
ihre Anzahl m Hasbaja, einer Filialstation von Beirut, und in Beirut, selbst,
viel bedeutender ist. — In Damaseus haben sie eine kleine Schule, welche
in dem Hause von Mr. Barnett war. Der Gottesdienst, welcher jeden Sonntag,
aber auch nur an Sonntagen, da die Presbyterianer keine Feste anerkennen,
erst arabisch und dann englisch gehalten wird, fand in dem Hause des Dr.
Bolding statt, im Sommer in der offenen Halle, im Winter in dem geheizten
Saale, und besteht in einem kurzen Gebet zu Anfang und zu Ende, und
in einer wörtlichen Erklärung eines Kapitels aus dem neuen Testamente.
Im Allgemeinen bemerke ich nur noch, dass die Wirksamkeit der Missionäre
bis zu dem letzten Friedensschluss nur auf die verschiedenen Con-
fessionen der Christen und der Juden beschränkt war. Die Muhammedaner
durften ihren Glauben bei Todesstrafe nicht abschwören; aber XJGu JÜCfl
„der Unglaube ist e in e Religion;“ also ist diess gleich. Mir wurden
auch zwei Beispiele von Drusen genannt; welche zu dem Christenthum
übergetreten waren, der Eine zu der evangelischen, der Andere zu der
katholischen Gemeinde.
Die Juden haben in Damaseus 8 ordentliche Synagogen und 4 Bethäuser
oder vielmehr Betsäle in Privathäusern. Ihre Zahl wird, wahrscheinlich
auch zu gering auf 5— 6000 Seelen angeschlagen, welche zusammen
in einem besondem, nach ihnen benannten, und an das christliche anstos-
senden Stadtviertel wohnen. Sie sind sämmtlich Rabbaniten, die den Talmud
als ihre Norm anerkennen. Früher gab es in Damaseus auch Käraiten oder
Karäer, welche aber etwa seit 25— 30 Jahren aüsgestorben sind. Die ihnen
gehörige Synagoge verkaufte, wie ich schon oben erwähnte, der letzte
Karäer an die melchitischen Christen, welche sie zu der jetzt bestehenden
Nikolaikirche umbauten. Ausserdem gab es in Damaseus noch Samaritaner,
welche aber ebenfalls ausgestorben sind; jedoch gehört es wohl in das Reich
der Fabeln, wenn diese behaupten, dass die jetzige Umaijaden-Moschee,
ehe sie eine christliche Kirche wurde, ihre Haupt - Synagoge gewesen sei.
Von wissenschaftlichen Werken, von alten Handschriften überhaupt
findet man, so viel ich mich aller Orten erkundigt habe, bei den orientalischen
Juden nichts. Sie ermangeln jetzt durchgehends aller Bildung, wissen
diese nicht zu schätzen, und haben daher auch nichts aus alter Zeit aufbewahrt.
Ich fand in Damaseus eine einzige Handschrift des A. T., die Erwähnung
verdiente. Sie ist in den Jahren 5126 — 5143 d. i. von Erschaffung:
der Welt, also von 1366 — 1383 n. Chr. geschrieben, und enthält in der
Einleitung geschichtliche Notizen bis zu der Zeit des Schreibers, deren
Abschrift von Interesse sein könnte.
Ein Mal wohnte ich einer jüdischen Trauung und Hochzeit bei. Braut
und Bräutigam waren aus den reichsten Familien; die der Braut stand unter
dem Schutz des preussisch - englischen, die des Bräutigams unter dem des
österreichischen Consulats, daher sämmtliche europäische Consulate eingeladen
waren. Um 1 Uhr Mittags waren wir eingeladen, konnten aber erst
gegen 2 Uhr erscheinen. Schon, als wir in den Hof eintraten, schallte
uns aus dem Empfangssaal (.der Qäa) eine gellende Musik entgegen, welche
5 sich und die Ohren der Zuhörer jämmerlich abstrapazirende Instrumente
hervorbrachten, eine Violine, eine Handpauke mit Schellen, die, wie man
auch bei uns zuweilen sieht, abwechselnd geschüttelt und mit der Faust
geschlagen wurde, zwei kleine Pauken, die man mit kleinen Stäben bearbeitete,
und eine Art vonHackebret, Qänün genannt, welches, wie ich
glaube, 6 Octaven h a t, mit Saiten von Eisendraht, die mit den Fingern
betastet wurden. Die Braut sass, als wir in den Saal traten, wie eine
Pagode in der Mitte des D iv an , erhob sich mechanisch und schweigend, um
uns zu begrüssen, und setzte sich dann eben so mechanisch mit untergeschlagenen
Beinen wieder nieder. Obgleich wir glaubten, zu spät zu kommen
, so hatten wir doch die Ceremonie noch zu erwarten, und erst allmälig,
nachdem noch mehr Herren und Damen erschienen waren, füllte sich der
grosse Saal. — Ich hatte desto länger Gelegenheit, die kostbar geschmückten,
von Diamanten, Perlen und Goldstücken strotzenden Damen in Augenschein
zu nehmen, und bedauere nur, dass ich nicht im Stande bin, den
Putz in allen seinen einzelnen Theilen recht genau zu beschreiben. Heber
dem kleinen, niedrigen Fess (Tarbuseh) waren Blumen mit untermischten
Schnüren von Diamanten angebracht, in das lange (falsche) in vielen Flechten
den Rücken herabhängende Haar kleine Goldstücke in Menge eingeflochten;
dieFüsse zierten gelbe Schnabelschuhe, und über den weiten schweren bunt-
seidenen Pantalons trugen sie bunttaftene Tunika’s durch einen persischen
Shawl als Gürtel nachlässig zusammengehalten , während Viele darüber
noch einen seidenen Spenzer hatten. Die Braut war natürlich besonders
reich geschmückt. Ihre Tunika war von grünem Atlas mit Gold durchwirkt
; eine Menge Schnuren von kostbaren Perlen und Goldstücken bedekten
gleich einem Kürass ihre Brust und den Oberkörper. So sass sie fast unbeweglich,
ein wahres Schlachtopfer, mehrere Stunden lang da, d u rfte^ en ig