
Bibliothekziiiimer nur etwa 30, meist gedruckte Bücher, welche theils in
Rom, theils hier erschienen waren, und unter den wenigen Mannscripten
ein einziges von einigem Interesse „über den Ursprung der maronitischen
Secte und ihre stete Vereinigung mit der römischen Kirche von dem antio-
chenischen Patriarchen — denn der maronitische Patriarch nennt sich auch
Patriarch von Antiochien gleich dem griechischen un<^ dem jacobitischen —
Steplianos Petros.*) . Es ist in zwei Theile getheilt, deren ersterer aus 12,
der andere aus 18 Kapiteln besteht, und umfasste einen dünnen Polioband.
Gegen 3 Uhr Morgens, nach unserer Rechnung gegen 9 Uhr, brachen
wir erst auf. Die Mucker mit dem Kaw;ass schlugen den gestrigen Weg
über Bscherre ein, ich aber mit Francis, meinem Diener, und dem Führer,
den ich schon Tags vorher gehabt hatte, wählte einen ändern, langem Weg,
um über Ehden zu gehen f das wir schon am vorigen Tage von Weitem
erblickt hatten, und denselben Weg nicht ein zweites Mal zu verfolgen. Wir
ritten den steilen, gleich dem gestrigen, schwierigen Felspfad an der Seite
des Klosters hinauf, während die Ändern den gegenüber liegenden Felsen
zu erklimmen hatten. Oben auf der Spitze war zwischen 2 hohen Felsstücken
eine Art von Thor, an welchem ich das scheinbar chinesische Zeichen
bemerkte. Jenseits lagen an dem Felsen und in den Niederungen
3— 4 Dörfer. Wir kamen durch eins derselben, an welchem viele Weinberge
und ein Pinienwäldchen war, ritten daneben einen beschwerlichen
Weg hinauf, und dann wieder .etwas bergab, bis wir bei mehreren Quellen
vorüber, die hier in grösser Anzahl fliessen, an Kartoffel- und Durra- (Mais-)'
Feldern, so wie an Maulbeerpflanzungen vorbei nach dem lieblichen Ehden
gelangten, wo, wie in den ändern Dörfern der ganzen Umgegend, die
Bewohner den Sommer über in einer Art von Lauben öder Zeiten zubringen,
die aus dicht zusammengestellten Binsen mit darüber gelegten Blättern und
Laubholz bestehen, und neben ihren Häusern angebracht sind. Es war schon
fast Mittag, und noch hatte ich nichts genossen, selbst nicht einmal Kaffee,
den die Mönche von Qes’haja nicht kannten, daher ich wenigstens nach
Letzterm mich sehnte. Aber in ganz Ehden war weder ein Chan, noch ein
Kaffeehaus; ich war desshalb sehr froh, dass mein Diener, welcher ursprüng-
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lieh Seidenwirker gewesen war, dort seinen frühem Meister besuchte, der
mich zu sich einlud, und mit Limonade und Kaffee bewirthete. Weiter reitend
kamen wir !/4 Stunde von Ehden bei dem maronitischen Klosten Mar Serkis
(Sergius) vorbei, und dann nach Bscherre, welches rechts — südöstlich von
Ehden tiefer, und dicht am Felsabhange liegt. Unterweges begegneten
uns 5 wohlbewaffnete Beduinen, deren es in der Umgegend Viele geben
soll; sie fürchten sich aber, Excesse zu verüben, und verhalten sich ganz
ruhig. Nördlich von Bscherre sahen wir an der Mitte des steilen Kreidefelsen
das freundliche Karmeliter-Kloster, welches nach der Aussage des
Führers sehr alt sein sollte. Diess veranlasste mich, dahin zu reiten. Ich
fand einen freundlichen Mönch, welcher mir sagte, dass es vor 2 — 300
Jahren erbaut sei. E r war aus Turin gebürtig, und schon seit 10 Jahren
dort. Ausser ihm befanden sich in dem Kloster nur noch 2 Väter, welche
zusammen als Missionäre wirken sollen. Das Kloster ist klein, hat nur
wenige Zellen, und eine kleine Kapelle — sie waren aber gerade damit
beschäftigt, eine Kirche dicht daneben zu erbauen. Alles ist zur Hälfte in
den Felgen gehauen, einfach, aber nett und reinlich; man hat von da eine
schöne Aussicht über die nach dem Meere zu laufende Felsschlucht. Die
Mönche haben den Weg nach dem Kloster breit und gangbar gemacht, auch
ein kleines Gärtchen angelegt. Ihre einzige Arbeit besteht darin, dass sie
an Sonn- und Festtagen in Bscherre predigen. S B Nach kurzem Verweilen
ritten wir weiter nach dem Gebirgszug, welcher diese schiefe Hochebene
mit dazwischen liegender Schlucht südlich begränzt. Bis dahin hatten wir
an der Spitze des Berges, unter welchem das Kloster Qes’haja liegt, stets
eine östliche Richtung verfolgt; von nun an wendeten wir uns westlich, und
ritten jenseits der Schlucht theils am Felsabhang, theils entfernter davon
durch und bei mehreren Dörfern vorbei, sahen unten in der Schlucht das
maronitische Kloster Mar Elischa, kamen durch Bakafra, Eräsche, bei
Chasrün vorbei, dem Geburtsort der berühmten Familie Assemani, wie Ehden
der Geburtsort des Georgius Amira, des ersten syrischen Grammatikers,
und des Gabriel Sionita war, und langten 2 Stunden vor Sonnenuntergang,
in der bescheidenen Sommerresidenz des maronitischenPatriarchen, in Dimän,
an. Ich hatte ein Empfehlungsschreiben von seinem langjährigen Freunde,
dem Vater des Dragomans des Pr. Consulats in Beirut, As’ad Täbet, an ihn
mit, welches ich ihm sogleich überreichte. E r empfing mich in seinem
Audienzsaal im obern Stock sehr wohlwollend, ich musste mich neben ihn
P e t e r m a n n , R e i s e im O r i e n t . 2 1