
zurück, und vereinigte sich mit ihm, um nun gemeinschaftlich das Räuberhandwerk
fortzuführen, zu welchem sie von der Regierung, die sie aller
ihrer Subsistenzmittel beraubt h a tte , gezwungen zu sein glaubten. Die
gegen sie ausgesandten Truppen, welche in Baalbek standen, vermochten
nichts gegen sie zu unternehmen. Vor dem Emir Selm an selbst brauchte
ich nicht in Furcht zu sein, da ihm Dr. Wetzstein früher Gefälligkeiten
erwiesen hatte, und daher vorauszusetzen war, dass er einen preussischen
Unterthan so wenig als früher sein Vetter, der Emir Mahmud, plündern
würde; allein er war nicht in Person bei allen Raubzügen, die seine Leute
unternahmen. Oft gingen diese allein darauf aus, ohne ihm Kunde davon
zu geben; und so war es immer bedenklich, ihnen zu begegnen.
Ich benutzte die Zeit meines Aufenthaltes, die Ruinen in Chelbün in
Begleitung des Scheichs zu besichtigen. Diese liegen an dem Nordwestende
des Dorfes, und bestehen in den Grundmauern, wie es scheint, eines
einzigen sehr ausgedehnten Gebäudes, wahrscheinlich eines Klosters. An
der Südseite desselben fand ich 7 in Einer Reihe neben einander stehende,
halb verschüttete Bogen, deren Bestimmung ich nicht anzugeben vermag,
die aber den Bogen an dem untern Teiche von Jerusalem glichen, und
also wohl eine ähnliche Bestimmung gehabt haben mögen. Der Scheich
erklärte sie echt chelbuniseh für Kaufläden, und meinte, dass hier ein Bazar
der alten Stadt gewesen sei. Den Namen der slten Stadt gab er als D-L:
Beled el kufrije, „Ort des Unglaubens/ 1 an, ein Name, welcher
allen alten christlichen oder heidnischen Ortschaften von den Muhammedanern
gegeben wird. Auf einem wahrscheinlich verkehrt liegenden Quadersteine
nahe dem Eingänge zu diesem Gebäude fand ich eine zweizeilige
Inschrift.37)
An dem Eingang zu diesem wahrscheinlichen Kloster findet sich in
einem Quadersteine eirf Kreuz eingegraben. Mehrere Stücke dicker
Säulen lagen umher, und an einem Hause fand ich ein solches Säulenstück
mit dem Postament verkehrt zur Mauer benutzt. In un bei Chelbün wird
hauptsächlich Wein gebaut; die Trauben sind schön und süss; aber, dahier
nur Muhammedaner wohnen, so wird je tzt kein Wein mehr bereitet, sondern
die Einwohner trocknen die Beeren zu Rosinen, aus denen sie Dibs, Rosinenhonig,
machen. In Damascus dagegen wird Dibs aus frischen Weinbeeren
bereitet, welcher mir wohlschmeckender erschien. Wahrscheinlich
ist diess der Ezech. 27, 18. erwähnte Ort jiäb tl griechisch -jralvßmv, dessen
Wein dort als etwas Vorzügliches genannt wird, und der so berühmt war,
dass nach Strabo Üb. XV. p. 1068 (oder 735 nach ändern Ausgaben) die
persischen Könige ihn von da an ihren Hof bringen Hessen. Vielleicht deuten
die oben erwähnten Sculpturen in der Nähe von Chelbün auf deren derein-
stige Anwesenheit. Ueber die Bereitung des Dibs habe ich oben schon
(S. 49. Anm.) gesprochen. DieRosinen bereitet man auf folgende Weise: Man
macht Lauge aus Asche, und giesst diese mit Olivenöl in eine eiserne
Wanne. In diese legt man die Weintrauben, nimmt sie aber sogleich
wieder heraus, und legt sie 8 — 14 Tage in die Sonne, während welcher
Zeit man sie täglich dreimal mit Wasser besprengt.
Mit Flinte, Pistolen und einer Art Axt bewaffnet begleitete uns am
folgenden Morgen vor Sonnenaufgang der Scheich, ein junger, rüstiger
Mann. E r sollte der Verabredung gemäss bis Bludän mit mir gehen, wusste
sieh aber durch die Versicherung, dass nun keine Gefahr mehr zu furchten sei,
schon früher von mir loszumachen. Der Weg ging anfangs am Fusse der
Gebirge hin. Eine Viertelstunde von Chelbün sahen wir hoch oben in dem
Felsen zur linken Seite eine Menge Höhlen, in Betreff deren ich anfangs
zweifelhaft war, ob sie von der Natur, oder von Menschenhänden gemacht
seien; bald jedoch überzeugte ich mich aus ihrer Unregelmässigkeit in
Betreff der Form und Stellung neben und über einander, dass nur das Erstere
angenommen werden könne. Der Scheich erklärte auch diese nach seiner
Weise für ehemalige Kaufläden, und meinte, dass dort ursprüglich em
Bazar der alten Stadt, und der Raum zwischen den beiden Bergen bis dahin
ausgefüllt gewesen sei. Zur Bestätigung seiner Ansicht zeigte er mir dicht
am Wege einen alten Fries, jedoch fand ich sonst nirgends eine Spur von
alten Gebäuden. Wir ritten dann immer in nördlicher und nordwestlicher
Richtung fort einen hohen Felsen hinan, über dessen breiten Rücken in em
tiefes Thal, und dann wieder den gegenüber liegenden steilen Felsen hinauf,
von dessen Gipfel wir das freundliche Thal, Bludän und Sebdäny, erblickten.
Ein steiler Pfad führte uns hinab nach Bludän, welches am Abhange
des Berges liegt. Der englische Gonsul, Mr. Wood von Damascus jetzt
Generalconsul von Tunis — hatte sich hier eine reizende Villa erbaut. Sie
ist das höchst gelegene Haus in Bludän, und ich stieg bei ihm ab; um ihn
zu begrüssen. Die Frühstückszeit war nahe, und ich musste trotz allem
Widerstreben Theil daran nehmen. E r versicherte mir, dass von da aus
nichts mehr zu fürchten sei, wesshalb wir ohne weitere Bedeckung fort