
sichert wurde, 24 verschiedene Melodien haben, nach denen alle Gesänge
gesungen werden, dass sie aber Gesang wie Instrumentalmusik nur nach
dem Gehör erlernen. — Noten haben sie nicht. *) Diese finden sich erst,
seit Donizetti Kapellmeister in Konstantinopel is t, hier und da bei der Militärmusik.
Die Sänger aus dem Volke, welche in der Kirche singen, werden
genannt. Ein Gesang von einem Einzigen gesungen heisst J ly »
Mowal — wenn ein ganzer Chor mit Instrumentalbegleitung singt, so nennt
man diess o ’ „Arbeit;“ wenn aber bei Instrumentalbegleitung Einer zu
singen anfangt, und dann die Ändern einfallen, so wird diess sS x i. genannt.
Es ist merkwürdig, wie die Araber, deren Musik unser Ohr auf das Höchste
beleidigt, für die unsrige gar keinen Sinn haben. Einst, so wurde mir
erzählt, kamen Tyroler Sänger nach Damascus. Der englische Consul, Mr.
Wood, veranstaltete in seiner Wohnung eine musikalische Soiree, wobei die
Tyroler Ausgezeichnetes leisteten. E r hatte dazu ausser den Europäern
auch die vornehmsten und gebildetsten Araber eingeladen. Mehrere der
Letztem entfernten sich heimlich während das Concerts, Andere schliefen
dabei ein; und, als er sie wohlgefällig am Schlüsse fragte, wie ihnen der
Gesang gefallen habe? entgegneten die Aufrichtigsten unter ihnen nach
einiger Zögerung, er möge es nicht übel deuten, ihr Geschmack in Betreff
der Musik sei ein von dem seinigen verschiedener.
In Beziehung auf die ebenfalls früher (S. 26.) erwähnten Marionettenoder
Schattenspiele, Qara Goz „Schwarzgesiebt“) , arabisch eigentlich
.-.MI . genannt, in denen 2 Figuren Qara Goz und Aiwäs die Hauptpersonen
spielen, wurde mir ihr Ursprung folgendermassen erzählt: Die
genannten beiden Personen waren Possenreisser (Hofnarren) bei einem
Sultan, und hatten strengen Befehl, ihre Vorstellungen bei keinem Ändern
zu geben. Nachdem sie dieses Verbot jedoch übertreten, und der Sultan
davon Kunde erhalten hatte, befahl er seinem Vezier, sie zu köpfen, was
nur zu eilig geschah. Denn alsbald bereute der Sultan seine Uebereilung,
und drohte dem Vezier mit der Todesstrafe, wenn er die Künstler nicht
*) Für den Kirchengesang allein sollen Koten existiren, vielleicht in der Weise,
wie die armenischen, und diese werden ^3*ge.nannt. Sonst braucht man zur
Bezeichnung derselben das Wort
j ,ljü ! (p I - v o n p ju , welches eingentlich „Melodie1
ansdrückt
binnen drei Tagen wiederbrächte. In grösster Angst lief der Unglückliche
rathlos umher, und fand endlich einen Derwisch, welcher ihm versprach, die
Geköpften wieder zu schaffen.— Derselbe fing in der See zwei grosse Fische,
zog ihnen die Haut ab, machte zwei menschliche Gestalten daraus, und gab
ihnen Gesichter. Dem Sultan wurde nun gemeldet, dass die Verlangten
bereit wären, allerlei Kurzweil vor ihm zu treiben, aber aus Scham nur
hinter Coulissen. Die Vorstellung gefiel dem Sultan, und er wollte den
Possenreissern eine Belohnung darreichen. Da trat der Dorwisch hinter der
Leinwand h erv o r, und sagte zu ihm: ,,Ist es denn mögich, dass ein Todter
wieder zum Leben zurückkehre?“ worauf der Sultan demselben unwillig
die Belohnung hinwarf. Von dieser Zeit an soll die Verbreitung dieses
Spiels datiren.
Endlich belustigen sich auch die Muhammedaner durch das Trinken
des Kaki, | eines von ausgepressten Weintrauben oder Rosinen (in
Bagdad von Datteln) bereiteten Liqueurs. Dieses ist erst seit der Zeit von
Ibrahim Pascha, durch dessen Armee eingeführt, sehr in Gebrauch gekommen;
früher stand die Todesstrafe auf Betrunkenheit. — Man kommt
zusammen, und wählt einen Sultan, vor welchem der Raqi und ein kleines
Glas steht. E r trinkt zuerst drei Gläser, und giebt dann Jedem der Reihe
nach ein volles Glas. Verlangt Einer wieder zu trinken, so schenkt sich
erst der Sultan ein volles Glas ein, trinkt es aus, und giebt dann dem Verlangenden
zuerst, nachher aber auch jedem Ändern ein volles Glas. Der Sultan
kann aber auch aus eigner Machtvollkommenheit sich und J edem einschenken,
und Keiner, der das erste Glas getrunken, darf die ändern verweigern. Da
es überdiess für eine Schmach gilt, die Annahme des dargebotenen Getränks
auszuschlagen, so lät sich ermessen, zu welchen Unmässigkeiten diess führt,
und wie glaublich es ist, dass Mancher in Folge davon auf der Stelle
gestorben ist. Während früher sogar der Sultan genöthigt gewesen sein
soll, jedes Mal, wenn er ein Glas für einen Ändern einschenkte, zuvor ein
volles auszutrinken, ist man in Konstantinopel lange nicht so unmässig, wo
Jeder wenigstens sein eignes Glas hat , welches er nach eignem Belieben
füllen lässt. — Auch die Frauen in den Harems ¿ollen den Raqi lieben. —
Ausserdem wird von Muhammedanern, Christen und Juden auch Wein
getrunken, welcher aus den Trauben des Libanon bereitet, und ä, Flasche
1 Piaster === 2 Sgr. verkauft wird. Es giebt säuern und süssen; der erstere
hat einen dem französischen Rothwein ähnlichen Geschmack. Auch diesen