
^ Beirut.
thumliehen kostbaren Waffen und Gemmen. — Mittwoch früh ging Herr
Weber mit mir zu Mehemed Pascha, welcher Muschir (Feldmarsehall) und
Pascha von Beirut und Saida ist. Die beiden Kawasse (Polizeisoldaten)
des Generalconsulats gingen mit ihren langen oben versilberten Stäben (nach
Art unserer Schweizer Portiere) voraus, um uns Platz zu machen, der Dra-
goman, As’ad Täbet, ein reicher junger Maronit, folgte uns. Die Kawasse
des Pascha, welcher von unserm Besuch schon unterrichtet war, waren in
dem Hof des Serai aufgestellt, und salutirten. Der Paseha empfing uns in
seinem Selamlik (Audienzsaal), welches rings herum mit Divanen besetzt
war. Wir setzten uns auf seine Aufforderung neben ih n , erkundigten uns
zuerst nach seinem Befinden, und wünschten ihm Glück zu dem Beiram,
dessen letzter Tag gerade gefeiert wurde. Dann überreichte ich ihm mein
Empfehlungsschreiben, welches mir Schewket Bey in Constantinopel gegeben
hatte, worauf er sogleich ein Bujuruldü (einen Befehl an alle Behörden
und Unterthanen seines Paschaliks, mir auf meinen Reisen jeden möglichen
Vorschub zu leisten) ausfertigen liess, und untersiegelte. Mittlerweile brachten
schwarze Sclaven zuerst Pfeifen, dann überzuckerte Mandeln und anderes
Zuckerwerk, darauf Kaffee, und zuletzt Scherbet mit Eis. Von da
begaben wir uns zu seinem Kechja (Stellvertreter), einem jungen Mann
bei welchem sich dasselbe wiederholte. Hier trafen wir einen maronitischen
Bischof, welcher mit einem griechisch-katholischen und einem armenischkatholischen
zu einer Conferenz nach Beirut beordert war, um über den
armenischen Patriarchen in Jerusalem, welcher Unzufriedenheit erregt hatte,
zu entscheiden. Von ihm erfuhr- ich, dass nur wenig altsyrische Codices bei
dem Maroniten zu finden seien-, grösstentheils nur Liturgien und Gebete,
historische Werke gar nicht; und, was noch an guten Handschriften vorhanden
sei, finde sich in der Bibliothek des Patriarchen.
Da wir den nächsten Tag Beirut wieder verlassen wollten, um baldmöglichst
unser vorläufiges Ziel, Damascus, zu erreichen, so hatten wir
uns Pferde dazu durch die Kawassen des Consulats miethen lassen, und H.
Weber überredete uns, vorher einen Proberitt mit ihnen zu machen. Er
selbst mit einem Kawass und B. v. Fälkenhayn begleiteten uns. Beide ritten
junge, muthige Hengste, ich eine Stute. Die beiden Hengste hatten
kaum die Stute gewittert, als sie auch auf dieselbe zueilten; mit Mühe hielten
Beide ihre Hengste zurück, und ritten voraus. Der. Hengst des B. v.
Falkenhayn wurde, je weiter wir kamen, desto wüthender, und bäumte '
Abreise. Der Libanon. 47
fortwährend, so dass dieser zuletzt, da er nicht mit ihm fertig werden
konnte, abstieg, und ihn laufen liess. In Carriere rannte das Pferd zurück,
jl. Weber rief mir zu, dass ich mich retten sollte — ich sprang, so schnell
ich konnte, von dem Pferde, und liess es laufen. Der Hengst lief aber auf
Webers Pferd los, welcher eiligst herunterspringend noch glücklich^genug
war, mit einer leichten Verletzung davon zu kommen. Alle diese Thiere
rannten nun ohne Reiter nach der Stadt zu, der Kawass sprengte ihnen nach,
und erreichte sie. Glücklicherweise passirte kein weiteres Unglück; allein
es stand nun fest bei mir, wo möglich nie wieder eine Stute zu reiten. Wir
gingen nach Hause, packten unsere Sachen, und liessen uns andere Pferde
miethen. Wetzstein kaufte Proviant ein, Brod, Salz, Kaffee, Aepfel, Reis,
eine Wassermelone u. s. w., und das nöthige Koch- und Speise - Geschirr,
so;wie Pulver und Blei; ich aber besorgte mir eine Matratze und Steppdecke
nebst einer Bettstelle zum Zusammenklappen.
Das Packen und Aufladen erfordert in dem Orient bei der Saumseligkeit
der Eingebornen, zumal den ersten Tag der Reise, da die Lasten gleich-
massig vertheilt werden müssen, eine geraume Zeit, so dass wir Donnerstag
den 22ten J u l i , erst gegen 11 Uhr Vormittags Beirut verliessen. Unsere
kleine. Karawane bestand aus zwei schwer bepackten Maulthieren mit zwei
Treibern*) und einem Esel, den diese abwechselnd bestiegen, einem Maulesel
für Rose, und zwei Pferden für Wetzstein und mich. Dazu kam
noch ein Kawass des Consulats von Damascus, welchen Wetzstein-hatte
kommen lassen, mit seiner langen Flinte, den Säbel an der Seite. Eine
grosse Strecke durch den tiefen Sand und das Pinienwäldchen begleiteten
uns freundlichst noch H. Weber und B. v. Falkenhayn; dann ritten wir durch
die nach dem Gebirge hin immer zunehmende Thaleinsenkung auf die steile
Bergkette des Libanon, wo der Weg so beschwerlich war, dass andere
als hiesige Pferde in der ersten Stunde Hals und Beine gebrochen hätten.
Ich kann ihn nur mit einem steilen Berge vergleichen, der gepflastert werden
soll, die Pflastersteine liegen schon darauf und zwar fast den ganzen Berg
entlang, aber lose aufgeschüttet, von verschiedenem Umfang bis zu den gröss-
*) Man nennt diese in Syrien und Arabien „Mucker“ nach dem arabischen
vulg. ¿0? worunter eigentlich ein Vermiether von Kameelen, dann aber auch von
Pferden und Maulthieren verstanden wird.