
Töchtern, und heben sie dann bis zn dem nächsten Pesach auf. 6 — 10
Tage vor dem Feste reinigen sie sich, ihre Wäsche, Kleider, alle Geräth-
schaften und das ganze Haus, um Alles zu dem Feste vollkommen rein zu
haben. Am lOten des Monats Nisan kaufen sie, da sie selbst zu wenig
haben, die Lämmer, welche in dem Monat Tischrin el ewwel (unserm October
entsprechend) des vorigen Jahres geboren sind. Diess wissen sie daher,
weil nur die, welche in den kalten Monaten geboren werden, gut, gesund
sind, die früher geborenen aber krank und schwächlich. Daher nehmen sie
auch später geborene, und ziehen die spätem den frühem vor, jedoch müssen
sie noch von diesem Jah re sein, und dürfen weder äusserlich noch innerlich
einen Fehler haben. Am U te n des Nisan gegen Abend ziehen sie auf den
Berg, und schlagen auf dem ersten, dem niedem Plateau, ihre Zelte auf.
Bei Sonnenuntergang des loten werden die Lämmer geschlachtet; wenn
aber das Pesach gerade auf einen Sonnabend fallt, an dem sie gleich den
Juden keine Arbeit thun dürfen, so findet das Schlachten am Nachmittag
statt, also in der Zeit, da sich die Sonne zum Untergang neigt. Diess war
der Fall im.Jahre 1853, als ich das Glück hatte,, unter den ersten Europäern
zu sein, welche diesem Opfer beiwohnten. Das Weitere siehe oben
S. 236 u. ff.
Das 2te Fest im Jahre,' welches sich an das vorhergehende unmittelbar
anschliesst, ist das der ungesäuerten Brode , der Als Feiertag darin
gelten der erste Tag wie der letzte, und der grosse Sabbath, welcher dazwischen
fällt. Dieser kann aber auch auf den letzten Tag dieses Festes fallen,
dessen erster Tag zugleich der des Pesach ist, und dann hat dieses Fest nur
2 Festtage. An beiden gehen sie auf den Garizim. Den leten Tag beginnen
sie mit dem Abendgebet, an welches sich verschiedene andere Gebete an-
schliesen. Hierauf kann Jeder nach Belieben nach Hause gehen, und sich
zur Ruhe legen; die Aeltem aber und die Frommen bleiben in der Synagoge,
und lesen den Pentateuch vom Anfang bis zu der Mitte des 5ten Buches,
worauf sie ausruhen, bis die Ändern wiedergekommen sind. Nun versammeln
sie sich an der Thüre der Synagoge, und zwar vor der Morgenröthe,
oder richtiger gesagt, vor der Morgendämmerung, da während der Sommermonate
wegen der Reinheit der Luft weder Morgen- noch Abendröthe
sichtbar ist, recitiren und lesen einige Gebete, und fahren nach dem Glückwünsche
des Priesters in dem 5ten Buch Mosis von da an weiter fort, wo sie
aufgehört hatten, womit sie zugleich auf den Berg steigen, ein Theil voran,
der Priester in der Mitte, die Uehrigen hinter ihm. Sie lesen abwechselnd
bald die vordere, bald die hintere Reihe einen Vers, der Priester mit beiden
zugleich. Unterwegs machen sie 3 Ruhepunkte, und lesen dann weiter bis
zu der Stelle, wo Mäqqäda gelegen haben soll, an welcher sie den Schluss
lesen. So geschah es zur Zeit des Ibrahim Pascha; jetzt gehen sie ohne zu
lesen bis an diesen Ort, und lesen da das Buch zu Ende, aus Furcht, von
den Moslems dabei gestört zu werden; auch gehen sie ununterbrochen fort,
oder machen beliebige Haltepunkte. Oben auf dem Berge gehen sie in Pro-
cession an alle die genannten ihnen heiligen Punkte, an denen sie bestimmte
Gebete verrichten. — Der grosse Sabbath, welcher in das Fest der Mazzoth
fällt, ist zugleich der erste der der 50 Tage oder 7 Sabbathe bis
zu dem Pfingstfest, Schebuoth. Jeder dieser 7 hat einen besondern Namen,
und dieser erste heisst auch t"QÜ ;,der Sabbath des Meeres,“ weil an
diesem -Tage hauptsächlich das Lied der Mirjam nach dem Durchzug der
Kinder Israel durch das rothe Meer abwechselnd gelesen wird. An diesem,
wie an 8 ändern festlichen Tagen wird die älteste von den 5 Pergamentrollen,
welche sich im Schranke der Synagoge befinden, vorgezeigt, und
geküsst, wobei sie zugleich mit der rechten Hand darüber, und dann über
ihr Gesicht streichen. Diese Rolle ist der Sage nach von (Abischa) Abi-
schua, Sohn des Pinehas (Finäs), 13 Jahre nach dem Einzug der Israeliten
in Kanaan auf dem Berge Garizim geschrieben. Zwischen dem 6ten und
7ten Sabbath, 3 Tage vor dem Pfingstfest ist-das dritte Fest, der Tag des
Sinai 1'51’D "lil Dl'1', „der Tag des Bleibens auf dem Berge Sinai,“ an
welchem die ganze Thora gelesen wird. Nach dem Abendgebet legen sie
sich zu Bette, stehen aber um 4 Uhr, d. h. 2 Stunden vor Mitternacht, wieder
auf, und beten von da an ununterbrochen bis zu Sonnenuntergang: es ist
ihnen aber auch verstattet, in der Zwischenzeit aus der Synagoge zu gehen,
zu essen und zu trinken, und überhaupt wird die Feier dieses Tages nicht
so streng gehalten; sie dürfen Licht anzünden, kochen, und alle ihre Arbeiten
verrichten. Dieser Tag fallt auf Mittwoch; Donnerstag Abend beginnt
der Freitag, und an diesem Abend versammelt sich die Gemeinde in dem
der Synagoge gegenüber liegenden Zimmer bi“I3FI fTD, „das Haus
des grossen Namens“ genannt, weil darin der Name Gottes und .der hohe-
priesterliche Segen von Eleasar geschrieben, welcher früher in dem Allerheiligsten
des Tempels war, aufbewahrt wird. In dieser Nacht ging Moses
auf den Sinai, wo er 40 Tage blieb, daher die hierauf bezügliche Stelle
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