
unglückseligen Zustande fortleben, jedoch ohne Kenntniss der Zeitdauer, da
sie eben unsterblich sind.
W as ihren Glauben anlangt, so sind sie strenge Monotheisten. Sie
halten fest an dem Dogma von der Einheit Gottes, und verwerfen alle
Bilder, so dass der Hohepriester, als er in mein Zimmer trat, und zufällig
an der Wand einige Porträts hängen sah, mich um die Erlaubniss bat, sie
umzudrehen. Hieraus erklärt sich auch einfach als eine jüdische Verläum-
dung, dass sie über ihrer Synagogenrolle das Bild einer Taube haben, der
sie göttliche Verehrung erweisen sollen, und dass sie einen fremden Gott
unter dem Namen Asima anbeten. Das Erstere ist eine reine Erdichtung.
Nicht eine Taube, und überhaupt nicht irgend eine Darstellung eines Gegenstandes,
sondern ganz einfache Verzierungen ohne alle Bedeutung sind über
der Kapsel, in welcher die Gesetzrolle lie g t, angebracht, u n d , was das
Wort „Asima“ betrifft, so ist auch dieses falsch, wie schon mehrere Gelehrte
richtig vermuthet haben. Es heisst eigentlich 813© Schema, „der Name,“
und wird jedesmal statt n W gelesen, da sie dieses Wort gleich den'Juden
nicht aussprechen dürfen. Endlich hat man geargwohnt, dass in dem stets
verschlossenen Gemach, welches der Synagoge gegenüber liegt, Gegenstände
zu finden seien, welche auf Götzendienst hinwiesen. Oefter sprach ich mit dem
Priester darüber, erhielt aber stets ausweichende Antworten. Zuletzt versicherte
er mir, es befinde sich darin nichts weiter, als der hohepriesterliche
Segen, geschrieben von Eleasar, dem Sohne Aaron’s, in einem Schrank,
und ein Jude aus Jaffa, dem mau es gezeigt habe, sei an demselben Tage
gestorben; auch bedürfe es ganz besonderer Vorbereitungen dazu, da der,
welcher es zeige, vorher ein Bad nehmen, und sich ganz rein ankleiden
müsse. E r selbst wollte es nicht übernehmen, wies mich aber an seinen
Vater. Durch ein bedeutendes Geldgeschenk verschaffte ich mir endlich
bei diesem den Eintritt. Der Enkel des Saläma musste in ein Bad gehen,
und sich rein ankleiden; Saläma begleitete uns. In dem Gemach, in welchem
jede Nacht eine Lampe brennen muss, bemerkte ich links nur alte
Geräthschaften, rechts aber einen Bretterverschlag, mit einer Decke verhangen,
Säläma öffnete diesen, und fegte den innern Baum aus. Dann
wurde eine Bäucherpfanne gebracht und geräuchert. In der Wand war an
der Ostseite eine kleine Nische, über welche ein rothseidener Vorhang hing;
hinter demselben eine Art Wandschrank mit einer verschlossenen Thüre.
Diese wurde geöffnet, und der Enkel Saläma’s nahm eine runde mit einem
Tuche überdeckte Schachtel heraus; aus dieser nahm er eine gleiche überdeckte
Schaebtel, in welcher wieder in Tuch eingewickelt eine Art von
Säckchen mit dem auf Pergament angeblich von Eleasar’s Hand geschriebenen
schon sehr vermoderten hohepriesterlichen Segen lag. Der Knabe zitterte
vor Furcht, als er das Pergament in der Hand hatte, die Schrift war die
samaritanische, aber kaum mehr kenntlich. Von Abischua, dem Enkel
Eleasar’s, behaupten sie eine Synagogenrolle zu besitzen, welche aber in
ihren Schriftzügen sich nicht von den ändern unterscheidet, und nur an den
hohen Festen vorgezeigt wird.
Es ist also von Götzendienst auch nicht die mindeste Spur bei ihnen
vorhanden.
Sie haben auch die Lehre von den Engeln, und kennen 4 oberste Engel
dem Namen nach;“ der erste ist Fanuel, unter welchem Anusa, Kabbala
und Nasi stehen. Es giebt aber nach ihnen auch böse Engel oder Teufel,
deren oberster Azazel heisst, unter ihm sind Balial und Jasära; die Namen
anderer Teufel kennen sie nicht; es- sind aber diese verschiedenen Namen,
so weit sie unbekannt sind, aus falschen Erklärungen einzelner Stellen
der mosaischen Schriften abgeleitet. Uebrigens versichern sie, dass gleich
zu Anfang der Schöpfung die Teufel dagewesen seien, und 1. B. Mos. 1, 2.
durch tlü h „Pinstemiss“ angedeutet werden, denen der Geist „Gottes“
ÜTlbs nn entgegen trat. Ein ander Mal aber sagte mir der Priester, Gott
habe zuerst das Licht geschaffen, aus welchem die Engel hervorgingen;
wie aber das Licht auch Bauch, Finsterniss, erzeuge, so seien aus demselben
auch die Teufel, die bösen Geister, gekommen Die Nachkommen Kain’s,
sagte er weiter, seien zu bösen Geistern geworden, welche entweder, mit Leibern
angethan wie die Menschen, in eine andere Welt versetzt wurden, oder
als verführerische Geister, gleich den vom Himmel gefallenen D“'3“’S3 1. B.
Mös.'6, 4. „Tyrannen“ nach Luther, die Menschen umschweben, und Böses
auf Erden stiften.
Die messianische Weissagung 5. B. Mos. 18, 15: „ E inen Propheten
wie mich wird der Herr dein Gott dir erwecken aus dir und deinen Brüdern,
dem sollt ihr gehorchen,“ erklären auch sie von dem Messias, den sie aber
mit dem Namen Taeb Silfl bezeichnen, d. i. „der, welcher zu Gott, zu der
wahren Gotteserkenntniss zurückkehrt und zurückführt.“ Von ihm sagen
sie, dass er 6000 Jahre nach Adam kommen werde. Diese sind nach ihrer
Berechnung jetzt beinahe verflossen. Von dem Jah re 1858 prophezeihen