
den , lag in Ruinen. Wir ritten dann weiter, und kamen nach etwa einer
Stunde bei dem Chan Dimas vorbei, welcher mit dem kleinen, von .Frucht-
bäumen umpflanzten Dorfe an dem gegenüber liegenden Berge ist, getrennt
von uns durch eine Schlucht, welche von einem reissenden Bach mit
trefflichem Wasser durchströmt wird. Hier beginnt das Gebiet vqn Da-
maseus, und Gränzwächter hielten uns auf. Da wir vergessen hatten, von
Beirut ein le zk e re mitzunehmen, d. i. eine Bescheinigung, dass wir keine
zollbaren Gegenstände bei uns führten, welche jeder Fremde ohne alle
Schwierigkeit, und ohne dass man sich von der Wahrheit überzeugt, durch
die Vermittelung seines Consuls erhält: so schickte Wetzstein seinen Ka-
wass ihnen entgegen, und liess sie durch ein kleines Bakschisch d. i. Geldgeschenk
abfinden. Noch mehrere kahle Bergrücken mussten wir dann
übersteigen, und gelangten endlich in eine Hochebene, an deren Gränze
wir unser Nachtquartier aufschlagen wollten. Wir waren froh, das reizende
Dorf, welches wie eine Oase in der baumleeren Gegend in der Tiefe an den
Ufern des Barada gelegen uns entgegenlachte, mit Sonnenuntergang zu erreichen.
Mit Ausnahme der Häuser oder vielmehr Lehmhütten mit platten
Dächern gleicht Häme (äLoLa.), so heisst es, einem sächsischen Dorfe, und
enthält Gärten mit Aprikosen-, Aepfel-, Quitten- und ändern Bäumen
besetzt, und durch Kanäle des Flusses bewässert. Wetzstein hatte seinen
Kawass vorausgeschickt, um bei einem Landmann ein Unterkommen für
uns zu suchen, da wir nicht in dem Chan übernachten wollten. Bald war
es ihm gelungen, ein solches ausfindig zu machen, und zwar bei einem Seid
d. i. Nachkommen des Muhammed, als welchen er sich durch seinen grünen
Turban kenntlich machte, Namens Hasan Abu Muhammed, einem jungen, liebenswürdigen
Manne. Seine Familie bestand aus ihm, seiner Frau, deren Mutte
r, und zwei Kindern. Diese bewohnten ein kleines, nur mit e in em bewohnbaren
Zimmer versehenes Häuschen, an welches ein kleiner Garten stiess.
Die freundliche junge Frau breitete sogleich Teppiche a u s , und machte ein
lustiges Feuer auf dem in dem Garten angebrachten Kochheerd, um Kaffee,
Pillau n. s. w. zu kochen, während die einzige Christin des Dorfes, nachdem
alle ihre Verwandten, und ihre früher sehr zahlreichen Glaubensgenossen
ausgestorben waren, uns Aepfel brachte. Nach dem Essen räumte uns
die Familie ihr einziges Zimmer ein, und bereitete sich ihr Lager unter einer
Weinlaube vor dem Hause. Wir schliefen lange, und waren kaum mit dem
Frühstück fertig, so kam auch schon Besuch aus dem nur noch etwa drei
Stunden entfernten Damaseus: der Dragoman des preussischen, die Kanzler
des preussischen und englischen Consulats, Kaufleute und Handwerker, welche
unter preussischem Schutz stehen, im Ganzen über 20 Personen, denen
sich auch Abdullah Efendi d. i. der Dr. Hamrnerschmidt*) aus Wien, angeschlossen
hatte, welcher bei der Einnahme von Wien zu den Conseribirten
gehörte, aber wie durch ein Wunder glücklich entwischte, dann unter Bern
diente , und mit ihm entkam. In Damaseus war er als Oberarzt bei dem
Hospital angestellt, bezog einen Gehalt von 1125 Piastern monatlich, und war
Kenegat geworden, übrigens aber ein liebenswürdiger Mann und anscheinend
auch ein guter Arzt. In seiner Begleitung war seine erwachsene Tochter
und sein Sohn, welcher mit seinem Vater gekämpft hatte , von den Oesterreichern
gefangen, als Gemeiner eingesteckt, aber später auf besondere
Verwendung wieder freigegeben worden war.
*) Dr. Hamrnerschmidt war Präses des Gerichts der Wiener gewesen, and batte bei
dem academischen Corps mit gefochten. Bei der Einnahme von tV ien war seine Familie
in der Vorstadt, er seihst mit seinem Sohne im Innern der Stadt. tV indisehgrätz hatte
seine Auslieferung verlangtj er hatte sich deshalb, da er nach der Einnahme der Stadt
nicht mehr herauskonnte, seinen Bart geschoren, und war als Weinbändler in einem
Gasthof eingekehrt. Dort war er noch drei bis vier Tage geblieben, bis er von einem
Offizier der steierischen Jäger getroffen und erkannt wurde. Diese hatte er, als Wien
schon ganz eingeschlossen war, glücklich in die Stadt gebracht, und derselbe wollte ihn
nun aus Dankbarkeit dafür wieder retten. Der Erzherzog Johann hatte sich für die
steierischen Jäger verwendet, und ihnen freien Abzug ausgewirkt. Jener Officier gab
ihm und seinem Sohne die Hamen von Gebliebenen und deren Kleidung, und so kamen
Beide glücklich durch, ohne erkannt zu werden. Bern war gleich den ersten Tag mach
der Einnahme von Wien in anderer Uniform entkommen. Hammerschmidt ging mit seinem
Sohne nach Gratz, von da nach Ungarn, und ward Oberarzt hei Bem. mit welchem,
er nach der Türkei entfloh.