
Weise gespielt wie bei uns, und als ein besonders ausgezeichneter Kenner
desselben wurde mir der Scheich von Meghára HsUbo, einer Ortschaft, welche
östlich von der Strasse liegt, die nach Haleb führt, in Damascus gerühmt.
Der persische Name , eine Verstümmelung des indischen tschaturanga
„das viergliederige “ sc. Spiel, ist auch von den Arabern beibehalten
worden, welche es e b e n f a l l s o d e r auch ^ U... Schetrendsch oder
Setrendsch nennen; unser „Schach“ ist das persische „König.“ Ebenso
ist . . Koch, Thurm, was auch in unsere Sprache als „Rochen“ übergegangen
ist,& persischenUrsprungs, gleich d em ^ j „Vezier“ und dem aber ganz eingebürgerten
„Elephant.“ Als dieses Spiel durch die Kreuzzüge nach
Europa kam, machte französische Galanterie aus dem Ferz „Vezier“ eine
Jungfrau vierge,“ woraus dann unsre „Königin“ wurde, und aus Eil einen
fo u , den wir nun „L äu fer“ nennen. Dagegen haben die Araber für die
„Bauern“ und den „Springer“ eigene Namen, indem sie die ersten ^ »
hadschar „Steine,“ den letztem faras, „Pferd“ nennen. Der Name des
Ganzen, wie der einzelnen Figuren deutet darauf h in , dass dieses Spiel ein
Kriegsspiel ist; und in der That finden wir darin auch ein vollkommenes
Bild der indischen Schlachtordnung. Voran stehen die Bauern, das Fussvolk
si>L»o Pajä d e , wie es die Perser und Türken nennen, welche den Kampf
beginnen, und den ersten Angriff auszufübren und abzuhalten haben. Dann
kommen die Thürme ’ d. i. die Soldaten in sich bergenden und von Elephanten
getragenen Thürme, gleichsam das schwere Geschütz. Ihnen folgt
die leichte Keiterei, und zuletzt stürzen die Elephanten auf das feindliche
Heer los, um es niederzutreten. So hätten wir die viergliederige Schlachtordnung,
von welcher das Spiel seinen Namen hat. Die Königin, die wir uns
an der Seite ihres Gemahls denken, gehört gar nicht in den Kampf; dagegen
ist der Vezier offenbar die wichtigste Person nächst dem König, und hat die
doppelte Pflicht, einmal den König zu schützen, in dessen unmittelbarer
Nähe seine eigentliche Stelle ist, und dann als Oberbefehlshaber des ganzen
Heeres nach allen Seiten hin zu agirenund zuoperiren, und mit der grössten
Schnelligkeit von einem Puncte des Schlachtfeldes nach dem ändern zu eilen,
Wetzstein versicherte mir, dass einst ein Ungar, welcher in seiner Heimath für einen der
besten Schachspieler gegolten hatte, in seiner Gegenwart mit einem vornehmen Araber
spielte, aber jedesmal nach wenigen Zügen von diesem matt gemacht wurde.
um in dem entscheidenden Momente mit Rath und That Hülfe leisten zu können.
Der König bleibt, so viel als möglich, ganz in dem Hintergrund, und der Feind
kann nur dann, wenn er alle vier Linien durchbrochen hat, zu ihm gelangen.
E rst, wenn dieser auf dem Platze geblieben ist, hat der Feind die Schlacht
gewonnen. Diess bezeichnen auch wir mit dem persisch-arabischen Ausdruck
icjLo sL i Schah mât, „der König ist todt.“
5) Das „Damenspiel“ LoLö Dhâma, welches unmittelbar aus dem Schachspiel
hervorgegangen ist, wird ebenfalls in dem Orient gespielt, aber auf
eine von der unsrigen etwas verschiedene Weise, indem das Damenbretnur
weisse Felder hat, Jeder von beiden Spielern 16 Steine bekommt, und damit
2 Reihen vollständig besetzt, nicht wie bei uns, wo zwischen je 2 Steinen
ein Quadrat leer gelassen wird. Die hinterste Reihe bleibt unbesetzt, und
ist bloss für die „Damen“ bestimmt. Die Steine der einen Partei sind unserm
Rochen, die der ändern unsern Bauern im Schachspiel ähnlich, um sie von
einander unterscheiden zu können, und weisen somit mehr als die unsrigen
auf ihren Ursprung hin; sie schlagen und gehen vor- und seitwärts, rechts
und links, die Damen aber auch rückwärts, also nach allen Richtungen hin,
und über das ganze Bret hinweg, sie brauchen sich auch nicht unmittelbar
hinter den geschlagenen Stein zu stellen, sondern können mehrere Felder
überspringen, vertreten also ganz den Vezier im Schach. — Das Puffspiel
habe ich nur von Türken spielen gesehen ; ob es auch bei den Arabern Eingang
gefunden habe, vermag ich nicht zu sagen. Die Türken spielen es
mit einer ausserordentlichen Schnelligkeit.
6) Später, wahrscheinlich aber auch schon vor 5 — 6 Jahrhunderten,
hat man das Schachspiel auf Papier gebracht, und so entstand das Kartenspiel,
welches wahrscheinlich erst aus dem Occident nach dem Orient gewandert,
und von den Italienern hinüber verpflanzt ist. Die Araber nennen die Karten
0/*5 waraci> » B lä tte r,“ oder gewöhnlich *. schidda i. q. scheda? Den
italienischen Ursprung deuten aber insbesondere folgende Namen an: Coeur,
arab. ¿Lö qubbe, das ital. Copi— Caro,arab. ^ .L o ^ dinäri, ital. Denarip -
Treffle, arab. sb à d i,ital. Spadiq&k]Piqtie, arab. vy,-...! > bastüni,
ital. Bastoni. Das As wird auch von den Arabern as genannt, der „König,“
, Rajja, die „Dame,“ (Kol), vermuthlich Verstümmelung des ital.
Caval, der „Bube V f a’radsch, der „Hinkende,“ die Drei £jot> (?Dêke).
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Man nennt auch die Königin S i t # und den Buben
P etermann, Reise im Orient., w H