
Kanney tra , welcher östlicher geht, ans Furcht vor den Drusen und Beduinen
eingeschlagen. An diesem Tage fürchtete aber trotzdem die Karavane
einen Anfall, da man behauptet h a tte , dass auch die Strasse nach Hasbaya
nicht sicher sei.- Uns traf jedoch kein Unfall; nur Ein Mal kamen uns einige
verdächtige Drusen in den Weg, die aber, weil ihre Anzahl zu gering, und
die Karavane wohl bewaffnet war, uns friedlich ziehen liessen. Leider ritten
wir nicht nach Hasbaya, welches links etwas seitwärts von dem Wege liegen
blieb, und, wohin eine schöne, steinerne Brücke mit 12 Bogen über den
Jordan führt, sondern mussten uns bequemen, noch eine Stunde weiter unter
fortwährendem , starkem Regen bis zu dem Suq el Chan ^ L i- I zu
reiten, wo uns endlich unser Karavanenführer gestattete, der Ruhe zu pflegen.
Abermals ganz durchnässt langten wir nach einem siebenstündigen Ritt um
2 1/» Uhr in dem lang ersehnten Chan an, und hofften, hier für die Beschwerden
des Tagemarsches einigen Ersatz zu finden. Die Regierung hatte dieses
Gebäude gleich vielen ändern der Art zum Nutzen und Frommen der Reisenden
fest und dauerhaft aus Quadersteinen mit erhöhten, offenen Hallen
nach dem Hofraum und Ställen dahinter für Pferde und Lastthiere auffuhren
lassen, und die frühem Sultane haben durch solche Chans gleich den persischen
Schah’s das Reisen zur Regenzeit in ihren Ländern, in denen die
Ortschaften so dünn gesäet sind, und bei grössem Karavanen oft nicht genügendes
Unterkommen gewähren, sehr erleichtert. Allein, während in Persien
immer wieder neue und schöne Karavansereien erbaut, und die alten restau-
rirt werden, geräth in der Türkei Alles in Verfall, und niemand denkt jetzt
an die Reparaturen der den Einsturz drohenden Gebäude. So war auch
dieser Chan, ursprünglich aus festen Quadersteinen aufgeführt, je tz t zu einer
Ruine geworden, und ein Blick auf das a lte, verfallene Gemäuer, dessen
Hofraum mit Gras überwachsen w a r, und voller Steine lag, die sich allmälig
losgerissen hatten, machte uns lange unschlüssig, ob wir absteigen, oder
irgend ein anderes Unterkommen suchen sollten. Aber der nächste Ort,
Hasbaya, lag eine Stunde entfernt hinter uns, und der Regen strömte immer
heftiger herab, so dass wir uns genöthigt sahen, das Letztere zu erwählen.
Mittlerweile hatten unsere Reisegefährten die noch einigermassen wohnlichen
Hallen in Beschlag genommen, und wir mussten uns mit einem langen
finstern Gewölbe begnügen, welches nach vom und hinten eine kleine Oeff-
nung hatte. Die letztere war theilweise mit Schutt angefüllt; aber man
sagte u ns, dass durch diese häufig Diebe sich einschlichen. Wir restaurirten
uns an Kaffee und den mitgebrachten Victualien, da der Chandschi (Wirth
oder eigentlich nur Wächter des Chans) nichts als Brod und sauere Milch
hatte, die er von Hasbaya holen musste. Denn legten wir uns nieder. Der
Regen strömte die ganze Nacht hindurch; bald war das Dach erweicht, und
nun regnete es von allen Seiten..auf ans. Dieses und die Furcht vor Dieben,
veranlassten mich, die ganze Nacht aufzubleiben. Da der Regen noch den
folgenden Morgen anhielt, so beschloss die Karavane, diesen Tag noch
liegen zu bleiben, wir jedoch, um durch die Nässe, vor der wir uns nicht
retten konnten, nicht krank zu werden, liessen unsere Sachen aufpaeken,
und ritten mehrere Male durch die starken Strömungen des mit Oleander
bewachsenen Jordan, der i/s Stunde nordwestlich von Hasbaya entspringt,
unter stetem Regen auf dem abscheulichsten, schlüpfrigsten und gefährlichsten
Wege, den ich je gemacht habe, über mehrere Giessbäche, die von
den Bergen herabstürzten, und dicht an Wasserfallen vorbei, bergauf und
bergab in das ziemlich bedeutende Gebirgsstädtchen Hasbaya. In Damascus
hatte ich öfter einen freundlichen Araber gesehen , welcher das Oberhaupt
der evangelischen Gemeinde von Hasbaya genannt wurde. Ich erkundigte
mich nach ihm, und wurde endlich nach vielem vergeblichen 1 ragen
in dessen vermeintliches Haus gewiesen. Der Hausherr war nicht zu Hause,
sondern gerade in der Kirche — es war Sonntag — aber eine junge Dame
in europäischer Kleidung kam heraus, gab sich als dessen F rau zu erkennen,
und nöthigte uns, abzusteigen. Ich erkannte sogleich, dass ich mcht in das
rechte Haus gekommen war; die Frau jenes Arabers, und dessen erwachsene
Tochter hatte ich ebenfalls in Damascus gesehen, beide ganz m arabischer
Kleidung, und diese Dame war viel jünger als die Frau des Arabers.
Daher entschuldigte ich mich bei der jungen Dame, und erklärte ihr, dass
wir durch ein Missverständniss zu ihr geführt worden seien, indem ich sie
zugleich bat, uns nach dem rechten Hause bringen zu lassen. Es half aber
Alles nichts, wir mussten da bleiben, und sie versicherte uns, dass ihr Haus
das rechte, und ihr Gatte der Vorsteher der evangelischen Gemeinde dieses
Ortes sei. Bald darauf erschien auch dieser, versicherte uns dasselbe, und
nöthigte uns ebenfalls zu bleiben. E r war eigentlich Arzt, und hatte zugleich
die Seelsorge der kleinen Gemeinde übernommen. Aus Beirut gebürtig,
und der Sohn eines Armeniers, hatte er auch dort nur seine Studien in der
Medicin und Theologie gemacht, und schien in beiden Wissenschaften gleich
gut unterrichtet zu sein. E r wurde Dr. Hanna genannt; seine Frau war