeinde der karaitischen Juden in Damascus
aus, und der letzte Karäer verkaufte ihnen seine Synagoge, welche nach der
Versicherung von Anton Bulad ehedem schon eine christliche Kirche gewesen
*) Ueber 100 Jahre lang, seit Anfang des Jahres 1726, als der nichtunirte Patriarch
Sylvester nach Damascus kam, iind das griechische Glaubensbekenntniss in der Kirche
öffentlich vorlas, waren die katholischen Griechen mit kurzer Unterbrechung ohne -Gotr
teshaus und ohne eignen Kultus. Unglaubliches erduldeten sie seit jener Zeit durch
Sylvester und seine Nachfolger, welche die Verfolgungen so weit trieben, dass die lateinischen
Missionare, die die Vertheidigung der Katholiken übernahmen, genöthigt waren,
ungeheuere Geldsummen zu zahlen, um Firmane zu erlangen, durch welche den Bedrük-
kungen ein Ziel gesetzt wurde. Abgesehen davon, dass"sie als Vertheidiger der Katholiken,
welche, um sich Ruhe zu erkaufen, allmälig mehr als 1,500,000 Piaster verwendet
haben, oft vor den Anfeindungen der Heterodoxen flüchten mussten, so hatten die unaufhörlichen
Verfolgungen das Resultat, dass man 1) den katholischen Griechen verbot,
in die Kirche der Lateiner zu gehen, 2) ihnen befahl, dem Gottesdienst der orthodoxen
Griechen beizuwohnen, 3) sie fälschlich bei dem Divan in Konstantinopel des Einverständnisses
mit den Europäern beschuldigte, indem man angab, dass sie denselben das
osmanisehe Reich in die Hände spielen wollten, und dass man sie 4) zum Unterhalt des
schismatischen Klerus beizusteuern nöthigte, indem man Taxen feststellte für Taufen,
Verlobungen, Trauungen, Beerdigungen, Todtenmessen u. s. w. Ob sie nun gleich
durch Geld von dem Mufti ein Eetwa (Erkenntniss) erlangten, dass sie nicht gezwungen
werden konnten, dem Glauben des Sylvester und seiner Nachfolger anzuhangen, und
später die Erlaubniss, in den Kirchen der Lateiner zu beten: so mussten sie doch bis zu
dem Jahre 1831 zum Unterhalt der nichtunirten Geistlichkeit beisteuern. Das, was sie
dieser früher gegeben hatten, bestimmten sie nun zur Unterhaltung ihrer Priester und
religiösen Institute. — Die Melchiten nennetf die orthodoxen (nichtunirten) Griechen
J öL sw „Schismatiker,“ alle ändern Nichtkatholiken benennen sie aber mit dem
Ausdruck xö t i | 56 „Häretiker.“ -—•
war- Diese wurde zugleich mit einem Hause für den Patriarchen im Jahre
1833 erbaut, und den lö ten April 1834 fand der erste Gottesdienst darin
statt. Sie hat 3 grosse Altäre, der erste, der Hochaltar, ist der heiligen Ju n g frau
geweiht, von welcher die Kirche auch den Namen der „Marienkirche“
erhalten hat, der zweite dem heil. Michael, und der dritte der heil. B arbara;
ausserdem bat sie noch zwei kleine Seitenaltäxe und einen in der Sacristei,
dem heil. Nicolaus geweiht. Sie liegt in dem Stadtviertel Zei'tun
nahe dem Bäb scherki oder dem östlichen Thore. Im Ja h r 1835
erbauten die Basilianer-Mönche von dem Kloster des Erlösers bei Saida
(lkJ U x J ! auf ihre Kosten das an die Kirche anstossende Kloster, und
sie verwalten a,u.ch die Parochie. Eben dieselben erbauten noch in demselben
Jah re 1835 eine kleine Kirche oder Kapelle auf dem Meidän. Sie hatten
dort erst eine Schule errichtet, und dann sich die Erlaubniss, darin zu beten,
Lichter anzuzünden, und gottesdienstlicheHandlungen zu verrichten, erbeten.
Denn nur auf solche Weise, wenn nicht durch einen unmittelbaren Fermän
von Konstantinopel, war bisher die allmälige Entstehung neuer Kirchen
möglich. Die Griechen jedoch sollen zuweilen auch noch folgendes Mittel
zu diesem Zweck angewendet haben: Sie Hessen ihre Glaubensgenossen die
Strasse oder Gasse, in welcher sie eine Kirche erbauen wollten, plötzlich
die ,,Kirchstrasse“ nennen; und, nachdem diess eine Reihe von Jahren
geschehen war, brachten sie diesen Namen zum Beweis, dass früher dort eine
Kirche gestanden habe, so dass sie die vermeintliche Wiedererbauung derselben
durch Bezeichnung des. Hauses, welches nach ihrer Angabe an deren
Stelle stand, leicht, aber natürlich auch nicht ohne Geldopfer, von den
Behörden erlangen konnten.
Die Melchiten haben in Dámascus 15 Geistliche, denen die Seelsorge
und der Gottesdienst anvertraut, i s t, 12 — 13 Priester, Diakonen und Subdiakonen
, und dabei noch einen Maträn oder Bischof und einen Patriarch,
welcher ebenfalls den Titel des „antiochenischen“ führt. jjS Auch 2 Schulen
*) Der damalige’(und auch wohl noch jetzt lebende) Patriarch hiess Máximos, und
war ein älter, liebenswürdiger Mann, welcher während der Herrschaft des Ibrahim
Pascha in Syrien , von da nach Alexandrien, und über Malta nach Marseille gekommen
war, und noch ziemlich geläufig französisch sprach. Er besuchte zuweilen Dr. Wetzstein,
und wir machten ihm Gegenbesuche. Nichtsdestoweniger erliess er während
meines Dortseins éin Edict an die ihm untergeordneten Geistlichen, allen Umgang mit
den Protestanten zu vermeiden und abzubrechen. Wahrscheinlich war er dazu durch
die Streitschriften veranlasst worden, welche der Vorsteher der evangelischen Gemeinde
P b t e r m a ü n , Reise im Orient. o