
sprechen und nichts gemessen. Unaufhörlich spielten dabei die Instrumente,
oder sangen die Musici zu ihrem Spielen, zuweilen unterbrochen durch das
Jauchzen der Damen und laute Glückwünsche. Endlich ertönte aus dem
Vorhofe (vor dem eigentlichen Hof, welcher bei den Muhammedanern das
sogenannte Harem einschliesst) der liebliche Schall einer Pauke und Pfeife
zum Zeichen, dass der Bräutigam im Anzuge sei. — Zuerst kamen die
verwandten Damen des Bräutigams, durch das Jauchzen der weiblichen
Gesellschaft empfangen, dann mit denselben Acclamationen er selbst mit
grossem Gefolge von Verwandten und Freunden. Vorher hatte man, obgleich
es heller, lichter Tag war, Lampen um das Bassin-, und vor einem in der
offenen Halle, dem sogenannten Liwän, aufgerichteten Thronhimmel zwei
grosse Leuchter angezündet. Unter diesen Thronhimmel wurde, nachdem
der Bräutigam von den Anwesenden begrüsst worden war, die Braut, der
ein weisser durchsichtiger Schleier übergeworfen wurde, von zwei Damen
geführt, und auf den Divan gestellt, wobei sie fortwährend, wie während
der ganzen folgenden Ceremonie, die Augen zuhalten musste.— DreiBab-
biner stellten sich nun an der Seite auf, der Bräutigam vor ihnen, und reci-
tirten halb sprechend halb singend lange hebräische Gebete, deren Inhalt
ich aber, obgleich ich dicht dabei stand, weil sie nicht vernehmlich und mit
rasender Schnelligkeit gesprochen wurden, doch nicht verstehen konnte.—
Ein dem einen Babbinen gereichtes Glas voll Wein, worüber er ein Gebet
sprach, gab er wieder zurück, und empfing ein anderes leeres Glas, um es
auf die Erde zu werfen, so dass es in Stücke zersprang. Darauf liess er sich
abermals ein Glas voll Wein geben, trank erst daraus, gab dann dem Bräutigam
zu trinken, und setzte es auch der Braut unter dem Schleier
an den Mund. Sodann nahm er von dem Bräutigam einen goldenen Siegelring,
steckte ihn der Braut an die rechte Hand, „wobei der Bräutigam
geloben musste, sie nicht zu verlassen u. s. w ., und endlich las ein anderer
Babbiner den Heirathscontract vor, worin die Mitgift für den Bräutigam,
und die Summe, die er seiner Frau bei etwaiger Trennung der Ehe auszusetzen
versprach, angegeben war-v^p Nachdem damit die Feierlichkeit
beschlossen war, rauchte man, trank Limonade und Kaffee, ass allerhand
Süssigkeiten, überzuckerte Aprikosen, Citronat u. s. w ., und trennte sich
endlich. —
N o s a i r i e r giebt es in Damascus mit Ausnahme derer, welcheunit Gewalt
als Soldaten gepresst worden sind, wahrscheinlich gar nicht, oder doch nur
sehr Wenige; dagegen sind die D r u s e n in grösser Anzahl vorhanden. Man
schätzt ihre Seelenzahl auf 4^*^6000, welche sämmtlich auf dem Meidän
wohnen, d. i. in dem Stadtviertel, welches bis zu dem a J J t Bab Allah
„Gottesthor“ sich erstreckt, und aus einer breiten, langen und geraden
Strasse mit mehrern Nebengässchen besteht. — Da die Drusen selbst
durchaus nichts von ihrer Beligion an Andersgläubige verrathen dürfen,
so konnte ich auch nur von Christen und Juden einige Notizen über sie
erlangen, welche ich hier mittheilen werde. Sie sind theils von dem mehrerwähnten
melchitischen Priester Anton Bulad, theils von dem Dragoman
des Preussischen Consulats in Damascus, Mr. Dawud, theils endlich von
Dr. Hanna, einem Araber, der zugleich die Seelsorge für die evangelische
Gemeinde in Hasbaya au sü b t, theils auch aus mündlichen Mittheilungen
Anderer geschöpft.
Sie sollen sich gegenseitig theils an einem bestimmten Händedruck,
theils an einer bestimmten Begrüssungsformel erkennen, welche nach der
gewöhnlichen Begrüssung Einer dem Ändern sagt: „Bist du von denen,
welche die Ehliledsch (eine Balsämstaude, myrobalanum) in die Herzen der
Gläubigen säen?“ Ihren Müttern, so versicherten mir Augenzeugen, erweisen
sie göttliche Verehrung; jeden Morgen, wenn sie ausgehen, legen sie
ihre Waffen, oder, wenn sie deren nicht haben, ihre Messer vor ihnen hin,
werfen sich nieder, beten, und lassen sich von ihnen zu ihrem Werke
segnen, ¡sg|ä Sie glauben, dass Gott den Menschen zu Anfang sich persönlich
geoffenbart und ihnen befohlen habe, ihn allein anzubeten. Später
sei der Satan gekommen, und habe ein Gleiches verlangt. Da fielen Viele
von Gott ab, und wendeten sich zu dem Satan; diejenigen aber, welche
standhaft bei ihrem wahren Glauben beharrten, waren die Drusen; sie haben
sich nicht nur bis heute so erhalten, sondern werden auch ihrer Meinung
nach auf ewig als der Kern der Menschheit bestehen bleiben, unbefleckt von
dem Kultus des Satans, von welchem Muhammedaner, Christen und Juden
verunreinigt sind. Daher vermischen sie sich auch nicht mit ihnen, und
mögen keine Proselyten unter ihnen machen. Alle Ändern sind erst später
zu der Erkenntniss des Einen Gottes gelangt. Die Seelenwanderung von
einem Drusen zum ändern, nicht aber in Thiere, erhält sie fortwährend in
gleicher Anzahl; sie glauben, dass,“ wenn Einer bei ihnen stirbt, derselbe
sogleich in China wieder auferstehe; von da meinen sie, werden sie dereinst
mit Heeresmacht ausbrechen, und Stambul erobern. Daher sind sie sehr
P e t r e m a n n , R e i s e im O r i e n t . 1 0