
Schiff und in Beirut hatte ich wegen der zu grossen Hitze nicht viel schlafen
können; ich war daher sehr ermüdet, .und schlief prächtig. Am folgenden
Morgen kam unsere Bagage angefahren; der Verwalter des Chan’s räumte
mir ein Gemach mit einer von Brettern bedeckten Estrade ein, wo ich mich
nach Möglichkeit einrichtete. Noch an dem ersten Abend gab ich mein
Empfehlungsschreiben an den Agenten von Barbur & Comp, ab, der viele
schöne IWorte machte, Alles für! mich thun zu wollen versprach, aber nichts
that. Mittwoch, den 5ten Octbr., begleitete mich der Kaufmann aus Jaffa,
um mich mit den. Sehenswürdigkeiten der Stadt bekannt zu machen. Wir
besuchten die armenische Kirche, welche einer Steininschrift zufolge im
J . 677 der armen. Zeitrechnung, also 1228 n. Chr. restaurirt worden, folglich
sehr alt, aber nur klein war. Sie ist ganz von Steinen erbaut, während
die kleine griechische Kirche neu und von Holz ist. Ausserhalb der Stadt,
nahe dem alten Thore, zu dem ich. hereingekommen w a r, zeigte: man uns
m einem Garten Ueberreste eines musivischen Fussbodens, ein Zeichen,
dass dort eine griechische Kirche oder ein Kloster gestanden hatte. Der
Hügel an der Südseite der Stadt ist vielfach ausgegraben, weil man-dort
verborgene Schätze zu finden hoffte, und zeigt Spuren von altem Gemäuer.
An der Nordseite desselben, und zwar nahe dem Fusse sind noch unbedeutende
Ueberreste von alten Mauern über der Erde erhalten, und ein Graben,
welcher bis zu der Strasse nahe dem innem Thore geht, ist quer über den
Hügel bogenförmig und in nordöstlicher Richtung gezogen. Der Fluss,
Cydnus im Alterthum genannt, durchschneidet die Stadt von Norden nach
Süden, dem 3 3 *2 Stunden in gerader Richtung entfernten Meere zulaufend.
Die Mauerreste an dem Hügelabhange sind, wie die meisten Häuser
aus grossen und kleinen Steinen gebaut, die sehr dick mit Lehm verkittet
sind, die armenische Kirche aber, so wie die beiden Moscheen, die ich sah,
von regelmässigen Quadersteinen; beide sollen früher christliche Kirchen
gewesen sein; die eine ist halb verfallen, die andere, dicht bei dem neuen
Chan,✓soll dem Apostel Paulus geweiht gewesen, und selbst von ihm erbaut
worden sein. Tarsus hat 4 Moscheen, und ist rings von Bäumen und (sogenannten)
Gärten umgeben, darin Fellah’s wohnen, die sich neben ihren
Häusern Sommerwohnungen gleich denen in Iskenderün und Mersin erbaut
haben. Es soll 2000 moslemische Fellah’s, 400 Armenier und 200 Griechen
enthalten. Man findet hier viel Antiken. Von einem armenischen Antiquitätenhändler
kaufte ich einige, namentlich armenische Münzen und einige
Figuren. Seit 3 Monaten hatte sich hier ein italienischer Arzt, Refugié
aus Neapel, niedergelassen; ein anderer Arzt, den ich ebenfalls kennen
lernte, war seit längerer Zeit hier. Dieser war ein polnischer Flüchtling,
und versicherte mir, dass er ein polnischer Graf sei. Weder dem Einen,
noch dem Ändern hätte ich mich anvertrauen mögen.
Donnerstag, den 6ten Octbr., wollte ich den englischen Consul, Mr.
Clapperton, besuchen, um mich-, da der Agent von Barbur & Comp, sich
nicht um mich bekümmerte, bei ihm über den Weg nach Sis zu erkundigen,
wohin ich zu reisen wünschte, weil ich in dem dortigen armenischen Kloster
des Katholikos die wahrscheinlich reiche Handschriften - Sammlung kennen
zu lernen wünschte. Alle Welt sagte mir, dass der Weg dahin wegen der
vielen Räuber jetzt völlig ungangbar sei. Ich traf ihn leider nicht zu Hause,
und beschloss daher, noch vor meiner auf den nächsten Tag festgesetzten
Abreise des Morgens früh zu ihm zu gehen. E r nahm mich anfangs etwas
kühl auf; nachdem ich ihm aber meinen Pass gezeigt hatte, wurde er sehr
freundlich, und versicherte mir, dass eine Reise dahin gar keine Schwierigkeiten
habe; er wolle mir-.3 Briefe mitgeben, den einen an seinen Wekîl
(Stellvertreter, Vicecónsul) in Adana, einen zweiten an den turkmanischen
Rebellerichef, Qozan Oghlu, welcher allein die Gegend beunruhigte, und
einen dritten an den armenischen Katholikos, mit Hülfe deren ich ganz
sicher nach Sis würde kommen können; sein Wekîl in Adana würde allés
Nöthige für mich besorgen, allein ich müsste diesen .Tag noch in Tarsus
bleiben, und sollte am Nachmittag wiederkommen. Als ich wiederkam,
sagte er mir, dass ich durchaus mit’ ihm bei einem Freunde speisen, und
bei ihm die Nacht zubringen müsse. Es half kein Widerstreben, Mr. Clapperton
zwang mich, sein Anerbieten anzunehmen, was ich auch um so lieber
that, da ich in dem Chän theils wegen der Hitze, theils wegen der zahllosen
Ratten und Katzen die vorigen Nächte nur sehr wenig geschlafen hatte.
E r erzählte mir, dass Graf Pourtales und Dr. Barth, an dessen Reisen
er grossen Antheil nahm, bei ihm gewesen seien, und rühmte von dem
Erstem namentlich, dass er besser englisch gesprochen habe, als er selbst.
E r freute sich besonders, als er hörte, dass ich evangelischer Christ sei, da
ausser ihm nur noch ein getaufter Ju d e in Tarsus sich zu unserer Kirche
bekennt, und trotz unserer kurzen Bekanntschaft traten ihm die Thränen
in die Augen, als ich, mich von ihm verabschiedete. Wir speisten luxuriös
bei seinem Freunde, einem reichen griechischen Kaufmann, nach Sonnen