
lang; darin auch eine Art Kanzel, zu welcher eine Treppe in der 2 Ellen
dicken Mauer führt. Von den Eenstern hat man eine herrliche Aussicht
über die Ebene und das Meer; die Decke ist spitzbogig. An der Thüre sind
3 Wappen, in dem ersten rechts ein steigender Löwe, in dem zweiten ein
grosses Kreuz mit 4 kleinen, in dem dritten rechts oben ein steigender Löwe,
daneben ein gleiches Kreuz, darunter beide vereinigt. Neben dem Rempter
ist der wohl erhaltene Kreuzgang, vor welchem an der ändern Seite die
Kirche, im Hintergrund ein grosses, ehemals gewölbtes, und daneben ein
zweites gleiches Gemach, deren Decke eingefallen ist. In dem grossen findet
sich an allen Eenstern eingegraben , und unten an der rechten Seite der
Thüre /fyQ ? . Neben dem Eingang zu dem Rempter stehen 2 marmorne
offene Sarkophage, der eine ist ganz glatt, der andere oben an den Seiten
mit Köpfen und Arabesken verziert. An der entgegengesetzten Seite des
Kreuzganges führt eine, jetz t vermauerte, Wendeltreppe auf das Dach,
daneben eine ebenfalls jetzt vermauerte Thüre auf 4 Stufen in die Kirche.
Diese, je tzt für den griechischen Gottesdienst gebraucht, ist 20 Schritt breit
und 30 Schritt lang bis zu dem Hochaltar, kuppelförmig gebaut mit je
2 dicken Säulen zu beiden Seiten. Neben der ehemaligen Sakristei links
führt eine Treppe von 27 Stufen auf das Dach, wo noch die Mauer des
Glockenthurmes mit 4 Oeffnungen zu 4 Glocken steht. In der Nähe sind
noch einzelne Mauerreste von ändern Gebäuden, auch viele Häuser von den
Steinen des Klosters erbaut.
Nach etwa einstüpdigem Aufenthalt ritten wir um 4 Uhr weiter, den
Berg vollends hinunter nach dem 1 Stunde nordwestlich davon am Meere
liegenden Dorfe Tzerima, wo wir um 5 Uhr ankamen, und in dem Hause
eines Griechen übernachteten. Dieses Dorf, auch Kirinia genannt, hat nur
Griechen und Türken zu Bewohnern, von denen die Erstem 2/ 3 der Bevölkerung
ausmachen. Hier war nichts zu bekommen als Schiffszwieback,
Oliven und schlechter K ä s e .— Den folgenden Morgen sah ich mich erst in
dem Dorfe um. In dem kleinen Hafen lagen 2 wahrscheinlich türkische
Eregatten. Ehemals war er mit einer Mauer, und in dem Eingang zu beiden
Seiten mit Thürmen eingeschlossen, von denen der eine vielleicht ein Leuchtthurm
war. Von beiden, wie von der Mauer, sind nur noch wenig Ueber-
reste vorhanden. Die Eestung ist noch gut erhalten, nur die Erdwälle an
der Aussenseite sind zerstört, und ebenso der Eestung'sgraben theilweise
halb ausgefüllt. Eine, wie es scheint, nicht mehr in gutem Stande befindliche
Wasserleitung geht nach der kleinen Festung, vor deren Thor eine Zugbrücke
ist. Es sind 2 Moscheen im Dorfe, welches 200 Häuser enthält, von
denen etwa 60 von Türken, die übrigen von Griechen bewohnt sind, und
ein Kaffeehaus. An der Westseite ist noch ein starker Thurm mit einer Mauer
umgeben und mehrere Trümmer. Ausserhalb des Dorfes an derselben Seite
sind noch einige Felsengräber sichtbar. E rst gegen 8 Uhr Morgens ritten
wir fort in westlicher Richtung durch einen Wald von Oliven-, Johannisbrod-
und-Mastixbäumen. Mit Johannisbrod wird hier ein bedeutender Handel
nach Genua getrieben, wohin alljährlich mehrere Schiffe, die von daher
kommen, befrachtet werden. Auch viel Baumwolle wird hier gebaut, und
der beste Tabak auf der ganzen Insel. Dicht am Meere sahen wir unterwegs
eine Kirche und mehrere Ruinen, links an dem Gebirge mehrere
Dörfer, zuletzt Karawa und Lapitho. Dem letztem gegenüber liegt das
alte Kloster, Aschirowiito genannt, eigentlich %o navayuiv a^sioonoiijTor (sc.
aovduQior) d. i. dem „heil. Schweisstuche“ geweiht, von welchem der Bischof
Eulalios ein Stück von Edessa nach Lampusa brachte. Denn hier lag die
alte Stadt ylufijiovau, von welcher noch einige Trümmer zu sehen sind. Das
Kloster ist schön und fest von Quadersteinen dicht am Meere erbaut, und
gewährt eine schöne Aussicht über dasselbe und die gegenüber liegende
Küste von Karamanien. Die alte Klosterkirche mit 2 Kuppeln in der Mitte
bewahrt noch das Stück von dem Schweisstuche Je su, welches ganz in
Silber eingefasst ist. Vor etwa 90 Jahren kamen türkische Räuber aus
Karamanien, die das Kloster plünderten, und Alles in Brand steckten, wobei
auch die Bibliothek in Flammen aufging. Das Schweisstuch wutde erhalten.*)
*) Die Armenier haben über dieses Schweisstuch folgende Legende, welche theilweise
auch von Ändern berichtet wird: Abgar, König von Armenien, welcher in Edessa resi-
dirte(, unternahm eine Reise nach Persien, um einen Streit unter den Söhnen des dort
verstorbenen Königs Arscham zu schlichten, und den ausgebrochenen Bürgerkrieg zu
dämpfen. Auf dieser Reise holte er sich den Aussatz, und zugleich gab sie seinen Feinden
Veranlassung, ihn bei dem Kaiser Tiberius zu verläumden, indem sie diesem vorspiegelten
, Abgar sei nach Persien gegangen, um sich mit diesem Reiche gegen die Römer
zu verbinden. Als diess der armenische König erfuhr, schickte er zu seiner Rechtfertigung
eine Gesandtschaft zd Marinus, deüi römischen Präfecten von Palästina, bewies
ihm seine Unschuld, und bat ihn, sich bei dem Kaiser für ihn zu verwenden, was dieser
auch versprach. Diess geschah 7 Jahr nach seiner Rückkehr aus Persien, im J. 29 n.
Chr. G. — Nachdem die Gesandten sich ihres Auftrags entledigt hatten, gingen sie nach
Jerusalem, um den Heiland zu sehen , von dessen Thaten sie so viel gehört hatten. Sie
waren selbst Augenzeugen seiner wunderbaren Heilungen, und erzählten diess nach ihrer
Rückkehr dem Könige Abgar. Als er es hörte, glaubte er sogleich,, dass Jesus Gottes
Sohn sei; denn, sagte er, solche Wunder kann kein Mensph verrichten, nur Gott ist im
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