
des Ackers gelegen, welchen Jacob 1. B. Mos. 33, 19. von den Hemoritern
kaufte, daher auch von den Samaritanern iVliBi! tljybn genannt.
Aeusserlich unterscheiden sie sich von den übrigen Bewohnern der
Stadt nur- durch ihre» Turban. Ihre eigentliche Tracht ist weiss, und weisse
Turbane trugen sie in der frühesten Zeit, wie unter Ibrahim Pascha. Aber
der Mamluken - Sultan, Melik en Nasir, war der Erste, der ihnen befahl,
statt der weissen, welche die muhammedanischen Molla’s (Gelehrten) vorzugsweise
haben, blassrothe Turbane zu tragen, ein Gebot, welches vor
ungefähr 40 Jahren von Neuem eingeschärft, unter Ibrahim Pascha aber
nicht beobachtet wurde, und jetzt abermals in Kraft getreten ist. Die Veranlassung
zu der Erneuerung dieses Gebotes gab ein neuer Gouverneur des
Distriets von Nablus. Als derselbe zum ersten Male durch die Stadt ritt,
begrüssteer den damals noch jugendlichen Hohepriester Saläma, weilereinen
weissen Turban trug, mit den Worten ¿LaAä piLw Seläm ’alaik, „Eriede
sei über Dir.“ Diess ist ein Gruss, den die Muhammedaner nur an ihre Glaubensgenossen
richten; zu Christen und Juden, und überhaupt zu allen Andersgläubigen
sagen sie nur „guten Morgen, Tag oder Nacht.“ Saläma erwiderte
in muhammedanischer Weise, &AJI Jt wa’alaik
es seläm werahmet ulla we berekätu, „auch über Dir sei Eriede, die Gnade
Gottes und seine Segnungen.“, Diess verdross die Begleiter des Bey, und
sie sagten ihm, dass der von ihm Gegrüsste kein Moslem, sondern nur ein
Samaritaner sei; sogleich ritt er zurück, und sagte ihm
. 9
a’tini selämi, „gieb mir meinen Gruss zurück;“ chodu, „nimm ihn,“
erwiderte dieser, und zufrieden gestellt ritt er weiter. Um aber nicht
wieder in diese Verlegenheit zu kommen, gab der Bey sogleich den strengsten
Befehl, dass alle Samaritaner wieder rothe Turbane tragen sollten.
Gleichwohl hat man später aus Rücksicht gegen sein hohes Alter gerade
diesem Saläma allein den weissen Turbanwieder verstattet. Alle Uebrigen
tragen nur in der Synagoge und in ihren Häusern an ihren Sabbathen und
Fe sttagen, u n d , wenn sie in Procession den Garizim besteigen, weisse
Mäntel und weisse Turbane. Die Schuhe, die sie gewöhnlich tragen, kaufen
sie von Muhammedanern, an den Sabbathen und Festtagen aber, und wenn
sie auf den Garizim gehen, ziehen sie Schuhe an, deren Leder von eigen
geschlachteten Lämmern ist. Sie gehen diess, da sie selbst keine Schuhmacher
haben, einem Moslem, der die Schuhe davon anfertigt, und machen
sich ein Zeichen daran, um sicher zu sein, dass er das Leder nicht vertauscht.
Das Haupthaar können sich die Laien scheeren oder auch stehen
lassen, wie ihnen beliebt; aber an den Backenbart dürfen sie kein Scheer-
messer bringen, weil sie die Stellen 3. B. Mos. 19, 27. 21, 5. (von der Ecke
oder Spitze des Haares) wie die Karäer auffassen, und wie auch Luther
übersetzt hat. Die Priester dagegen sind wahre Nasiräer; nie dürfen sie
ihr Haupthaar scheeren lassen; und nur ein Solcher aus der hohepriester-
lichen Familie, an welchen von seiner Geburt an kein Scheermesser gekommen
ist, hat Anwartschaft auf die Priesterwürde.- Da aber bei den Orientalen
die Kopfbedeckung nie abgenommen wird, so ist dieser Unterschied gar
nicht zu erkennen. Eben so wenig ist das andere Kennzeichen der Priester
und derer, welche Priester werden wollen, dass sie nicht gleich den Ändern
einen Schlitz am Aermel haben (nach 3. B. Mos. 10, 6.), bemerkbar. Aber nicht
n ur ausserhalb, sondern auch in der Synagoge unterscheiden sich die Priester
nicht in ihrer Tracht; u n d 1 nur, wenn sie die Gesetzrolle aus dem
Schrank nehmen, hängen sie ein Tuch um den Kopf, welches sie fl"1!? 13
nennen. Das weibliche Geschlecht darf so wenig, wie das priesterliche, das
Haupthaar jemals rasiren lassen. Ich bemerke es darum, weil diess bei den
orientalischen Jüdinnen, in Syrien wenigstens, durchaus geschieht. Diese
lassen sich vor ihrer Verheirathung den Kopf ganz glatt rasiren, auch die
Augenbrauen abscheeren, und tragen statt ihres eignen Haares eine falsche
Perücke mit langen dünnen, und von kleinen Goldstücken durchflochten en
Zöpfen, die Augenbrauen aber ersetzen sie durch einen zierlichen Strich von
schwarzer Farbe, Kochl genannt, womit sie auch die Augenlieder inwendig
bestreichen, um dem Auge mehr Glanz zu geben, und es grösser erscheinen
zu lassen. Wahrscheinlich ist das in dem Orient beliebte ßothfärben der
Nägel und Hände mit Henna auch bei ihnen in Gebrauch. Bis vor etwa
50 Jahren trugen die Samaritanerinnnen gleich den Frauen und Mädchen
der Moslems auch Nasenringe, welche aber in ganz Vorderasien abgekommen
sind, und nur noch in den Gegenden von Bagdad, dort jedoch ganz
allgemein, getragen werden; Ohrringe haben sie nie getragen, und zwar,
wie mir der Priestej versicherte, weil das goldene Kalb daraus bereitet
worden sei. J e tz t sind bei ihnen noch gewöhnlich Halsketten, vorn von
gegliedertem Gold, hinten von Seide, Armspangen, bei Kindern auch Beinspangen
, ferner Stirnbänder von kleinen dicht an einander gereihten Gold-
bei den Armen von Silbermünzen mit Ketten darüber, eine Gold- oder Silberplatte
über dem F e s s , und kleine Goldmünzen in den Haarflechten; und